Fähndelschwenken bei der Johanneskirmes in Bruchhausen
Christian Breuer folgt Jan-Philipp Wallek als Bundesmeister
Der junge Unkeler Fähnrich Julian Muss übernahm von Philipp Schmitz den Titel des Voreifelmeisters
Bruchhausen. Um die Bundesmeisterschaft und die Voreifelmeisterschaft wurden am frühen Sonntagnachmittag in Bruchhausen auf der Johanneskirmes die Fahnen geschwenkt. Angemeldet hatten sich 13 Fähnriche, in den nur 40 Zentimeter großen Ring traten dann aber mit den gastgebenden Nönghüüdern, Jannik Roos, Bastian Lindlohr und Philipp Schmitz, dem Unkeler Julian Muss, dem Bad Hönninger Hendrik Sartor, dem Leubsdorfer Lukas Ley und dem frisch gebackenen Rheinland-Pfalz-Meister, Christian Breuer aus Oberdrees nur sieben Fähnrich. Und das im Vorkampf quasi unter „Ausschluss“ der Öffentlichkeit, war das Festzelt doch gegen 14 Uhr bis auf einige wenige Gäste, darunter Bürgermeister Markus Fischer, nahezu menschenleer.
Jannik Roos, dem am Nachmittag kurz nach dem Kirmesfestzug noch seine Junggesellentaufe bevorstand, trat in seinem ersten Schwenkwettbewerb als erster vor die Juroren, die „Altbundesmeister“ der 90-er Jahre bis Mitte 2000, Stefan Wolff aus Ohlenberg und Björn Heidt aus Rheinbreitbach, sowie Vater und Sohn, Manfred und Florian Paaßen. Selbst als der Rheinische Schwenkmarsch plötzlich mit erhöhter Geschwindigkeit ablief, ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen, hatte dann aber Glück, dass er nicht in der 30-Sekunden Nachschwenkzeit ohne Musik die Fahne fallen ließ, sondern genau eine nach Ablauf der regulären Zeit. Mit denselben Schwierigkeiten hinsichtlich der Schwenkmusik hatte auch Julian Muss zu kämpfen, der sich im Vergleich zum Wettbewerb in Erpel eine Woche zuvor stark verbessert präsentierte. Mit neuer CD waren die technischen Widrigkeiten behoben, sodass Bastian Lindlohr mit extrem hoher Geschwindigkeit begann, die „Regel“ zu schwenken, um so mehr Zeit für Punkte-bringende Kunstschläge zu haben. Das hätte sich wohl auch ausgezahlt, wenn es dem noch amtierenden Siebengebirgsmeister gelungen wäre, die Konzentration aufrecht zu halten. So aber musste er kurz vor Schluss nachfassen, um die Fahne nicht fallen zu lassen, was ihm dann Sekunden später doch widerfuhr.
Voll konzentriert ging auch Hendrik Sartor zu Werk, der Bundes-, Voreifel- und Siebengebirgsmeister 2014, der sich im Vorjahr mit der Westdeutschen Meisterschaft hatte begnügen müssen. Lediglich seine Kapitänsmütze, nicht aber die Fahne fiel bei seiner anspruchsvollen Darbietung zu Boden. Nicht ganz bei der Sache zu sein nach seinem Sieg in der Vorwoche in Erpel schien dagegen Christian Breuer, schlug der Kopf seiner Fahnen bei den Beinschlägen doch mehrmals auf und auch die Kunstschläge reihten sich nicht so dicht aneinander wie gewohnt. Trotzdem war klar, dass der jungen Lukas Ley ihm noch nicht gefährlich werden konnte. Allerdings vollbrachte der Leubsdorfer Fähnrich das Kunststück, seine Darbietung zu Ende zu schwenken, obwohl er den Fahnenkopf nach der Hälfte der Zeit verloren hatte. Schwungvoll absolvierte dann der Nönghüüder Phílipp Schmitz als Letzter der Vorrunde die Regel, um dann mit Kunstschläge Sonderpunkte zu sammeln.
Allzu lange beraten mussten die erfahrenen Juroren nicht, um mit dem Bundesmeister 2015 aus Bruchhausen, dem Bad Hönninger und Christian Breuer die Finalisten zu ermitteln, zu denen sich dann auch noch Julian Muss gesellte. Nicht nach ihrer Platzierung in der Vorrunde, sondern in neu ausgeloster Reihenfolge traten die Finalteilnehmer dann an. Zuerst Hendrik Sartor, wenn auch nur ausgesprochen kurz, fiel seine Fahne doch schon nach wenigen Schlägen zu Boden. Entsprechend wuchsen die Chancen für Philipp Schmitz, den Titel eines Bundesmeisters, der er im Vorjahr an den Unkeler Jan-Philipp Wallek abgetreten hatte, wieder nach Bruchhausen zu holen. Entsprechend schwenkte der noch amtierender Westdeutsche und Voreifelmeister mit vollem Risiko eine Kür, die mit schwierigen Kunstschlägen nur so gespickt war, um den Oberdreesener Fähnrich, der nach Julian Muss antrat, unter Druck zu setzen.
Und die Taktik des Nönghüüder schien zunächst von Erfolg gekrönt zu sein. Mit von ihm ungewohnten Schwächen begann Christian Breuer seine Darbietungen, die Nerven verlor er allerdings nicht. So wurde er mit zunehmender Dauer wieder sicherer und entschied nicht zuletzt aufgrund seiner erheblich besseren Haltung das Preisschwenken mit 200 Punkten Vorsprung für sich. „Falls Philipp Schmitz nicht den ersten Platz belegen sollte, kann ihm der der Titel des Voreifelmeisters nicht zuerkannt werden, da er diesen erst nach der obligatorische Zwangspause in 2018 wieder verteidigen kann“, hatte Florian Paaßen vor der Besprechung der Jury erklärt. Lachender Dritter war damit der junge Julian Muss, der auf der Bruchhausener Johanneskirmes so einen ersten Titel gewann.
DL