Allgemeine Berichte | 08.03.2016

Fünf Grundstückseigner müssen in Moselweiß viel Geld ausgeben, ehe sie bauen können

300.000 Euro für 2000 Mauereidechsen

Auf Ex-Bahngelände wurde Fläche für eine der größten Populationen im Land geschaffen

Auf der Ausgleichsfläche - hier trafen sich alle Beteiligten - gibt es für die Mauereidechsen Gabiolen und aufgeschichtete Stämme. HEP

Koblenz. Früher traf man sie in der Natur fast auf Schritt und Tritt: Die Mauereidechsen. Doch durch zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft verschwinden immer mehr natürliche Räume für die Mauereidechsen. So sind sie in Bahngelände gewechselt, wo sie sich im Schotter ideal verkriechen können.

Größte Population in Rheinland-Pfalz

Auf einem solchen Bahngelände in Moselweiß befindet sich mit etwa 2000 Tieren die wohl größte Population in Rheinland-Pfalz und dort wird in Kürze gebaut, denn fünf Firmen an der Moselweißer Straße haben Erweiterungsbedarf und der geht nur nach hinten raus.

Doch so schnell geht das nicht mit der Bauerei, denn die kleinen, fixen Tierchen stehen in Deutschland auf der roten Liste, sind also geschützt. Jetzt hatte der Koblenzer Bauamtsleiter Frank Hastenteufel Grundstückseigentümer, Architekten, Naturschützer und Medienvertreter auf das Gelände eingeladen, um zu zeigen, was dort geschehen ist.

Das etwa 18 000 qm große Areal war Bahngelände, wurde aber schon in den 90er Jahren nicht mehr genutzt. So riss man vor etwa vier Jahren die Schienen raus und seit dieser Zeit liegt das Gelände brach und wuchs zu mit Büschen und Bäumen, also ein idealer Ort für die Mauereidechsen, die hier eine Art Biotop hatten.

„Wir als Stadt wollten die Fläche von der Deutschen Bahn erwerben, die aber horrende Preise haben wollte“, erinnerte Frank Hastenteufel und weiter: „Dann kam Aldi und konnte viel härter verhandeln mit der Bahn und kaufte das ganze Areal.“ Inzwischen hat der Discounter die Fläche aufgeteilt und an die vier weiteren Anlieger Studentenwohnheim Vegis, Rewe, Hotel Scholz und Seniorenresidenz Moseltal verkauft.

Ausgleichsfläche für Mauereidechsen

Den Erwerbern war klar, dass sie für die Mauereidechsen insgesamt 2000 Quadratmeter als Ausgleichsfläche endgültig abgeben und für die Gestaltung auch Geld in die Hand nehmen mussten. Das sind mit dem verlorenen Grundstückswert insgesamt ca. 300 000 Euro, die natürlich brüderlich geteilt wurden.

Errichtung eines stabilen Zauns

Entlang des Bahngeländes musste ein stabiler Zaun für die Menschen errichtet werden, damit die nicht von der Goldgrube aus das Bahngelände als Abkürzung nehmen, das hatte sich die Bahn vertraglich zusichern lassen. Das gilt aber nicht für die Mauereidechsen, die durchaus vom Bahngelände in die Ausgleichsfläche können. Aber in das Baugelände sollen sie natürlich nicht und deshalb wurde dort ein etwa 30 cm hoher Kunststoffzaun installiert. Über Säcke können die Tiere das Baugelände verlassen, zurück geht es aber nicht mehr. Wenn die Mauereidechsen in Kürze ihren Winterschlaf beendet haben, werden sie von Naturschützern im Baugebiet eingesammelt und in die Ausgleichsfläche gesetzt. Hier erwarten sie Inseln mit Sand (zum Eier ablegen), übereinander liegende Baumstämme und Steinaufbauten zum Verkriechen. Dazu kommen noch Gabiolen (mit Steinen gefüllte Drahtkörbe) mit eingearbeiteten Jutesäcken zu Bepflanzung. Die erfolgt auch noch auf der Ausgleichsfläche, doch bisher war es zu kalt dafür.

Maßgeblich beteiligt war und ist hier die Umweltgutachter-Firma Grontmij. Patrick Leopold erklärte, dass hier sehr viele Mauereidechsen auf einer relativ kleinen Fläche seien: „Deshalb waren die Maßnahmen auch sehr aufwendig.“ Volker Bredler, bei Aldi Leiter der Filialentwicklung, war begeistert: „Das ist ein schöner Tag, wir haben es geschafft, die komplexen Vorgänge, und die Abstimmung von Aldi mit seinen Nachbarn und der Stadt.“ Apropos Stadt: Die würde gern noch 1,5 Hektar Land von der Deutschen Bahn erwerben, um darauf irgendwann mal einen Bahnhaltepunkt Moselweiß zu bauen.

Von den 18000 qm Bauland mussten 2000 qm als Ausgleichsfläche im Hintergrund abgegeben werden.

Von den 18000 qm Bauland mussten 2000 qm als Ausgleichsfläche im Hintergrund abgegeben werden.

Eine Kunststofffolie trennt die Ausgleichsfläche vom Bauland, um die Mauereidechsen zu schützen, erklärte Patrick Leopold (l.).

Eine Kunststofffolie trennt die Ausgleichsfläche vom Bauland, um die Mauereidechsen zu schützen, erklärte Patrick Leopold (l.).

Auf der Ausgleichsfläche - hier trafen sich alle Beteiligten - gibt es für die Mauereidechsen Gabiolen und aufgeschichtete Stämme. Fotos: HEP

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