„NRheinRocks“-Veranstalter Roger Herzog verkündet das Ende der Neuwieder Kultveranstaltung
Am Pegelturm bleibt es künftig still

Roger Herzog bei „NRheinRocks“ im Jahr 2018 Foto: Archiv HEP
Neuwied. Den Menschen in Neuwied ein einzigartiges Open Air-Event mit erstklassiger Live-Musik bieten und dabei auch noch etwas Gutes für krebskranke Kinder tun: Das Benefizfestival „NRheinRocks“ (NRR) hatte sich große Ziele gesetzt, als es 2015 seine Premiere in der Deichstadt feierte. Seither hat sich das NRR als feste Größe im Neuwieder Veranstaltungskalender etabliert, nicht zuletzt wegen seiner besonderen Kulisse am Bootsanleger nahe des Pegelturms. Doch damit ist nun Schluss: „Dieses kleine, feine Rock-Pop-Festival der etwas anderen Art wird leider nie wieder den Rhein rocken“, verkündet Veranstalter Roger Herzog – und spart dabei nicht mit Kritik an der Stadt Neuwied.
Erst vergangenen August hatte „NRheinRocks“ sein Corona-Comeback gefeiert, diesmal als „Festival of Peace“, dessen Erlös an die Kriegskinderhilfe gespendet werden sollte. Mit circa 450 Zuschauern zog das Event jedoch nur halb so viele Interessierte an wie noch bei früheren Auflagen. Hierfür macht Roger Herzog den Umstand verantwortlich, dass wegen gestiegener Technik- und Logistikkosten sowie sinkender Sponsorengelder erstmals in der NRR-Geschichte Eintrittsgelder verlangt werden mussten. Die Folge: Das Event schrieb rote Zahlen, über 1.000 Euro musste Herzog aus privater Kasse draufzahlen.
Wurde die weitere Nutzung des Bootsanlegers untersagt?
Das Ende von „NRheinRocks“ hat laut Roger Herzog aber noch weitere Gründe. So habe die Neuwieder Ruder-Gesellschaft (NRG), neben dem Gymnasial-Turn-Ruder-Verein Neuwied einer der beiden Eigentümer des Bootsanlegers, der Nutzung der Pritsche für weitere Festivals schon im vergangenen Jahr eine Absage erteilt. „Ein Festival mit 50 Prozent Nutzungserlaubnis der Bühne ist leider eine Farce“, befindet Herzog. Alle möglichen Risiken und Gefahren, betont er, seien mit ausreichenden Versicherungen abgedeckt worden und zu keiner Zeit seien irgendwelche negativen Vorkommnisse bei den Festivals zu verzeichnen gewesen.
Bei der Neuwieder Ruder-Gesellschaft stoßen diese Vorwürfe auf Verwunderung. „Im Jahr 2023 haben wir keine Anfrage bezüglich des ‚NRheinRocks‘-Festivals erhalten“, sagt NRG-Vorsitzender Andreas Laser gegenüber BLICK aktuell. Ohnehin habe der Verein die Nutzung der Pritsche in der Vergangenheit nie genehmigt, sondern lediglich toleriert. Grund hierfür waren laut Laser etwaige Haftungsrisiken, da der Bootsanleger offiziell nur fürs Rudern und nicht für das Abhalten von Konzerten vorgesehen ist.
Mangelnde Unterstützung beklagt
Auch von der Stadtverwaltung Neuwied hätte Roger Herzog sich mehr Engagement gewünscht: „In der Gesamtzeit des Festivals hielt sich die Stadt mit Unterstützung und Sponsoring des einzigartigen Benefizfestivals gepflegt zurück und kam nicht über die Bereitstellung von Sicherungs- und Markierungsmaterial der SBN hinaus.“
Herzog zufolge wurden außerdem die Stromanschlusskosten für die Festivaltechnik der letzten NRR-Auflage von den Stadtwerken um deren Aufsichtsratsvorsitzenden OB Jan Einig voll berechnet, obwohl das Rote-Zahlen-Ergebnis mitgeteilt und die Kostenminimierung für den Veranstalter durch Kostenverzicht der Stadt beantragt worden seien.
Stadt und SWN widersprechen
Auf Anfrage von BLICK aktuell erwidert die Stadt, ein solcher Kostenverzicht sei nicht gemäß den Vorgaben beantragt worden, an welche die Stadt laut Ratsbeschluss gebunden sei. Förderanträge müssten nämlich vor Beginn der zu fördernden Maßnahme gestellt werden, eine nachträgliche finanzielle Förderung sei nicht vorgesehen. „Im Rahmen ihrer Zuständigkeiten unterstützen alle in diesem Kontext relevanten Ämter und Abteilungen, wie beispielsweise das Ordnungsamt, das Amt für Stadtmarketing, oder das Pressebüro im Amt Büro des Oberbürgermeisters, regelmäßig kulturelle Veranstaltungen und wohltätige Initiativen. So auch das ‚NRheinRocks‘ – und das bereits seit der ersten Auflage“, so die Stadt weiter.
Die Stadtwerke Neuwied weisen die Kritik ebenfalls zurück. „In den vergangenen beiden Jahren haben wir das ‚NRheinRocks’ mit 300 Euro unterstützt und letztes Jahr Sitzkissen gesponsort, zuvor waren es jährlich 150 Euro“, teilt ein SWN-Sprecher mit. Die ursprüngliche Rechnung für die Baustromanschlusskosten habe man auf eine Beschwerde Herzogs hin zudem storniert und stattdessen eine vergünstigte Rechnung für Wanderunternehmen ausgestellt.
„Haltet die Deichstadtlegende in Euren Herzen!“
Zum Ende der „NRheinRocks“-Ära richtet Roger Herzog seinen Dank an alle Musik-Acts, Fans und Sponsoren, die zur Erfolgsgeschichte des Festivals beigetragen haben – und natürlich an „Petrus, der ja bekanntlich ein ‚NRheinRocker‘ ist, weil er das superbe Open Air im Trockenen rocken und in der Augustsonne strahlen ließ“. Und trotz aller Enttäuschung über das Ende gibt Herzog den „NRheinRocks“-Fans auch noch etwas mit auf den Weg: „Haltet die Deichstadt-Legende in Euren Herzen und erinnert Euch, wenn Ihr am Rhein, am Bootsanleger spazieren geht!“ SN
"NRheinRocks"-Ergänzungen/Richtigstellungen - Part 2:
Natürlich gehört Wahrheit und Rückrat nicht unbedingt zum Profil von Politikern und Funktionären, was hinlänglich bekannt sein dürfte! Wichtiger ist das gute Darstellen in der Öffentlichkeit i.d.R. um des Machterhalts willen bzw. als menschliche Basisschwäche inkl. Konfliktunfähigkeit! Im Falle der berechtigten NRR-Kritik an Stadt und Rudergesellschaft ist festzustellen, daß weder Ehrlichkeit, noch Rückrat für ein gemeinnütziges Engagement vorliegt! Herr Laser (NRG) hat uns 2022 ein eindeutiges "Nein!" für weitere Festivals auf der Pritsche mitgeteilt, so daß eine "Anfrage für 2023 keinen Sinn macht und somit nicht vorliegt! Warum übernimmt der Herr in der Öffentlichkeit nicht die Verantwortung für seine Ablehnung? Und Herr OB Einig verschanzt sich bei der Ablehnung des Erlasses der SWN-Stromanschlußkosten hinter Ausreden wie "nichtgestellter Förderantrag" und "Erschöpfung des Haushaltes `22"! Meine Herren, schämen sie sich!
Der Artikel zum Ende des Neuwieder Kult-Open-Airs "NRheinRocks" entspricht weitestgehend der Wahrheit bzw. unserem Artikeloriginalentwurf, außer der fehlinterpretierten Kritik an der SWN! Hier hat der Verfasser "SN" die berechtigte Kritik an der fehlenden Kulanz bzgl. der erhobenen Stromanschlußkosten für das Festival (wegen den "roten Zahlen" mangels Besucherzahlen) über Herrn OB Einig, seines Zeichens auch SWN-Aufsichtsratvorsitzendert, mit einer allgemeinen Kritik an der SWN verwechselt! Dies müssen wir an dieser Stelle richtigstellen: die SWN hat das NRR-Event seit 2015 unterstützt/gesponsert, so wie es im Artikel richtig dargestellt ist! Daß der Autor dies nicht korrekt aus dem Originaltext wiedergegeben hat bedauern wir sehr, möchten aber die Kritik an den erhobenen SWN-Anschlußkosten aus dem Frühjahr `23 an die SWN-Verantwortlichen (Herr OB Einig) aufrechterhalten! Hier hätte Kulanz und Engagement im Sinne des Friedens und der Kinder der Stadt gut zu Gesicht gestanden!
Die Stadt Neuwied hatte noch nie etwas für die Jugend oder die Junggebliebenen übrig!! " Bloß schnell unterbinden Da könnte ja wieder so etwas entstehen wie vor 45 Jahren!!" Wo sich Jugendliche hier abends noch treffen konnten . Heute: alles tot! Statt dessen Shisha Bars one Ende! ICH weiß nicht, was Schlimmer ist.