Die Sonderausstellung des Heimatmuseums Schloss Sinzig stellt römische Münzen und Keramik vor
Antike Stempelarbeit unter der Lupe
Sinzig. Zuoberst im Heimatmuseum Schloss Sinzig, das wissen Stammbesucher, befindet sich die römische Abteilung. Sie zeigt römische Münzen unbestimmter Herkunft sowie aus Keramik Öllämpchen, Statuetten des Matronenkults, feines Tafelgeschirr und als baukeramische Zeugen Dachziegel. Noch bis Ende dieses Ausstellungsjahres lenkt eine von Rudolf Menacher erarbeitete Präsentation das besondere Augenmerk auf „Römische Stempelarbeit unter der Lupe“.
Dass sich das Sinziger Museum zwecks gemeinsamer Präsenz und Austausch mit sechs römisch ausgerichteten Museen zusammenschloss, bot Anlass den eigenen römischen Bestand näher zu betrachten. Dem Ausstellungsmacher Menacher, der die Exponate auch in der Vortragsreihe „Turmgespräch“ beleuchtete, ging es indes nicht um sämtliche römischen Artefakte im Haus, sondern gezielt um Münzen und die Tischkeramik Terra Sigillata. Beide erhielten ihr Gepräge durch Stempel. Nach einer Technik der Griechen schlugen die Römer den Münzrohling per Hammer zwischen zwei Stempeln in Form. Die Keramik entstand unter Verwendung von mit Stempeln verzierten Formschüsseln.
Kaiserköpfe mit Lorbeer
Zu den 61 Münzen des Bestandes - eine ist nicht römisch - zählen neun Silbermünzen, vier aus Billon (Messing) und 47 Bronze- und Kupfermünzen. Ihre Herkunft ist ungewiss, bis auf einen Legionsdenar des Marcus Antonius für die Legion XXI Rapax, die auch von 70 bis 83 in Bonn und danach in Mainz stationiert war. Bis ins 3. Jahrhundert blieben die Legionsdenare als Zahlungsmittel im Umlauf. Ein As des Tiberius mit den Buchstaben SC für Senatus Consulto, „auf Senatsbeschluss“, wies Menacher als zweitältestes Exemplar aus und erklärte: „Auf diese Münze bezieht sich die Zinsfrage in der Bibel“.
Während die Vorderseiten der Münzen seit Augustus meist den Kaiserkopf mit Lorbeer, bei Doppelwerten mit Strahlenkranz und in der Spätzeit mit Diadem zeigten, diente die Rückseite der Propaganda, wie ein Denar Trajans durch Trophäen illustrierte. Den Namen des Kaisers, seine Titel und Ämter nannte die Beschriftung.
Grobe und feine Keramik
Die meisten Sinziger Münzen entstammen dem 2. Jahrhundert, einer Blütezeit, als die Adoptivkaiser regierten und dem 3. Jahrhundert, in dem schwere Germaneneinfälle den Rhein zum unsicheren Grenzraum machten. „Spätestens 275 haben in der Region römische Villen gebrannt“, ist Rudolf Menacher überzeugt.
Zuvor hatte am Rheinufer bei Sinzig von 40 bis 69 nach Christus die V. Legion Alaudae (die Lerchen) eine Militärziegelei betrieben. Dort hergestellte römische Ziegel wurden auf dem Rhein zu Bauvorhaben der Militärverwaltung verschifft. Ein bestimmter Prozentsatz der Ziegel war mit dem Stempel der V. Legion versehen. Solche gestempelten Ziegel sind in der Ausstellung zu sehen.
Gleichfalls kann man die Dekore der rot glänzenden Terra Sigillata-Ware erforschen, auf Scherben wie auch auf einer zusammengesetzten Schüssel der Sinziger Manufaktur. Diese Produktionsstätte wirkte 70 Jahre nach der Militärziegelei, von etwa 140 bis 150 nach Christus, an der gleichen Stelle. Die Töpfer kamen aus Trier, von wo sie 117 Punzen genannte Stempel mitbrachten. Das Verbreitungsgebiet der glatten und reliefverzierten Sinziger Ware lag rheinabwärts sowie in der Wetterau, wo das stattliche Vorkommen belegt, dass auch der teure Transportweg rheinaufwärts nicht gemieden wurde. Entdeckt wurden die Töpfereien 1912/13 bei Ausgrabungen des Provinzialmuseums Bonn (heutiges LVR-Landesmuseum, das einen Teil der Funde behielt.
Die Ausstellung in der Barbarossastraße 35 ist bis Ende 2018 donnerstags von 10 bis 12 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. HG