Internationaler Bahnlärm-Kongress in Boppard alarmiert

Kongress bringt neue Erkenntnisse

Kongress bringt neue Erkenntnisse

Vertreter aus Politik und Wissenschaft sowie Vertreter der Bürgerinitiativen nahmen am Kongress teil. Foto: KV Weißenthurm

20.03.2015 - 15:51

Boppard. Auf Einladung von Frank Gross (1. Vorsitzender Pro-Rheintal e.V.) fand der Internationale Bahnlärm-Kongress 2015 in Boppard statt. Eingeladen waren unter anderem Vertreter aus Politik und Wissenschaft sowie Vertreter der Bürgerinitiativen. Von namhaften Wissenschaftlern unterschiedlichster Fachrichtungen wurde die Frage erörtert, wie in Zukunft der Güterzugverkehr vor allem leiser und damit menschen- und umweltfreundlicher werden kann. Das Fazit: Rasches Handeln tut Not.


Aktuelle Bahnlärmproblematik


Um sich ein präzises Bild der aktuellen Bahnlärmproblematik zu verschaffen, nahmen Georg Hollmann, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Weißenthurm und Rolf Papen, Vorsitzender der Bürgerinitiative „WIR gegen Bahnlärm in der VG Weißenthurm e.V.“ am Internationalen Bahnlärm-Kongress 2015 in Boppard teil. „Es ist mir wichtig, ein wissenschaftlich fundiertes Bild der Erkenntnisse aus medizinischer, rechtlicher und technischer Sicht zum Thema Bahnlärm zu erlangen, um daraus die erforderlichen Handlungsoptionen zum Wohle unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger zu entwickeln“, so Georg Hollmann vor dem Kongress.

Gleich zu Beginn des Kongresses stellte Dr. Thomas Griese, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten in seinem Grußwort erneut fest: „Bahnlärm macht krank!“ Seine folgende Botschaft ließ die Zuhörer aufmerken: „Der Güterzugverkehr wird bis 2025 im Mittelrheintal um 35 Prozent und linksrheinisch in der Nacht sogar um 50 Prozent zunehmen.“

Dr. René Weinady vom Umweltbundesamt bestätigte die Auffassung von Staatssekretär Dr. Griese, indem er deutlich erklärte: „Wir haben eigentlich genug Erkenntnisse dafür, dass Lärm krank macht.“ Aus seiner Sicht treten Gesundheitsschäden bereits bei 40 Dezibel in der Nacht auf. Bedenkt man, dass Menschen im Umfeld der Bahn täglich mehr als das Doppelte an Lärm ertragen müssen, ist dies längst ein Zustand, der rasches Handeln erfordert - und dies insbesondere, weil es nach Aussage von Dr. Weinady das Ziel ist, bis 2050 den Großteil der Reisenden über 300 Kilometer mit der Bahn zu befördern und mehr als 50 Prozent des Straßengüterverkehrs auf die Verkehrsträger Bahn und Schiff zu verlagern.

Professor Dr. med. Eberhard Greiser erklärte daher in seinem Vortrag, dass es dringend einer wissenschaftlichen Studie bedarf, um die tatsächlichen gesundheitlichen Folgen für die Bahnanwohner durch Lärm, Erschütterungen und Feinstaub zu erfassen.


Rückständige Technik


Insbesondere aus technischer Sicht beleuchtete Professor Dr.-Ing. Markus Hecht die Bahnlärmproblematik und er stellte gleich zu Beginn fest: „Deutschland ist in der Bahntechnik rückständig!“ Diese Erkenntnis wird von der Weißenthurmer Bürgerinitiative gestützt, die bei internen Messungen im Sommer 2014 feststellte, dass zum Beispiel österreichische-IC-Züge um 5 Dezibel und schweizer-IC-Züge sogar um 10 Dezibel leiser sind, als vergleichbare deutsche Personenzüge. Professor Hecht hält es durchaus für möglich, dass der Bahnlärm sehr rasch um circa 25 Dezibel reduziert werden könnte.

Die Einschätzung aus rechtlicher Sicht erfuhren die Teilnehmer von Dr. Ulrich Storost, Vorsitzender Richter a.D. am Bundesverwaltungsgericht und Dr. Armin Frühauf, Vizepräsident a.D. des Landgerichts Oldenburg. Hierzu Dr. Frühauf: „Sie bleibt löchrig, die Rechtsauffassung in Bahnlärmfragen - aus fiskalischen Gründen.“ Er fügte aber hoffnungsvoll an: „Die Starken haben die Macht - die Schwachen haben das Recht!“ Nach dem gemeinsamen Besuch der Bahnlärmkonferenz stellte Rolf Papen, der Vorsitzende der Weißenthurmer Bürgerinitiative klar und deutlich fest: „Es sind besonders zwei Erkenntnisse, die unser gemeinsames Denken und Handeln zukünftig leiten sollten: Zunächst ist Bahnlärm kein unbeherrschbares Naturereignis, sondern menschengemacht und bereits heute auf ein erträgliches Maß reduzierbar - wenn die Politik es will und insbesondere das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit und damit den Schutz von Leben und Gesundheit Wirtschaftsinteressen voranstellt.“


Neue Erkenntnisse


Georg Hollmann zog Bilanz und erklärte: „Der Internationale Bahnlärm-Kongress 2015 in Boppard hat zu neuen Erkenntnissen geführt und wichtige Impulse gegeben. Zusammen mit unserer Bürgerinitiative werden wir die gewonnenen Erkenntnisse auswerten und für unsere gemeinsame praktische Arbeit hier in der Verbandsgemeinde Weißenthurm umsetzen. Herr Dr. Frühauf hat zitiert, dass die Starken die Macht und die Schwachen das Recht haben. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir, wenn wir zusammenstehen und uns gemeinsam so erfolgreich wie bisher einsetzen, beides haben werden, das Recht und die Macht, Positives für unsere Bürgerinnen und Bürger im Kampf gegen den Bahnlärm umzusetzen.“

Bildunterzeile: Georg Hollmann und Rolf Papen zusammen beim Internationalen Bahnlärm-Kongress in Boppard.

Pressemitteilung der

Verbandsgemeinde Weißenthurm und der Bürgerinitiative

„WIR gegen Bahnlärm in der

VG Weißenthurm e.V.“

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