BI „Lebenswerte Stadt“
Mehr Fragen als Antworten
Bad Neuenahr-Ahrweiler. BürgerInnen sehen Neuplanungen entlang des Kurparks kritisch und hinterfragen, ob die Pläne nach der Flut nicht andere sein müssen, also davor.
Für den Juli plant der Stadtrat, die zukünftige Gestaltung des Kurparkareals zu thematisieren. Überarbeitete Entwürfe zeigen die Konzerthalle schlichter und einfacher. So ließe sich einsparen, denn zugleich würden neue Mehrkosten durch Hochwasserschutzmaßnahmen entstehen. Ungläubig rieb sich wohl mancher Bürger bereits im Vorfeld die Augen und manche Bürgerin runzelte die Stirn. Die BI „lebenswerte Stadt“ sammelte ihre Fragen:
1. Warum dort? Warum darf in diesem offensichtlich hochwassergefährdeten Gebiet überhaupt gebaut werden? Wie wird begründet, dass ein erneutes Hochwasser den gesamten Park, aber ausgerechnet die Baufläche der Konzerthalle und weiterer Gebäude entlang der Kurstraße nicht überschwemmen wird (s. dazu die die Übersichts- und Detailkarte der Wasserwirtschaftsverwaltung Rheinland-Pfalz vom September 2021)?
2. Warum Weiße Wanne? Als Hochwasserschutzmaßnahme für die Konzerthalle wird eine „Weiße Wanne“ (WU-Beton) geplant. Diese schützt allerdings nur gegen steigendes Grundwasser, nicht gegen eine Überflutung. Im Gegenteil! Sie ist gefährlich, da die Wanne mitsamt Konzerthalle schnell angehoben wird und sich wieder senkt, was zu enormen Bauschäden führt (Risse und Brüche in der Wanne und der Bausubstanz).
3. Wer rechnet denn da? Die Medien- und die Veranstaltungstechnik war in den ersten Entwürfen nicht geplant und einkalkuliert. Wie ist das möglich, dass eine dermaßen wichtige Ausstattung nicht einkalkuliert wird? Und man fragt sich: kommen noch mehr Überraschungen dank vergessener weiterer Gewerke dazu?
4. Wer hat den Hut auf? Die von Anfang an wenig geliebte Konzertmuschel ist durch die Flut beschädigt und wird gerade „madig geredet“: sie entspräche nicht zeitgemäßen Energiestandards. Wie kann es sein, dass eine Auflage des Denkmalschutzes mir nichts dir nichts außer Acht gelassen wird - und warum klappt die Kombination alt:neu anderenorts problemlos?
5a. Was entsteht da? Welches Nutzungskonzept liegt eigentlich diesem Neubau zugrunde?
Ein Konzertsaal im eigentlichen Sinn ist er nicht; es fehlen Stufungen und Bühne.
Als Vortragsraum ist der Saal mit 450 Plätzen deutlich überdimensioniert. Die für einen Multifunktionsraum notwendige Technik und vor allem Flexibiltät in der Raumgestaltung sind nicht gegeben.
5b. Auf der Höhe der Zeit? Auch die integrierte Stadtbibliothek erfüllt nicht aktuelle Anforderungen einer solchen, denn sie werden heute als Bildungs- und Medienzentren verstanden, in denen Aufenthaltsqualität und multifunktionale Nutzung Menschen und Bildungsakteure zusammenbringen und die so ihren Beitrag zu einer Wissens- und Informationsgesellschaft leisten. Hier nicht, weil sie dafür zu klein konzipiert wurde. Auch anvisierte Synergieeffekte durch Mitnutzung anderer Räume im Gebäude werden sich nicht einstellen, weil diese gar nicht darauf ausgelegt sind: Eine öffentliche Veranstaltung (Lesung, Vortrag) im halligen Foyer (Raum des Gastes) oder im Konzertsaal? Unvorstellbar.
6a. Zukunft Rentmeisterei? Die alte Stadtbibliothek/ Rentmeisterei soll versilbert werden, um die neue Pracht zu finanzieren. Wie will man einem drohenden Abriss dieses historisch sehr wertvollen und denkmalgeschützten Gebäudes entgegentreten? Warum wird es nicht einfach baulich ertüchtigt, da es für eine Bibliothek zeitgemäßen Verständnisses (siehe Pkt. 6) alle Voraussetzungen mitbringt?
6b. Baupläne bis zur Ahr? Bestehen noch die Pläne, u. a. Kurparkflächen entlang der Kurgartenstrasse zur Finanzierung zu veräußern? Geht das angesichts der Hochwassergefährdung überhaupt noch guten Gewissens und wäre das verantwortungsvoll? Oder baut hier das Finanzierungskonzept im wahrsten Sinne auf Sand?
7. Warum Sonderbehandlung? Die Verantwortung für den Neubau übertrug man der „Ahrtal und Bad Neuenahr-Ahrweiler Marketing GmbH“ (ABMG). Warum wurde es einem zukunftsweisenden Gesamtkonzept der Wiederaufbau- und Entwicklungsgesellschaft entzogen und welche Idee liegt dieser Entscheidung zugrunde?
8. Wie sieht das Gesamtkonzept aus? Mit Blick auf sämtliche Parks und Alleen, sowie die Kliniken und Hotels, stellt sich die Frage: Welches zukunftsweisende stadtplanerische Konzept wird nach der Flut hier angestrebt? Wie denkt man das Bad von morgen? Wird der Kurpark eine Happening-Meile mit vielen Events und Rummel, so wie es sich derzeit abzeichnet? Wird er ein Erholungs- und Wellnessraum mit qualitativ guten Angeboten im Bereich Gesundheit und Badekultur gemäß dem Standard europäischer Kur- und Badestädte - so nimmt es Architekt Pilhatsch für die neue Konzerthalle in Anspruch? Oder will man von allem etwas?
Zuguterletzt: Wann geben die EntscheidungstägerInnen den Bürgerinnen und Bürgern zufriedenstellende und schlüssige, zukunftsweisende Antworten?
Pressemitteilung
der BI „Lebenswerte Stadt“