Der obligatorische Filmabend des Brohler Kulturvereins „Aalschokker Katharina“ wurde in diesem Jahr etwas umfunktioniert

Brohl, Ort mit 14 Wirtshäusern - oder mehr?

Der Beamervortrag, dieses Mal über das Gaststättenleben im Hafenort, hatte zahlreiches Publikum in das Brohler Bürgerhaus gelockt

Brohl, Ort
mit 14 Wirtshäusern - oder mehr?

(V.l.): Petra Fußhöller, Rolf Haupt, Werner Fußhöller, Dieter Reuter, Helmut Rosenbaum, Sabine Rosenbaum, Franz-Josef Döbgen.Foto: privat

22.10.2019 - 08:45

Brohl. Der obligatorische Filmabend des Brohler Kulturvereins „Aalschokker Katharina“ wurde in diesem Jahr etwas umfunktioniert. Werner Fußhöller und Tochter Petra hatten wiederum einen Beamervortrag, dieses Mal über das Gaststättenleben im Hafenort erarbeitet.

Das Motto, Ort mit 14 Wirtshäusern – oder mehr? machte neugierig und hatte zahlreiches Publikum in das Brohler Bürgerhaus gelockt. Vor allem das Fragezeichen bei der Anzahl der Wirtshäuser war bewusst gewählt und sollte am Ende der Veranstaltung in einer Preisfrage enden. Das Ergebnis war für viele Zuhörer und Zuschauer überraschend.

Pünktlich erfolgte durch den Vorsitzenden Helmut Rosenbaum die Begrüßung der Gäste, unter ihnen auch Ortsbürgermeiste Dr. Frank Gondert. Es folgte noch ein Hinweis auf die eingeplante Pause, in der dann doch noch ein Film vorgeführt werden sollte. Aus dem Nachlass von Adolf Lessenich wurden Filmausschnitte aus dem Brohler Karneval von 1959 gezeigt. Sicher noch einmal eine eigene Veranstaltung wert.

Den Hauptakteuren des Abends galt jetzt die größte Aufmerksamkeit für ihren Beamer-Vortrag. Bedingt durch die Ortslage – direkt am Rhein, an der Cöln-Coblenzer Strasse und auch am Eingang zum Brohltal gelegen – war Brohl in den früheren Jahren der Rheinreise-Tätigkeit ein interessanter Anlaufpunkt. Auch tat die aufkommende Industrialisierung durch die Gewinnung und Verarbeitung der heimischen Bodenschätze ihr Nötiges für die Prosperität des Ortes – waren doch in der Hochzeit der ansässigen Steinhauereien mehrere Hundert durchziehende Steinmetze vor Ort.

Bereits um 1790 war es der Koblenzer Gymnasiallehrer Joseph Lang, der Land und Leute in seinem Rhein-Reisebericht festhält. So nannte er in Brohl die Offenherzigkeit eines „bescheidenen Wirtes“, welcher ihm sein Wissen über die Besonderheiten der Landschaft näherbrachte.

1809 sah der Schriftsteller Zacharias Werner nach einer Fußwanderung von Remagen kommend, die Gastlichkeit mit folgendem Statement: „Einkehren, Essen und Nachtlager im Dorfe Brule, bei einem groben und reichen Bauern, dem „Gastwirth Nonne“.

1825 verzeichnete eine Wirteliste der Bürgermeisterei Niederbreisig für Brohl 14 Wirte und dies bei nur 720 Einwohnern. Von diesen Wirten trugen fünf den Namen Nonn und zwei den Namen Netz.

1828 zitierte der Koblenzer Professor Klein in seiner „Rheinreise von Mainz bis Köln“ - dem Vorläufer des ersten „Baedeker“ - einen Gasthof „bey Nonn“ aufgrund seiner geschmackvollen Einrichtung und Billigkeit als empfehlenswertes Gasthaus.

1856 nannte eine amtliche Gaststätten-Ordnung der Bürgermeisterei Niederbreisig unter den „vorzüglichen“ Brohler Gasthöfen, den „Anker“, den „Rheinischen Hof“, „Lilie“, „Halber Mond“, „Stern“ und „Vater Rhein“.

1897 weilte „Karl May“ in der „Alten Post“, der Schriftsteller bereiste die Rheinlande und besuchte den Brohler Fan-Club. Im gleichen Gasthaus kehrte 1937 aber auch Rudolf Heß ein. Fußhöller wusste aber auch zu berichten, wie die Besatzungsmächte, jeweils nach den beiden Kriegen die stattlichsten Häuser im Ort für ihre Zwecke nutzten.

Es waren nicht nur die harten Fakten aus den umfangreichen Recherchen von Fußhöller, die das Publikum erfreuten, der Beamer-Vortrag lebte auch von den einzigartigen historischen Fotos aus der umfangreichen Fußhöllerischen Sammlung. Natürlich wusste Werner Fußhöller zu jeder Gaststätte was zu berichten und meistens war es gelungen, die diversen Wirte und Gastronomen in lückenloser Folge zu ermitteln.

Herrlich, die Anekdoten über die Entstehung von Spitznamen, die den Wirtshäusern oder deren Betreibern durch die Brohler Bevölkerung liebevoll verliehen wurden. Stellvertretend die „Marmorbar“, es handelt sich um das Gasthaus „Laacher See“. Der Inhaber Dettmann, von Beruf Steinsetzer, hatte das Lokal komplett mit Marmor und verschiedenem Gestein ausgestattet. Fortan war es die „Marmorbar“.

Oder wer kennt noch Gerti Schmitz. Et „Karate Emma“. Couragiert hatte sie sich als Wirtin gegen streitbare Gäste durchgesetzt. Ganz im Stile von Emma Peel, der Agentin aus der damals populären Serie „Mit Schirm, Charme und Melone“ wurden die Pöbel vor die Tür gesetzt und schon war es zu einem weiteren Spitznamen im Volksmund gekommen.

Obwohl alle Zuhörer den Vortrag gespannt verfolgt hatten, war es schwer die Preisfrage am Ende der Veranstaltung richtig zu beantworten. Wie viele Gaststätten wurden im Vortrag erwähnt und vorgestellt? Es waren tatsächlich 30 Gaststätten zwischen „Waldesruhe“ im Brohltal, der Dorfmitte und der Rheinschiene bis einschließlich Fornich. Die mutigste Schätzung lag bei 26 und brachte dem Tippgeber den Ehrenpreis.

Der Vorstand des Kulturvereins freute sich über die Zusage von Werner Fußhöller über ein weiteres Thema an gleicher Stelle berichten zu wollen.

Das Lob galt auch Tochter Petra. Ohne deren Umsetzung des Vortrages in eine perfekte Beamer-Show, wäre eine so publikumswirksame Präsentation nicht möglich gewesen.

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