Neujahrsempfang des Hospiz-Vereins und des „Hospiz im Ahrtal“ - Thema Tod und Sterben führt viele Menschen zusammen

... doch das Leben steht im Mittelpunkt der Arbeit

Die Vorsitzende Ulrike Dobrowolny berichtete über die Arbeit des vergangenen Jahres - 341 Menschen im ganzen Kreis wurden in ihrer letzten Lebensphase begleitet

05.02.2019 - 10:54

Ringen. Auf großen Zuspruch stieß der Neujahrsempfang des Hospiz-Vereins Rhein-Ahr und des „Hospiz im Ahrtal“ im Ratssaal der Gemeinde Grafschaft im Ringener Rathaus. Mehr als 100 Gäste aus dem ganzen Kreis Ahrweiler waren der Einladung gefolgt und unterstützten so die Arbeit des Vereins. Die Vorsitzende Ulrike Dobrowolny gab begeistert zu: „Einen solchen Empfang haben wir noch nie gehabt“, Bürgermeister Achim Juchem und die Gemeinde hätten sich enorm ins Zeug gelegt. Aber schließlich sei der Hospizverein eine Bürgerbewegung, die die Demokratie zum Überleben brauche. Das Thema „Tod und Sterben“ führe viele Menschen zueinander, denn es sei alle Menschen gemeinsam, dass sie einmal den letzten Gang antreten müssten – „das ist etwas, was uns auch verbindet.“ Die Arbeit werde getragen durch großes ehrenamtliches Engagement. 91 ausgebildete Hospizbegleiter gingen in Wohnungen, Häuser, Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser und Altenpflegeeinrichtungen, aber auch ins „Hospiz im Abteil“. Unterstützt durch die sechs hauptamtlichen und speziell ausgebildeten Hospizfachschwestern begleiteten sie im vergangenen Jahr 341 Menschen im ganzen Kreis in ihrer letzten Lebensphase. „Diese Menschen sind mit dem konkreten Ende ihres Lebens konfrontiert, und nicht nur sie, auch die Zugehörigen stehen vor Herausforderungen“, wusste Frau Dobrowolny. Leider sei die Zahl der Zugehörigen bisher noch nicht erfasst worden, letztlich habe der Hospiz-Verein aber wohl mit mehreren tausend Menschen mehr oder weniger intensiven Kontakt.


3150 Stunden an Zeit verschenkt


„Hier sehen wir auch einen Schwerpunkt unserer Arbeit“, so die Vorsitzende. Oft werde der Hospiz-Verein nur mit Tod und Sterben in Verbindung gebracht, „es geht aber in unserer Arbeit in der Hauptsache um das Leben. Wie lebt man mit einer Nachricht, die das Lebensende ankündigt – sowohl für die Betroffenen als auch für ihr soziales Umfeld?“ Im vergangenen Jahr habe der Verein 66 Prozent der Verstorbenen ein Leben bis zuletzt in ihrer gewohnten Umgebung ermöglichen können, denn das sei der Wunsch der meisten Menschen in Deutschland. 3150 Stunden hätten ehrenamtliche Begleiter an Zeit verschenkt und sich auf tiefe Begegnungen eingelassen, seien dafür 27.500 Kilometer mit dem Auto unterwegs gewesen. Auch 2018 hätten sich wieder 16 Menschen auf eine Qualifizierung für die ehrenamtliche Tätigkeit eingelassen und jeweils 140 Unterrichtsstunden investiert. Dazu gehöre auch ein Praktikum in einer Pflegeeinrichtung, einem Krankenhaus oder im Hospiz. Gerade jetzt starte wieder eine neue Ausbildungsgruppe unter der Leitung der Koordinatorin Sabine Schonscheck. Die Mitgliederzahl sei mittlerweile auf 1319 angestiegen und ermögliche es dem Hospiz-Verein, immer mehr von der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden.


Zahlreiche Kooperations- verträge abgeschlossen


Die kontinuierliche hohe fachliche Kompetenz der Hospizfachschwestern sowie der „Vernetzerin“ Petra Münch, die im vergangenen Jahr dazu gekommen sei, habe es dem Hospiz-Verein ermöglicht, zahlreiche Kooperationsverträge mit den Krankenhäusern, einigen Ärzten und Pflegeeinrichtungen im Kreis abzuschließen. Es werde Ansprechpartner in allen Organisationen zu diesem Thema geben und man werde die hauptamtlichen Mitarbeiter darin unterstützen, wenn sie Fortbildungsbedarf hätten. Darüber hinaus plane man, in der Altenpflegeschule bereits in den Ausbildungskontexten hospiz-palliative Versorgung zu implementieren. Dazu habe man zu einem Austausch mit den ambulanten Pflegediensten eingeladen, um auch dort über Kooperationen konkret zu sprechen. Wer den Hospiz-Verein kontaktiere, dürfe erwarten, dass ihn eine Hospizfachschwester zeitnah besuche, um zu schauen, was an Unterstützung angeboten werden könne. Es geht dabei um Fragen der Medikamente besonders im Bereich der Schmerzmittel, des Schlafes, aber auch um das Zuhören, um die Ernährung, das Vermitteln von Beratung und das Zurseitestellen eines Ehrenamtlichen, der einfach nur da sei und die Situation mit aushalte. „Es geht auch darum, Menschen darin zu unterstützen, nicht hilflos davon zu laufen, sondern da zu bleiben und die Sicherheit zu bekommen, dass auch zu schaffen und es richtig zu machen.“


Trauerbegleitung ist eine weitere wichtige Säule der Arbeit


Eine weitere wichtige Säule der Arbeit sei die Trauerbegleitung, hier seien im vergangenen Jahr 84 Menschen in 40 Treffs zusammen 435 Stunden lang begleitet worden. Zuständig dafür seien Berta Bauer, Winfried Seifert und Sabine Bilnik-Clauß. Und seit dem vergangenen Jahr habe man auch eine Trägerin des Verdienstordens des Landes Rheinland-Pfalz in seinen Reihen, nämlich Hildegard Schneider, die bereits seit 16 Jahren im Vorstand aktiv sei. „Ich hoffe sehr, dass unsere Bürgerbewegung noch mehr Fahrt aufnimmt und wir dem Thema Tod und Sterben mehr Raum in unserem Leben geben. Ich wünsche mir aber auch, dass wir endlich begreifen, dass Endlichkeit und Verletzlichkeit in unserem Vertrag mit dem Leben eingeschrieben sind.“ Krankheit und Tod seien keine Niederlage, sondern mit allem, was sie von uns forderten, zum Leben gehörig. Anschließend berichtete Hospiz-Leiterin Yasmin Brost über die Arbeit im „Hospiz im Ahrtal“. Das bestehe nun bereits im vierten Jahr mit derzeit 21 Pflegekräften, drei Hauswirtschafterinnen, eine Verwaltungsmitarbeiterin, einer Mitarbeiterin im Sozialdienst, zwei Seelsorgerinnen, einer jungen Dame im Freiwilligen Sozialen Jahr sowie 14 unverzichtbaren ehrenamtlichen Helfern. Die Auslastung 2018 habe durchschnittlich 95,2 Prozent betragen, 94 Gäste seien im „Hospiz im Ahrtal“ verstorben. „Jede Begleitung ist so individuell, wie wir Menschen eben sind“, berichtete Frau Brost. „Zu jedem dieser Menschen gehört eine Geschichte, jeder einzelne war besonders auf seine Art und Weise.“ Sie dankte all denen, die die Arbeit im Hospiz möglich machten durch ihre Spenden, mit denen, das alles finanziert werde.


Dank und Lob im Namen des Kreises


Dank und Lob gab es auch vom Ersten Kreisbeigeordneten Horst Gies (CDU) der in seinem Grußwort feststellte: „Das stationäre Hospiz im Ahrtal hat sich bestens etabliert und ist bereits jetzt, nach drei Jahren seines Bestehens, ein unverzichtbarer Bestandteil der Versorgungslandschaft in unserem Kreis.“ Mit einer fast kompletten Auslastung werde das Angebot auch sehr gut angenommen und stelle eine perfekte Ergänzung zu den ambulanten Diensten des Vereins dar. Diese können mit Stolz auf ein weiteres erfolgreiches Jahr der Hospizarbeit zurückblicken. Mit seinem segensreichen Wirken habe er erneut weit über 300 schwerst- und todkranke Menschen auf ihrem letzten Lebensweg ein Stück begleitet und unterstützt. Der Kreis jedenfalls ist sehr froh, dass er als einziger im nördlichen Rheinland-Pfalz über eine solche Vorzeigeeinrichtung verfüge. Zumal sich der Hospiz-Verein mit seinen mehr als 1.300 Mitgliedern inzwischen zu einer Volksbewegung und einem der mitgliederstärksten Vereine im ganzen Kreis Ahrweiler entwickelt habe. Sein Dank galt aber vor allem den hauptamtlichen Mitarbeitern und den ehrenamtlichen Helfern, die das Fundament der wichtigen und oft schwierigen Arbeit bildeten. „Ohne ihr großes Engagement und ihre Tatkraft wird dieser Erfolg nicht möglich“, sagte Gies. Es sei nicht selbstverständlich, sich für andere Menschen einzusetzen, und er sei zuversichtlich, dass man diese wertvolle Arbeit zum Wohle der Mitmenschen auch im neuen Jahr hoch engagiert und erfolgreich fortsetzen werde. „Denn“, so ergänzte Bürgermeister Juchem: „Wer in der Situation ist, ist froh, die Hilfe in Anspruch nehmen zu können.“ JOST

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