Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Breisig Bernd Weidenbach übergibt an Nachfolger Marcel Caspers

„Ich habe meine Pflicht getan und viel Spaß an der Kür gehabt“

15.10.2020 - 14:10

Bad Breisig. Nach 16 - jähriger Amtszeit scheidet Bernd Weidenbach als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Breisig aus und übergibt an seinen Nachfolger Marcel Caspers. Der BLICK aktuell besuchte Bernd Weidenbach an seinem letzten Arbeitstag im Rathaus. Zwischen Umzugskartons und Abschieds-Blumensträußen, die auf den Auszug am kommenden Tage hinweisen, beantwortet der scheidende Verwaltungswirt unsere Fragen.

BLICK aktuell: Im Rückblick auf eine so langjährige Tätigkeit gibt es mit Sicherheit schöne und weniger schöne Erinnerungen. Was würden Sie als d a s Erfolgserlebnis Ihrer Amtszeit sehen?

Bernd Weidenbach: Da fällt mir spontan die Gründung der ersten Anstalt öffentlichen Rechts in Rheinland-Pfalz zur gemeinsamen Durchführung der Abwasserbeseitigung mit einer anderen Verbandsgemeinde (Brohltal) ein, der Beschluss über den Anschluss von Gönnersdorf und Waldorf an die Kläranlage Sinzig, die gemeinsame Wasserversorgung mit Sinzig und nicht zu vergessen die Tatsache, dass ich das Land für die über 4-Millionen-Förderung „Aktive Stadt“ für Bad Breisig gewinnen konnte und auch, dass ich es 2014 geschafft habe, das Land zu überzeugen, den Kurpark Bad Breisig in den Geltungsbereich „Aktive Stadt“ komplett einzubeziehen.

BLICK aktuell: Wann fand bzw. findet die offizielle Übergabe an den Nachfolger Marcel Caspers statt?

Bernd Weidenbach: Eine direkte formale Übergabe zwischen uns beiden wird es nicht geben. Ich bin zum 7. Oktober ausgeschieden. Marcel Caspers wird im Verbandsgemeinderat durch den 1. Beigeordneten Hans-Josef Marx Ende Oktober ernannt und ins Amt eingeführt. Alles, was zu besprechen ist, tauschen Marcel Caspers und ich bis dahin aus und haben dazu auch schon die letzten Wochen nach der Wahl intensiv und vertrauensvoll genutzt.

BLICK aktuell: Es gab - auch im Kommunalwahlkampf Kritik an einer zu „aufgeblähten“ Verwaltung. Wie stehen Sie dazu?

Bernd Weidenbach: Es ist eine Typik der Breisiger Politik, dass einige Wenige immer wieder versuchen, sich mit dem Ziel der Erlangung des eigenen politischen Vorteils zu Themen öffentlich negativ zu äußern, ohne sich vorher die Mühe zu machen, sich über genaue Fakten zu informieren. Leider wird das hervorragend motivierte und kompetente Rathaus-Team durch solche Äußerungen immer wieder diskreditiert. Das macht das Arbeiten für die ganze Mannschaft zunehmend schwer. Beim Rathaus von Überbesetzung zu reden, ist leider völlig falsch. Bevor man Köpfe vergleicht, muss man Arbeitsverträge sowie Breite und Schwierigkeit der zu erledigenden Aufgaben kennen. Verschiedene Kommentatoren machen sich die Mühe leider nicht, das zu erfragen, bevor sie sich äußern. Vielleicht ändert sich das künftig.

BLICK aktuell: Vom Bund kommen Versprechen wie z. B., die Kindergartenplatzgarantie, mit der die Kommunen dann organisatorisch und finanziell fertig werden muss. Parallel dazu gibt es einen schlechten Durchfluss des Geldes von Berlin über Mainz bis ganz nach unten. Warum läuft das gerade bei uns in Rheinland-Pfalz so schlecht?

Bernd Weidenbach: Diese Frage muss man der Landesregierung stellen. Fakt ist aber, dass Rheinland-Pfalz den zweitschlechtesten kommunalen Finanzausgleich in ganz Deutschland hat.

BLICK aktuell: Sie wollten keine Abschlussfeier. Hätte Sie eine derartige Zeremonie zu traurig und den Abschied noch schwerer gemacht?

Bernd Weidenbach: Ich habe nicht auf meinen letzten Arbeitstag gewartet. Meine Arbeit macht mir bis zur letzten Sekunde Spaß. Aber ich gehe nicht traurig und nicht mit Wehmut. Die Entscheidung, kein drittes Mal zu kandidieren, halte ich insbesondere aus Respekt vor dem Amt des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Bad Breisig für richtig. Schon im Januar, als ich diese Entscheidung der politischen Führung der Verbandsgemeinde mitgeteilt habe, war es ein klar formulierter Wunsch von mir, auf eine Abschiedsfeier zu verzichten. Eine solch groß aufgezogene Feier passt nach meiner Meinung nicht mehr in die heutige Zeit und ist mittlerweile ohnehin durch Corona fast unmöglich. Außerdem: Wenn ein langjähriger Mitarbeiter, sei es bei uns im Rathaus, sei es in der Privatwirtschaft, ausscheidet, wird auch kein großer Bahnhof gemacht. Das will ich auch für mich nicht. Ich habe 16 Jahre lang alles und manchmal auch mehr gegeben. Aber das ist für mich selbstverständlich, wenn man die Position eines Bürgermeisters ausfüllen darf. Das muss nicht besonders gewürdigt werden. Ich habe meine Pflicht getan und viel Freude bei der Kür gehabt!

BLICK aktuell: Inwieweit hat Corona als unvorhergesehenes Ereignis die letzten Monate Ihrer Amtszeit überschattet?

Bernd Weidenbach: Was Corona anbetrifft, da gibt es einige Aspekte, an die ich denke, wenn ich das Wort höre. Mit Sicherheit wird uns Corona noch einige Zeit begleiten. Was aber hoffentlich bleibt, wenn die Pandemie bald einmal vorbei sein wird, ist der Zusammenhalt, den die Gemeinschaft als Folge gelernt hat.

Dieser ist auch in unserer Verbandsgemeinde in hervorragender Form gezeigt worden. Darüber hinaus hat Corona bei mir dazu geführt, dass ich mich selbst ein Stück weit isolieren musste, weil ich persönlich gesundheitliche Vorbelastungen habe. So konnte ich z. B. auch nicht so viel unter die Menschen gehen, die mir ans Herz gewachsen sind, mit ihnen reden oder in die Stadt, in die Gemeinden oder zu Veranstaltungen gehen, so wie es mir lieb gewesen wäre. Aber das ist nun einmal nicht zu ändern.

BLICK aktuell: Welchen Wunsch geben Sie den Menschen in der Verbandsgemeinde mit auf den Weg?

Bernd Weidenbach: Wenn ich gefragt werde, was soll von mir nach 16 Jahren Amtszeit bleiben, dann sage ich, ich möchte gerne als Mensch Spuren hinterlassen haben.

Und genau das ist auch das, was ich der Stadt Bad Breisig und der gesamten Verbandsgemeinde wünsche, dass bei allen schwierigen Entscheidungen in der Kommunalpolitik so gehandelt wird, dass die Menschlichkeit im Vordergrund steht, dass sich die Menschen in ihrer Heimat wohlfühlen, den großen Wert ihrer Heimat erkennen, sich optimistisch und positiv mit einbringen können, dass mit möglichst wenig Streit stets der Kompromiss gefunden werden kann, der zum besten Ergebnis führt.

KMI

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