Politik | 05.12.2015

Gemeinschaftseinrichtung in Koblenz soll Integration von Flüchtlingen erleichtern

Lotsenhaus erleichtert Neubeginn in der fremden Heimat

Eröffneten das Lotsenhaus in der Koblenzer Agentur für Arbeit (v.li.): der Lotsenhaus-Teamleiter der Arbeitsagentur, Michael Linscheid, AA-Landeschefin Heidrun Schulz, die Koblenzer Agenturleiterin Ulrike Mohrs und die beiden Flüchtlingslotsen Ali Karim und Marzieh Rafat. Foto: Bundesagentur für Arbeit Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland

Koblenz. Die Integration von Flüchtlingen ist eine Arbeit mit vielen Facetten. Deshalb sind an ihr nicht nur viele, sondern auch sehr unterschiedliche Menschen und Einrichtungen beteiligt. In der Stadt Koblenz und im Landkreis Mayen-Koblenz soll es die wichtigsten Hilfsangebote künftig unter einem Dach geben: Das gerade eröffnete Lotsenhaus für Flüchtlinge ist Anlaufstelle für alle, die eine „gute Bleibeperspektive“ haben und deshalb auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt Fuß fassen wollen. Weitere Einrichtungen dieser Art sollen nach Möglichkeit landesweit folgen.

Geboren wurde die Idee in der Koblenzer Arbeitsagentur. Dort fragte man sich, wie man die Arbeit mit Flüchtlingen nicht nur gut, sondern auch möglichst effizient gestalten kann. Dabei wurde schnell klar, dass es vor allem die vielen verschiedenen Anlaufstellen sind, die den Betroffenen und ihren Helfern das Leben schwer machen. Die Erkenntnis: Wer daran etwas ändern will, braucht Mitstreiter. Man machte sich auf die Suche - und wurde sehr schnell fündig.

Eine gemeinschaftliche Basis für die Integration geschaffen

Bei der offiziellen Eröffnung des Lotsenhauses gab es für diesen ebenso anspruchsvollen wie flexiblen Ansatz, aber auch für die äußerst kurze Reaktionszeit der beteiligten Einrichtungen viel Lob. „Es ist wichtig, dass die Integration der zugewanderten Menschen schnell und reibungslos gelingt. Hierfür sind Bildung und Arbeit wichtige Anker“, so Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit. „Den Koblenzer Beteiligten ist es in vorbildlichem Maße gelungen, mit dem Lotsenhaus eine gemeinschaftliche Basis für die Integration in Ausbildung und Arbeitsmarkt zu schaffen. Schön wäre es, wenn der Ansatz von anderen aufgegriffen werden würde.“

Staatssekretär Clemens Hoch betonte, dass die Landesregierung von Rheinland-Pfalz ein umfassendes Maßnahmepaket zur Integration von Flüchtlingen in Ausbildung und Arbeit auf den Weg gebracht habe. „Die Kompetenzerfassung in den Erstaufnahmeeinrichtungen läuft bereits. Nun folgt im Januar der Beschäftigungspilot in allen Landkreisen, der die Flüchtlinge vor Ort über den deutschen Arbeitsmarkt in-formiert, ihre Kompetenzen erfasst und eine Lotsenfunktion übernimmt.“ Die Kooperationsstrukturen im Lotsenhaus in Koblenz bezeichnete der Staatssekretär als ideale Ergänzung zum Beschäftigungspiloten. „Hier ist eine zentrale Anlaufstelle geschaffen worden, die viele Akteure von der Verwaltung über die Caritas bis zu den Kammern und den ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen unter einem Dach vereint. Damit eine gute Integration von Flüchtlingen gelingt, sind neue Wege und neue Kooperationen erforderlich. Dafür steht das neue Lotsenhaus in vorbildlicher Weise“, sagte der Chef der Staatskanzlei.

Umsetzung in Rekordzeit

Ob Kammern, Caritasverband mit Migrationsdienst und Anerkennungsberatung, Stadt- und Kreisverwaltung oder die beiden Jobcenter Koblenz und Mayen-Koblenz: Mit ihrer Idee eines gemeinschaftlichen Angebots rannte die Arbeitsagentur die berühmten offenen Türen ein. Und auch die Umsetzung geschah in Rekordzeit - immerhin traf man sich vor gerade mal zwei Monaten zu ersten Gesprächen. Schnell war man sich einig, dass das neue „Lotsenhaus“ in den Räumen der Koblenzer Arbeitsagentur untergebracht werden sollte. Ziel ist die Integration von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern in Arbeit und Ausbildung - ein wesentlicher Schritt fürs gesamtgesellschaftliche „Ankommen“ in der neuen Heimat. Damit kristallisierte sich auch die Zielgruppe heraus, für die das Lotsenhaus Anlaufstelle sein kann und will: Menschen, die hier Hilfe suchen, müssen im erwerbsfähigen Alter sein und ganz konkret nach Ausbildungs- oder Arbeitsstellen suchen. Außerdem müssen sie aus Ländern mit „hoher Bleibewahrscheinlichkeit“ kommen.

Auch Helfer sollen profitieren

Zwei Flüchtlingslotsen der Arbeitsagentur sind die „festen Größen“ im Lotsenhaus. Sie können nicht nur auf die Kolleginnen und Kollegen und ihr Fachwissen im eigenen Haus zurückgreifen, sondern auch auf die Kompetenzen und Kontakte der Kooperationspartner, die ebenfalls regelmäßige Beratungen zu unterschiedlichen Themen im Lotsenhaus anbieten. Über den Flüchtlingsnetzwerker der Handwerkskammer Koblenz ist auch das Land beteiligt. Erklärtes Ziel aller Beteiligten: Wer das Lotsenhaus verlässt, soll wissen, wie es für ihn weitergeht. Allerdings will die in Rheinland-Pfalz bislang einzigartige Einrichtung nicht nur den Flüchtlingen selbst ihren Einstieg ins neue Leben möglichst leicht machen, auch haupt- und ehrenamtliche Helfer sollen das Fachwissen des Lotsenhauses nutzen können.

Trotz der vom Start weg breiten Anerkennung des Lotsenhauses wolle man weiterhin am Konzept feilen, betonte die Leiterin der Koblenzer Arbeitsagentur, Ulrike Mohrs. „Wir haben das Ziel, zu einem Kompetenzzentrum für alle zu werden, die mit dem Thema zu tun haben. Deshalb erheben wir auch gar nicht den Anspruch, dass das heutige Konzept der Weisheit letzter Schluss ist. Stattdessen wollen wir mit unserer Aufgabe und unseren Erfahrungen kontinuierlich wachsen.“

Pressemitteilung Bundesagentur für Arbeit Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland

Die Kooperationspartner unterschreiben die Vereinbarung zum gemeinsamen Lotsenhaus.

Die Kooperationspartner unterschreiben die Vereinbarung zum gemeinsamen Lotsenhaus.

Eröffneten das Lotsenhaus in der Koblenzer Agentur für Arbeit (v.li.): der Lotsenhaus-Teamleiter der Arbeitsagentur, Michael Linscheid, AA-Landeschefin Heidrun Schulz, die Koblenzer Agenturleiterin Ulrike Mohrs und die beiden Flüchtlingslotsen Ali Karim und Marzieh Rafat. Foto: Bundesagentur für Arbeit Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland

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