Die Saison 2021/22 der Drachenländer Volleys
Der Underdog der Regionalliga
Wachtberg. Als die Damen der ersten Volleyballmannschaft vom SV Wachtberg Ende Oktober 2021 nach gut einem Jahr ohne Wettkampf in die neue Spielzeit starteten, waren alle top motiviert, die Mannschaften gegen die sie in der Vorrunde Punkte holen müssen gescoutet und die Ziele klar definiert. Mission: Klassenerhalt. Nachdem sie im ersten Spiel gegen die SG Langenfeld vor knapp hundert Zuschauer:innen die ersten drei Punkte auf ihr Konto verbuchten, wurden unter der Dusche schon Lieder vom Aufstieg gesungen. Nun ja, Bescheidenheit ist keine ihrer großen Tugenden.
Mit dem nächsten Gegner, den Damen von PTSV Aachen standen ihnen dann keine Unbekannten gegenüber. In den vergangenen Spielzeiten hatten sie sich die den ein oder anderen Fight geliefert, mal erfolgreich für die Kaiserstädterinnen, mal erfolgreich für die Wachtbergerinnen. Auch in dieser Partie schien es ein echter Volleyballkrimi zu werden, der sich über fünf Sätze zog. Diesmal mit dem erfolgreicheren Ende für Aachen. Zu allem Überfluss kugelte sich Wachtbergs Zuspielerin Sarah Prange im Tiebreak den Daumen aus, wodurch sie nicht nur für den Rest dieser Begegnung, sondern bis Ende des Jahres spielunfähig war.
Doch Sarah war nur der Anfang des bevorstehenden Verletzungspechs. Es folgte Lone Winter, die sich einen knöchernen Kapselabriss im Finger zuzog, Laura Schwarz mit offenem Bruch (im Spiel gegen Düsseldorf) am kleinen Finger und Melina Fischer mit Gehirnerschütterung, um nur die dramatischen Fälle zu nennen und von Coronainfektionen ganz zu schweigen. Hinzu kam, dass die letzte verbliebene Mittelblockerin Verena Richter verkündete, dass sie erfreulicherweise Nachwuchs erwartet und damit auch zum Jahreswechsel die Volleyballschuhe vorerst an den Nagel hängen muss. Wer jetzt aufgepasst hat merkt, Mittelblock und Zuspiel waren zeitweise nicht ganz optimal besetzt.
Trotz der Flexibilität einiger Spielerinnen, die positionsfremd einspringen mussten und Aushilfe durch Damen 2 konnten die Drachenländer Volleys einfach nicht die nötige Leistung abrufen und verpassten die Qualifikation für die Aufstiegsrunde. Nun wurden die Karten neu gemischt. Was sie nun erwartete, waren weite Auswärtsfahren und bislang unbekannte Teams, nur den TuS Herten kannten sie aus der ersten Saison in der Regionalliga. Gerade genannten empfing Wachtberg auch direkt im ersten (emotional geladenen) Heimspiel und kassierten eine 0:3-Klatsche. Es folgten einige (kurzfristig) abgesagte Spieltage, was prophezeite, dass sich die Saison wohl über die reguläre Spielzeit hinaus in den Mai ziehen würde. Man könnte meinen, demotiviert von den Niederlagen und Verletzungen der vergangenen Monate und der aussichtslosen Position als Tabellenschlusslicht, wäre die Luft eh schon raus gewesen und die Saison quasi gelaufen. Doch was nun folgte, war eine Aufholjagd, wie sie im Buche steht.
Die Drachenländerinnen besiegten Bielefeld, gleich zwei Mal, gewannen als Underdog gegen Herten, mussten sich gegen Gladbecks Jugendnationalspielerinnen knapp 2:3 geschlagen geben und gegen Lüdinghausen mit einem langen Atem beweisen, dass sie auch Tiebreaks gewinnen können. Nachdem dann gefühlt jede Mannschaft schon Ihre Saison beendet hatte, außer der SV Wachtberg, die bis dato auf dem vorletzten Tabellenplatz herumlungerten, besagte die Hochrechnung folgendes: drei Spiele, drei Siege, Schützenhilfe von Düsseldorf und der Klassenerhalt ist sicher - aber bloß kein Druck!
Doch man hatte die Rechnung ohne Gladbeck gemacht, die noch eine Partie gegen den DSC ausstehen hatten. In der Berechnung des Best Cases hatte Düsseldorf das Spiel natürlich ohne Punktverlust gewonnen. Aber leider ging das Spiel mit 3:2 an Gladbeck, wonach die Wachtberger Damen an einem Donnerstagabend kurz nach 22 Uhr dann offiziell abgestiegen waren. Denn rein rechnerisch konnten sie jetzt nicht mehr von den vier (!) direkten Abstiegsplätzen hochrücken. Hinzu kam, dass sie zwar noch einen 3:0-Sieg vor heimischem Publikum einfahren konnten, doch die letzten beiden Partien jeweils 1:3 verloren geben mussten.
Kurzum, es fehlen letztlich zum Saisonende die nötigen Punkte für den Klassenerhalt in der Regionalliga und wenn kein Wunder geschieht und man nicht am grünen Tisch die Klasse halten kann, gehen die Drachenländer Volleys nächste Saison in der Oberliga an den Start. Doch das liegt noch einige Monate entfernt, jetzt geht’s erst mal in die Sommerpause, in den Sand, während im Hintergrund schon die Vorbereitungen laufen und Pläne geschmiedet werden.