Beim Fußball sollen Flüchtlinge auf andere Gedanken kommen

Hamid Rostamzada machtsich stark für Integration

Hamid Rostamzada macht
sich stark für Integration

Hamid Rostamzada, der aus Afghanistan stammt, kennen viele im Fußballkreis Rhein/Ahr als routinierten Schiedsrichter.

Hamid Rostamzada macht
sich stark für Integration

Zusätzlich gefordert ist er bei der Flüchtlingslage in seiner Funktion als Integrationsbeauftragter.Hans-Josef Schneider

Mayen. Im August 1989 kam der in Kabul, der Hauptstadt von Afghanistan, geborene Hamid Rostamzada nach Deutschland. Der damals 15-Jährige fand über den Fußball schnell Anschluss und integrierte sich bald in seiner neuen Heimat. Als B-Jugendlicher spielte er bei der SG Nachtsheim/Weiler/Boos, als A-Junior zwei Jahre beim TuS Kottenheim. Dann kam es zu einer komplizierten Knieverletzung, die jäh seine Aktiven-Laufbahn beendete. „Eigentlich hatte ich schon immer den Wunsch, Schiedsrichter zu werden“, erinnert sich Rostamzada, der inzwischen verheiratet und Vater von drei Kindern ist. „Josef Dedenbach von der SG Nachtsheim hat mir damals sehr geholfen.“ Zunächst wollte Rostamzada Polizist werden, heute ist kaufmännischer Angestellte und nimmt derzeit bei einer größeren Firma eine leitende Position im Einkauf ein. Im November 1995 bestand Rostamzada die Schiedsrichterprüfung.

Nach den obligatorischen Lehrjahren ging es rasant nach oben. 2001 gelang der Aufstieg in die Bezirksliga, ein Jahr danach in die Landesliga. Ab 2005 durfte er in der höchsten Spielklasse des Rheinlands ran. Nach einem schweren Verkehrsunfall im Sommer 2011 begann eine lange Zeit des Leidens. „Ich saß zehn Wochen im Rollstuhl. Es dauerte fast zwei Jahre, bis ich wieder schmerzfrei laufen konnte. Dennoch war es stets mein Ziel, wieder als Schiedsrichter Fuß zu fassen“, so Rostamzada. Mit Disziplin und hartem Training packte er es wieder - erst im Kreis und dann wieder auf Verbandsebene: Ab der neuen Saison darf der 41-Jährige die Karriere als Rheinlandliga-Schiedsrichter fortsetzen. Seit einigen Jahren übt er im Kreis Rhein/Ahr das Amt des Integrationsbeauftragten aus. In dieser Funktion ist er in diesen Zeiten, in denen täglich Tausende von Flüchtlingen nach Deutschland kommen, besonders gefordert, wie das nachfolgende Gespräch zeigt.

Wie kamen Sie zu diesem Ehrenamt?

Ich übe dieses Amt gern aus, weil ich selbst aus Afghanistan stamme und mit meiner Familie meine Heimat verlassen musste, weil wir politisch verfolgt wurden. Als Schiedsrichter bin ich sehr häufig mit den Problemen der Migranten konfrontiert worden. Da ich bereits Mitglied der Verbandskommission Gewaltprävention und Integration war, lag es nahe, mich als ein Mitglied des Kreisvorstands mit dieser Thematik zu beauftragen.

Welches sind Ihre Aufgaben und die besonderen Herausforderungen?

Die integrativen Aufgaben sind eng an die zentralen Botschaften des DFB angelehnt, deren Inhalte in den Vereinen umgesetzt werden sollen: Integration fängt bei mir an. Ich mache mit. Unterschiede verstehen und anerkennen. Ohne Regeln kein Spiel. Vielfalt im Fußball. Einsatz und Spaß im Fußball. Ich sehe meine Arbeit darin, diese Botschaften in unsrem Kreis umzusetzen und entsprechende Aktivitäten zu unterstützen.

Die momentane Flüchtlingssituation stellt auch den Sport und den Fußball vor besondere Aufgaben. Wie können, wie sollen die Fußballer darauf reagieren?

Ich finde es sehr gut, dass die Vereine bereit sind, in der jetzigen Situation die Flüchtlinge in unseren Fußballsport zu intrigieren. Dabei werden sie vom DFB mit der Aktion „500 Euro Starthilfe“ für die Flüchtlingsarbeit unterstützt. Ich würde mir sehr wünschen, dass sich viele Vereine an dieser Aktion beteiligen würden. Ich stehe gern mit Rat und Tat zur Verfügung. Ich nehme aktiv am Stammtisch der Flüchtlingshilfe Vordereifel teil und versuche alle Flüchtlinge, die Fußball spielen wollen, in unsere Vereine einzubinden.

Es ist ein Benefizturnier geplant. Wie kam die Idee zustande und was ist das Ziel der Veranstaltung?

Der Impuls kam aus dem Arbeitskreis Gewaltprävention und Integration beim Verband. Jeder Fußballkreis sollte eine Veranstaltung organisieren. Daraufhin habe ich die Verbindung zur DJK Mayen und zum Deutsch-Arabischen Kulturverein in Mayen hergestellt. Beide Vereine haben sich spontan bereit erklärt, unterstützend zu helfen. Ziel dieses Turniers ist es, den traumatisierten Menschen wenigstens für einen Tag ein positives Erlebnis zu verschaffen. Hoffentlich können wir mit dieser Aktion viele mobilisieren und unseren kleinen Beitrag zur Gesundung der kranken Seelen beitragen. Es handelt sich um ein Fußballfest für Erwachsene ab 18 Jahren. Die Jugendlichen sind schon weitgehend integriert durch Schule und Kindergarten. Sollte unsere Aktion erfolgreich sein, werden wir über weitere Veranstaltungen nachdenken. Dies auch in Zusammenarbeit mit unserem Förderverein „Fußballer helfen“. Ich bin guter Dinge, dass wir auch hierfür die nötige Unterstützung finden werden.

Sie sind Ansprechpartner für die Vereine. Wie sollten sie Kontakt mit Ihnen aufnehmen?

Ich bin ab 18 Uhr unter (01 78) 5 69 03 00, darüber hinaus für die Vereine über E-Postfach erreichbar. Weiterhin sind meine Kontaktadressen im Info-Heft des Kreises und auf der Homepage des Verbands und des Kreises hinterlegt.