Spektakuläre Ausstellung in Maria Laach - Bauhauskeramiker und ihre Erben
„Asche oder Feuer“
Von Samstag, 17. August 2019 bis Donnerstag, 20. Februar 2020
Glees. Nach der erfolgreichen und von zahlreichen Besuchern frequentierten Bauhaus-Ausstellung im vergangenen Jahr über den Bauhaus-Keramiker und Laacher Mönch P. Theodor Bogler „Vom Bauhaus nach Maria Laach“ wartet die Keramikmanufaktur Maria Laach von Samstag, 17. August 2019 bis Donnerstag, 20. Februar 2020 erneut mit einer spektakulären Ausstellung auf.
Im Rahmen eines Pressetermins erläuterten Bruder Stephan Oppermann und Katharina Brellochs das Konzept und den Aufbau der Ausstellung und führten die Pressevertreter durch die Ausstellungsräume, die sich erneut im Erdgeschoss der „Alten Schreinerei“ befinden und mit ihrem Industriecharme eine erstklassige Plattform bieten. Hier wird den Besuchern zunächst anhand einer Dokumentation ein Überblick über die Entwicklungsabschnitte des Bauhauses und die 14 Jahre seines Bestehens geboten. Zu sehen sind einzelne Repliken, die man auch ungeniert berühren darf - halt Design zum Anfassen. In verschiedenen Vitrinen werden dagegen ausgewählte Originale und auch Repliken der Bauhauskeramik geschützt.
„Asche oder Feuer“
Der neue Titel der Bauhaus-Ausstellung „Asche oder Feuer“ ist bewusst ein wenig provokant gewählt. Der Hintergrund ist ein Spruch von Gustav Mahler: „Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.“ Hier liegt dann auch der Bezug zur Abtei Maria Laach, denn diese neue Ausstellung beschäftigt sich damit, was Nachfolger und Nachfahren aus und mit dem Erbe der beiden Bauhaus-Keramiker Theodor Bogler und Otto Lindig gemacht haben. Dass Bogler und Lindig über ihre Frauen verschwägert waren, verleiht den Werken einen ganz besonderen Reiz. So wird hier zum einen deutlich, wie sich Lindigs Tochter Christiane Bernstiel sowie die beiden Schwestern Maria Hokema und Ulrike Könecke und die Enkelinnen von Otto Lindig sowie Ulrikes Sohn, Lutz Könecke (bei allen handelt es sich um Keramikerinnen und Keramiker) heute diesem Erbe nähern. Zum anderen ist es Bruder Stephan Oppermann OSB, der mit seinen Mitarbeiterinnen Andrea Lange und Gabi Schönberger in der Keramikmanufaktur Maria Laach das Erbe der Boglerschen Formen hochhält und die Kunstschau mit eigenen Werken bereichert.
Bruder Stephan Oppermann OSB ist Leiter der Keramikmanufaktur im Kloster Maria Laach und Absolvent der Staatlichen Fachschule für Blumenkunst, Weihenstephan. „Wir produzieren nicht für die Vitrine, obwohl wir froh sind, wenn ein Stück aus unserer Manufaktur in der Vitrine steht, sondern für den täglichen Gebrauch. Das Erbe, das uns P. Theodor Bogler hinterlassen hat, setzt gerade heute auch in unserer Arbeit wieder Maßstäbe und ermutigt uns zu einer Auseinandersetzung mit Form- und Farbgebung von Alltagsgeschirr. Andererseits zwingt es uns, in seinem Sinne nicht irgendwelchen Strömungen oder Must-haves nach zu jagen, sondern eine eigene Formensprache zu entwickeln und seine aus der Bauhaus-Zeit zu pflegen und zu ehren“, so Bruder Stephan.
Christiane Bernstiel
Die Besucher können sich erneut über das Bauhaus an den verschiedenen Stätten seines Wirkens informieren, vieles ausprobieren und im Speziellen mit der Bauhauskeramik aus Dornburg/Saale auseinandersetzen und wer im vergangenen Jahr die Bogler-Ausstellung in Maria Laach in Augenschein genommen hat, wird erstaunt sein, wie viele neue Impulse er erhält und wie viele neue Exponate gezeigt werden. „Reduce to the max“ - so absurd und beinahe surrealistisch dieser alte Reklamespruch auch klingen mag, so sehr passt diese Maxime auf die Keramik von der heute 67-jährigen Christiane Bernstiel (Tochter von Liebfriede Bernstiel und Otto Lindig). Sie beschränkt sich in ihrer Kunst auf das Wesentliche: die Plastizität der Form. Die Glasur für das Gefäß dient als schöne Haut, als ein Gewand, welches durch den Brand mal mehr und mal weniger prächtig ausfällt.
Maria Hokemas
Maria Hokemas keramischer Schwerpunkt liegt auf schlichten, formal ausgewogenen, dünn gedrehten Gefäßen, in Steinzeug oder Porzellan. Sehr früh begann sie, die Feinheit und Weiße des Porzellans für Texte, meist Lyrik, zu nutzen, die weiß auf weiß als Relief lesbar werden. Für sie gibt es - nach eigener Aussage - kaum etwas Schöneres, als ein Gefäß unter ihren Händen wachsen zu lassen. Andererseits haben die unendlichen Möglichkeiten in der Keramik für sie von Anfang an eine große Faszination behalten. Die klare, spannungsreiche Form des Objekts steht bei ihr im Mittelpunkt, die Glasuren sind meist hell und hell-farbig oder mattschwarz.
Ulrike Könecke
„Ornamente in lederharten Ton zu schneiden, erfordert präzises Arbeiten, Geduld und Demut“, sagt Ulrike Könecke, geb. Breternitz. „Nach meiner Ausbildung zur Kinderkrankenschwester heiratete ich 1970 Gerald Könecke. Er führte mit seinen Eltern einen landwirtschaftlichen Betrieb und ist bis heute ein leidenschaftlicher Keramiksammler. Das Besondere auf dem Hofgelände war eine kleine Töpferwerkstatt, die die Tante meines Mannes betrieb. Die Tante, Rosemarie Könecke hatte bei Helma Klett in Fredelsloh gelernt und gearbeitet. 1969 richtete sie sich auf dem Hof in Großenrode ihre eigene Werkstatt in einem kleinen Fachwerkhaus ein. Da Ulrike Könecke außerdem durch die Geschichte und Gefäße ihres Großvaters Otto Lindig vorgeprägt war, lag es für sie nahe, sich in diesem Handwerk zu versuchen. Seit einigen Jahren arbeitet sie gemeinsam mit ihrem Sohn Lutz Könecke in einer Werkstatt. Lutz Köneckes Arbeiten sind u. a. Gefäßmontagen aus mehreren Einzelteilen. Diese werden - angeregt durch die Auseinandersetzung mit seinem Lehrer Walter Popp, dem Begründer der „Kasseler Schule“, zunächst lediglich mattschwarz und matt-weiß glasiert, später mit nuancenreichen Ochsenblutglasuren versehen und bestehen meist aus fast gleichartigen Schalen- oder Vasenformen. Seine keramischen Arbeiten sind unique mit einem ausgeprägten Wiedererkennungswert.
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