Kabarettist Martin Zingsheim präsentierte „Kopfkino“

„Anhänger desradikalen Konstruktivismus“

„Anhänger des
radikalen Konstruktivismus“

Martin Zingsheim ist ein „Newcomer“ in der Szene. - DU -

Lantershofen. Dank des Kulturvereins „Kulturlant“ geben sich auf der Bühne im Lantershofener Winzerverein bundesweit etablierte Kabarettisten die Klinke in die Hand. Einer der „Newcomer“ der Szene ist Martin Zingsheim, der in den vergangenen Jahren etliche Kleinkunst, Kabarett und Comedy-Preise einheimsen konnte. Entsprechend groß war das Besucherinteresse, als der gebürtige Kölner jetzt in Lantershofen mit seinem Programm „Kopfkino“ auftrat. Mehr als 180 Gäste sorgten für einen gut gefüllten Saal. Obwohl studierter Musiker, Sänger und Komponist, verzichtete Zingsheim in Lantershofen auf Musikalisches. Lediglich ein Mikrofon und für einen kurzen Moment sein 2016 veröffentlichtes Buch „Eltern haften an ihren Kindern“ dienten ihm als Bühnen-Equipement. Die erwähnten Kinder, Zingsheim selbst hat derer vier, und die damit einhergehende Erziehung verknüpfte der Kabarettist mit seiner Performance. Die Kinder würden bald wieder wie vor 300 Jahren sein, wo sie arbeiten und funktionieren mussten, so Zingsheim. Denn schließlich würden die Eltern ja Wert darauf legen, dass der Nachwuchs schon im Kindergarten schreiben und eine Fremdsprache lernt. Obwohl Martin Zingsheim seine Pointen in fast schon rauschhafter Geschwindigkeit auf das Publikum loslässt, bleibt immer noch ganz viel Platz für kritische Untertöne und Nachdenklichkeit, wobei der Künstler kaum ein Reizthema heutiger Zeit auslässt.

„Monsanto-Rap“

Den umstrittenen, 2016 von der Bayer AG übernommenen Chemie-, Agrar- und Biotechnikkonzern „Monsanto“ nahm Zingsheim mit einem Rap der Produkte aufs Korn, in denen Erzeugnisse eben jener Firma verwendet werden oder zum Einsatz kommen. Da kamen in Windeseile die Füllungen ganzer Supermarktregale auf den Tisch. Auch die zum Teil drögen Kunstfans in Museen bekamen ihr Fett weg. Zingsheim empfahl, hier die Stimmungsmechanismen der Fankurven in Fußballstadien einzusetzen, um den „Cordhosen-verseuchten Museumsfuzzis“ etwas Leben einzuhauchen. Im Gegenzug mussten eben jene Museumsfuzzis ein Fußballspiel kommentieren – da wurde der Doppelpass zur expressionistischen Analyse. Sich selbst bezeichnete Zingsheim, der seit 2016 eine Talkshow im Deutschlandradio hat, als „versuchsweisen Veganer“, schließlich mache vegan Leben viel Spaß – das Problem wären lediglich die Veganer. Darüber hinaus outete er sich als „Anhänger des radikalen Konstruktivismus“ – nicht zu verwechseln mit dem schwedischen Konstruktivismus: Da ginge es um fehlende Regalschrauben. Als Meister des Wortes nahm sich Martin Zingsheim auch die deutsche Sprache vor – vor allem deren Kuriositäten. „Da steht ein Typ an der Kaffeebude vor dir und bestellt zwei Espressis. Was soll das sein? Deutscher Espressionismus?“ Auch die Kirche bekam einige Seitenhiebe ab: „Die Gläubigen müssen sich mehr in der Kirche engagieren. Zersetzung beginnt von innen. Das beweist doch die SPD“.

„Quanta costa la Bier?“

Auf jeden Fall möchte sich Zingsheim gesellschaftlich engagieren: „Ich würde mich ja gerne für die Rechte von Homosexuellen einsetzten, aber auf deren Demos sind immer so schrecklich viele Schwule“. Für Lacher sorgte auch der imaginäre Kölner, der sich in Katalonien mit den Worten „Ej hola, quanta Costa La Bier?“ ein Bier bestellt. Gut zwei Stunden lang begeisterte Martin Zingsheim das Publikum, bevor er nach einer Zugabe gefeiert die Bühne verließ. Das Kulturlant-Programm macht im Advent keine Pause. Am 13. Dezember gastiert Kultmusiker Guildo Horn in Lantershofen bevor es am 6. Januar wieder heißt: „Jazz ohne Stress“.