Faszinierende Einblicke in die Welt der Esskultur im römischen Rheinland
„Andernach in aller Munde!“
Andernach. Unter dem Titel „Ernährung im römischen Rheinland - Zu Tisch im Andernach der Römerzeit!“ wurde die erfolgreiche Vortragsreihe des Andernacher Stadtmuseums am vergangenen Freitag fortgesetzt. Für den jüngsten Vortrag konnte mit Frau Dr. Tanja Zerl eine international renommierte Wissenschaftlerin aus dem Fachbereich „Archäobotanik“ gewonnen werden. Die Archäobotanik untersucht pflanzliche Reste aus archäologischen Befunden, so zum Beispiel Kerne, Schalen, Körner und Pollen. Aus diesen eigentlich unscheinbaren Sachzeugen können mithilfe wissenschaftlicher Untersuchungsmethoden wichtige Erkenntnisse über die Lebenswelt der Vergangenheit gewonnen werden. Dr. Tanja Zerl arbeitet am Labor für Archäobotanik an der Universität Köln und gehört zu den international renommiertesten Wissenschaftlern auf diesem Gebiet.
In ihrem kurzweiligen Vortrag stellte die Referentin nicht nur die wichtigsten Erkenntnisse ihrer Forschungen vor, sondern auch die bedeutendsten Kulturpflanzen der Römer: Neben Wein brachten die Römer Ende des 1. Jahrhunderts v.Chr. unter anderem auch das Kulturobst, zahlreiche Würzkräuter und den intensiven Anbau von Dinkel ins Rheinland. Zur Getreideernte verwendeten die Römer auch in unserer Region bereits vor fast 2.000 Jahren „vallus“ genannte Erntemaschinen. Bald schon war auch in unserer Region für die, die es sich leisten konnten, eine gehobene Tischkultur nach römischem Vorbild eingezogen: Über das ausgeklügelte Fernhandelsnetz wurden zum Beispiel in großen Mengen Feigen, Oliven und Mandeln aus dem Mittelmeerraum an den Rhein importiert. Auch exotische Gewürze wie z.B. der in Indien wachsende Pfeffer waren im Rheinland während der Römerzeit schon bekannt und für die gesellschaftlichen Eliten erhältlich.
Fast 100 Besucherinnen und Besucher besuchten den Vortrag im voll besetzten Gewölbesaal des Historischen Rathauses der „Essbaren Stadt“. Auch in Andernach waren im Rahmen der Grabungen auf dem ehemaligen Weissheimer-Gelände (heute Historischer Garten) sowie auf dem Schumacher-Gelände (heute Parkgarage am Runden Turm) vor einigen Jahren ebenfalls viele organische Befunde freigelegt worden.
Wer sich weiter über die faszinierende Esskultur im römischen und frühmittelalterlichen Andernach informieren möchte, dem sei der neue Andernacher Beitrag „Andernach in aller Munde“ empfohlen, der im Stadtmuseum sowie im regionalen Buchhandel erhältlich ist.
