Verbandstag des Handball-Verbands Rheinland in Idar-Oberstein
Peter-Josef Schmitz ist neuer Präsident
Helmut Bündgen wird nach 17-jähriger Tätigkeit als Vorsitzender verabschiedet und erhält die DHB-Ehrennadel
Idar-Oberstein. Der Handball-Verband Rheinland hat seit vergangenem Samstag einen neuen Präsidenten: Peter-Josef Schmitz wurde beim Verbandstag in der Stadenhalle in Idar-Oberstein einstimmig zum Nachfolger von Helmut Bündgen gewählt. Dem nach 17-jähriger Tätigkeit aus diesem Amt scheidenden Verbands-Chef wurden zwei besondere Ehren zuteil: Die Vereinsvertreter wählten ihn zum Ehrenpräsidenten, und Karl-Friedrich Schwark zeichnete Bündgen in seiner Funktion als Regionalrats-Präsident des Deutschen Handball-Bundes mit der DHB-Ehrennadel in Gold aus.
Seit 1996 leitete Helmut Bündgen ununterbrochen die Geschicke des Handball-Verbands Rheinland. Beim Verbandstag Idar-Oberstein stellte sich der 71-Jährige nicht mehr zur Wahl und machte einem Neuen Platz: Der Neue heißt Peter-Josef Schmitz und kommt aus Weibern. Der 62-jährige Mathematik- und Physiklehrer in Altersteilzeit ist, wie er sich vorstellte, in 15 bis 20 Gremien aktiv, unter anderem seit 1999 als Ortsbürgermeister von Weibern, und in handballerischer Sicht nach eigenen Angaben „ein Quereinsteiger“. Schmitz‘ Töchter spielen aktiv in der zweiten beziehungsweise dritten Mannschaft des TuS Weibern, er selbst agiert als stellvertretender Geschäftsführer des Frauen-Bundesligisten Vulkan-Ladies Koblenz/Weibern. „Ich freue mich auf eine große Aufgabe. Als ich zum ersten Mal angesprochen wurde, ob ich mir eine Kandidatur vorstellen könnte, antwortete ich mit einem ‚Jein‘, nach weiteren Überlegungen wurde daraus jedoch ein deutliches ‚Ja‘“, erklärte Schmitz, der die Arbeit seines Vorgängers hervorhob: „Es ist schwer, sich an der 17-jährigen Ära von Helmut Bündgen zu messen.“
Unmittelbar nach seiner Wahl gab Schmitz einen Einblick in seine aktuelle Sicht der Dinge, was den Handball im Rheinland angeht. Vor allem im Bereich der Männer sieht Schmitz Nachholbedarf: „Wir werden uns mit viel Kraft dem Thema widmen. Die 3. Liga muss kurzfristig für einen Verein aus unserem Verband wieder erreichbar sein.“ Mittel- und langfristig solle man sogar versuchen die 2. Liga ins Visier zu nehmen. Zufriedener betrachtet er die Situation bei den Frauen. „Wir freuen uns, dass wir mit den Vulkan-Ladies die Bundesliga halten konnten. Den Trierer Miezen wünsche ich den baldigen Wiederaufstieg“, ging der neue Präsident auf die beiden Aushängeschilder ein. Kontinuierlich zu fördern gelte es den Nachwuchs. Generell bedankte sich Schmitz bei den Vereinen, die im Nachwuchs beste Sozialarbeit leisteten. Der neue HVR-Chef will sehr enge Kontakte zu den Vereinen pflegen: „Ich freue mich auf viele Gespräche. Die müssen auch stattfinden, weil wir im Präsidium wissen wollen und müssen, wo der Schuh drückt, damit wir helfen können.“
Wie die Wahl des ersten Mannes verliefen auch alle anderen Personalentscheidungen einstimmig. Klaus Müller behält das Amt des Vizepräsidenten in Sachen Finanzen, Herbert Schuhmacher ist weiterhin für Spieltechnik verantwortlich. Hinzu kommen zwei neue Vize-Präsidenten: Im Bereich Recht folgt Winfried Schabio auf Ulrich Schulte-Wissermann, der sich nicht mehr zur Wahl stellte und nun als Vorsitzender des Verbandsgerichts fungiert, um die Handball-Jugend kümmert sich Paul Schmidt. Ralf Schneider (Verbandsjugendwart männlich), Elfriede Schumacher (Verbandsjugendwartin weiblich), Rainer Schneider (Verbands-Schiedsrichterwart), Dr. Stefan Krempel (LSA-Vorsitzender), Jürgen Junk, Bernd Kirst, Manfred Rommersbach (LSA-Beisitzer), Willibald Nemeth, Horst Mankiewicz, Gerd Schug, Dieter Heger (Beisitzer Verbandsgericht) sowie Berno Huber und Werner Bündngen (Kassenprüfer) wurden ebenfalls ohne Gegenstimme gewählt.
Bevor es zu den Abstimmungen ging, standen jedoch Berichte, Ehrungen und Rückblicke an. Klaus Müller, der zuvor von Bündgen mit der Goldenen Ehrennadel des HVR ausgezeichnet wurde, machte als Vizepräsident Finanzen klar, dass sich der Verband finanziell auf einem guten Weg befinde: „Die Richtung stimmt.“ Nach seinem Vortrag genehmigte die Versammlung sowohl den Abschluss von 2012 als auch die Haushaltsplanung für 2013.
Helmut Bündgen ließ in seinem Rückblick die vergangenen 17 Jahre Revue passieren. Der Osterspaier ging auf die neuen Strukturen auf DHB-Ebene ein, erinnerte an die Erfolge der Rheinland-Vereine wie die Zweitliga-Zugehörigkeit der HSG Mülheim-Kärlich/Bassenheim und seines Heimatvereins HSG Römerwall sowie die zeitweise siebenfache Vertretung in der Regionalliga. „Momentan sieht das leider ganz anders aus. Um aus diesem Tal herauszukommen, bedarf es großer Anstrengungen, die aus heutiger Sicht kein Verein alleine leisten kann. Hier sollte das Kirchturmdenken im Interesse des Spitzenhandballs ad acta gelegt werden“, riet Bündgen. Besser sehe es beim Frauenhandball aus: „Die Vulkan-Ladies spielen in der Bundesliga, Trier ist nach 13 Erstliga-Jahren jetzt leider abgestiegen und startet in der kommenden Saison in der zweiten Liga, hinzu kommen die Drittligisten Roude Leiw Bascharage, TG Konz und TV Bassenheim. Hier sind wir gut vertreten.“ Im Jugendbereich meinte Bündgen, sollten die Kräfte gebündelt werden. Er nannte als ehrgeizige Zukunftsprojekte die Schaffung von Leistungszentren in Koblenz: „Durch die Kooperation mit dem Sportgymnasium Koblenz-Karthause mit angeschlossenem Internat haben wir die Voraussetzungen für eine intensive, duale Ausbildung geschaffen.“ Als erfreulich hob der Ex-Präsident die ARGE Rheinland-Pfalz im Bereich der Jugend-Auswahlmannschaften sowie den jährlich stattfindenden EVM-Cup für D- und E-Jugendliche hervor.
Als Anerkennung für seine besonderen Verdienste sollte Helmut Bündgen schließlich nicht nur zum Ehrenpräsidenten ernannt werden, sondern auch die Gold-Ehrennadel des Deutschen Handball-Bunds erhalten. Karl-Friedrich Schwark, Regionalrats-Präsident des DHB, war eigens aus Kiel angereist, um diese Ehrung vorzunehmen. „Helmut hat alle rheinländischen Auszeichnungen erhalten, zusätzlich die Silberne Ehrennadel des Westdeutschen Handball-Verbands, und jetzt ist es an der Zeit, ihm die höchste Auszeichnung des DHB zu verleihen“, so Schwark, der Bündgens Werdegang vom Staffelleiter bis hin zum HVR-Präsidenten und Mitglied im erweiterten Präsidium des DHB aufzeichnete.
Waren die Wahlen von einheitlichen Meinungen geprägt, so gab es bei drei Satzungs-Angelegenheiten unterschiedliche Auffassungen. So hatte der HV Vallendar stellvertretend für den Spielbereich Rhein/Westerwald beantragt, die drei Spielbereiche im Verbandsgebiet durch eine Zusammenlegung der Bereiche Mosel/Eifel und Nahe/Hunsrück auf zwei zu reduzieren. Der HVV vertrat die Meinung, dass demokratische Grundsätze nicht beachtet würden, weil die beiden Bereiche zusammen nicht die Anzahl an Vereinen repräsentieren wie der Bereich Rhein/Westerwald allein, sodass unter Umständen eine Minderheit Dinge blockieren könne, die mehrheitlich gewollt seien. Die Gegenseite hielt dagegen, dass eine Zusammenlegung auf Kosten der Arbeit an der Basis ginge und von den Vereinen große Distanzen zurückgelegt werden müssten. Der Antrag wurde mit 57 Ja- und 81 Nein-Stimmen abgelehnt. Anschließend wurde die neue Satzung mehrheitlich genehmigt. Es wird im Handball-Verband Rheinland weiterhin in drei Spielbereichen gespielt.
Für Unstimmigkeiten sorgte eine allerdings schon länger enthaltene Formulierung in der Schiedsrichter-Ordnung, nach der die Unparteiischen für Partien unter der Woche eine um zehn Euro höhere Aufwandsentschädigung erhalten. Einige Vereinsvertreter stellten die Verhältnismäßigkeit in Frage. Schließlich wurde die Schiedsrichter-Ordnung mehrheitlich aber abgesegnet.
Die HSG Irmenach/Kleinich/Horbruch brachte einen Antrag ein, nach dem Schlüsselzahlen der Vereine saisonweise von gerade auf ungerade wechseln. Hintergrund: Alle Vereine sollen Aussichten auf Ausrichtung eines einnahmeträchtigen ersten oder letzten Spiels in der Saison in eigener Halle haben. Der Spielausschuss soll sich dieses sehr schwer umsetzbaren Themas annehmen und nach einer Lösung suchen.
Ergebnisse der Neuwahlen
Präsident: Peter-Josef Schmitz. Vizepräsident Finanzen: Klaus Müller. Vizepräsident Jugend: Paul Schmidt. Vizepräsident Spieltechnik: Herbert Schuhmacher. Vizepräsident Recht: Winfried Schabio. Verbandsjugendwart männlich: Ralf Schneider. Verbandsjugendwartin weiblich: Elfriede Schumacher. Schiedsrichterwart: Rainer Schneider. LSA-Vorsitzender: Stefan Krempel. LSA-Beisitzer: Jürgen Junk, Bernd Kirst, Manfred Rommersbach, Herbert Mäncher. Vorsitzender Verbandsgericht: Ulrich Schulte-Wissermann. Beisitzer Verbandsgericht: Willibald Nemeth, Horst Mankiewicz, Gerd Schug, Dieter Heger. Kassenprüfer: Berno Huber, Werner Bündgen.
Karl-Friedrich Schwark (r.) ehrte Helmut Bündgen mit der Goldenen Ehrennadel des Deutschen Handball-Bunds.
