Online-Petition zur Rettung der Bäder

DLRG sammelt Unterschriften gegen Schwimmbadschließungen

Seit dem Jahr 2000 schließen im Schnitt 80 Bäder – jedes Jahr

DLRG sammelt Unterschriften gegen Schwimmbadschließungen

Quelle: DLRG

22.08.2019 - 11:40

Rheinland-Pfalz. Unter dem Titel „Rettet die Bäder! Schwimmbadschließungen stoppen! hat die DLRG eine deutschlandweite Online-Peition gestartet, um entgegen dem Trend zur Bäderschließung in Deutschland anzukämpfen.


Inhalt der Petition


Wirtschaftsfaktor, Teil des Lehrplans in den Schulen, sozialer Treffpunkt und Wettkampf- sowie Trainingsraum – das haben Deutschlands Bäder alle gemeinsam. Öffentliche Bäder sind Orte für das hoheitliche Schulschwimmen und ermöglichen der nachwachsenden Generation eine der zentralen menschlichen Kulturfähigkeiten, das Schwimmen, zu erlernen. Seit Jahren sehen wir mit großer Sorge den unheilvollen Trend zu Bäderschließungen in Deutschland. Zu Lasten der Wassersicherheit der Bevölkerung und bezahlbarer sozialer Angebote versuchen die unter Finanzdruck geratenen Kommunen, durch unsystematische Schließungen von Bädern, ihre Haushalte zu bereinigen.

Öffentliche Bäder werden aufgrund ihrer Daseinsvorsorgefunktion regelmäßig von Kommunen bezuschusst. Im Vergleich zu anderen bezuschussten Einrichtungen fallen die Zuschüsse pro Besuch mit durchschnittlich 5-10 Euro (Quelle: Überörtlicher Betriebsvergleich Bäderbetriebe – ÜÖBV, Deutsche Gesellschaft für das Badewesen e.V.) allerdings bescheiden aus.

Der anhaltende Trend, ersatzweise Freibäder zu bauen oder auf so genannte Badeteiche auszuweichen, bietet witterungsbedingt weder die Verlässlichkeit des Angebots noch taugt die bauliche Struktur für Ausbildung und Sport. Hinzu kommt, dass die häufig von privaten Investoren erbauten Spaßbäder nicht den notwendigen Ausbildungsgesichtspunkten entsprechen. Allein im vergangenen Jahr wurden 4.500 Schwimmprüfungen weniger abgenommen als im Vorjahr.

Viele öffentliche Bäder stehen vor bisher ungelösten Problemen. Etwa die Hälfte der Anlagen weisen einen erheblichen Sanierungsstau auf; insbesondere Schwimmvereine und Wasserrettungsorganisationen berichten von einer zunehmenden Bedarfsunterdeckung, was sich zum Beispiel in zu langen Wartezeiten für Schwimmkurse auswirkt. Die aufgrund der sozialen und gesellschaftlichen Leistungen der Bäder erforderlichen Zuschüsse können wegen häufiger Finanzknappheit und struktureller Unterfinanzierung von den Trägern, hauptsächlich Kommunen, immer weniger geleistet werden. Die durch verschleppte Investitionen verursachte rückläufige Attraktivität der betroffenen Anlagen führt zu erheblichen Besucherverlusten und letztlich zur Schließung.

Um die Missstände wirksam zu bekämpfen, sind unter anderem folgende Maßnahmen zu ergreifen: So sollte eine angemessene und nachhaltige Bäderversorgung durch systematische Bedarfsplanung und Bedarfsdeckung im Rahmen eines bundesweiten Masterplans sichergestellt werden. Der Raum für Schwimmen kann nur weiterentwickelt werden, wenn auf allen räumlichen Ebenen der jeweilige Bedarf der Öffentlichkeit, der Schulen und der Sportvereine auf wissenschaftlicher Grundlage ermittelt und darauf aufbauend Raumprogramme (Wasserflächen, sonstige Flächen, Funktionsbereiche) aufgestellt und umgesetzt werden. Wir fordern einen goldenen Plan ähnlich dem der 1960er Jahre. Wir fordern die Politik auf, eine Gesellschaft ähnlich der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) zu gründen, die ausschließlich die Aufgabe hat, die Bädersanierung in Deutschland zu koordinieren; mit einem Zeitrahmen von zehn Jahren. Der Finanzbedarf beträgt etwa 14 Milliarden Euro, der je zur Hälfte vom Bund und Ländern/Kommunen getragen wird. Alle müssen wieder an einem Strang ziehen. Rettet die Bäder!

Die Finanzierung der öffentlichen Bäder muss nachhaltig gesichert werden. Der hohe Sanierungsstau zeigt deutlich, dass unter der Prämisse der grundsätzlichen kommunalen Zuständigkeit für die Finanzierung von Bädern eine nachhaltige, bundesweit einheitliche Bäderentwicklung nicht stattfinden kann oder zumindest nicht stattfinden konnte. Etwa drei Viertel der Lebenszykluskosten eines Bades entstehen während der Betriebsphase, weswegen auch die langfristige Finanzierung dieser operativen Kosten sichergestellt sein muss.


Begründung der Petition


Schwimmen ist eine der gefragtesten Freizeitaktivitäten der Deutschen. Öffentliche Bäder tragen zur Wohn- und Freizeitqualität einer Kommune bei, machen das Sport- und Freizeitangebot attraktiver. In unseren Schwimmbädern findet die Schwimmausbildung statt. Ohne sie kann keine adäquate Ausbildung erfolgen, immer mehr Menschen bleiben Nichtschwimmer. Doch das hindert diese Menschen nicht daran, Schwimmbäder und Badestrände aufzusuchen. Das mögliche Ergebnis spüren wir schon jetzt: allein in den ersten acht Monaten des Jahres 2018 ertranken mindestens 445 Menschen in Deutschland. Bereits heute ist eine Verschlechterung der Schwimmfähigkeit in der Bevölkerung nachweisbar.

Fast 60% der Zehnjährigen sind keine sicheren Schwimmer mehr – so eine von der DLRG in Auftrag gegebene repräsentative forsa-Umfrage aus dem Jahr 2017; Ausbildungsangebote der schwimmausbildenden Organisationen gehen drastisch zurück, Wartelisten werden länger und Schulschwimmen als Schulsport findet vielfach nicht mehr statt. 25 Prozent der Grundschulen in Deutschland haben keinen Zugang mehr zu einem Bad – Schwimmausbildung wird so unmöglich.

Eine anhaltende Bäderschließung führt neben dem Rückgang der Schwimmfähigkeit in der Bevölkerung weiterhin zu einer Rückentwicklung der Schwimm- und Badekultur und in der Folge zu einem immer weiter reduzierten Beitrag öffentlicher Bäder zur Gesundheitsbildung, zur Standortqualität, zu gesellschaftlicher Wohlfahrt und zu gesellschaftlichem Zusammenhalt. Darüber hinaus sind vor allem Freibäder Orte, an denen alle Gesellschaftsschichten zusammentreffen, sei es auf der Rutsche oder am Kiosk: Ein Freibad ist nicht nur Freizeitstätte, sondern auch Teil des kommunalen Gesundheitsangebots und vor allem Sozial-, Bildungs- und Kulturstätte. Nicht jede Familie kann es sich leisten, jährlich oder überhaupt in Urlaub zu fahren. Durch die anhaltende Schließung von Bädern verringert sich das Freizeitangebot in Kommunen drastisch. Ferner begünstigt die oftmals rein an wirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgerichtete Politik eine Sozialauswahl der Nutzer, führt zu Ausgrenzungen, beschleunigt vor allem den Prozess sozialer Ausgrenzung.

Quelle: Open Petition

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Ich glaube, innerhalb der anderen Parteien verstehen das sehr, sehr viele. Aber weil die Entscheidungsträger auf Bundes- und Landesebene zu sehr befürchten, Macht abzugeben, oder aus anderen unerfindlichen Gründen, nimmt man dort schon gar nicht mehr wahr, was die eigene Parteibasis denkt. Wenn man...
Amir Samed:
Am meisten nutzt es der AfD aber, dass die in Bund und Ländern regierenden Parteien immer noch nicht verstehen wollen, was ihnen die meisten AfD-Wähler mit ihrer Stimmabgabe eigentlich sagen möchten....
K. Schmidt:
Herr Müller: "Die Lüge gehört zum politischen Geschäft... Man mag mit der Politik der vergangenen Jahrzehnte nicht einverstanden sein, was man auch nicht kann..." Richtig erkannt. Nur wen wählt man nun? Und wie stehen Sie zu der von den "Omas" offenbar gefeierten "Brandmauer", die in sehr vielen Konstellationen...
Gabriele Friedrich:
@Amir Samed, Sie sollten besser aufpassen mit ihrem Betondenken der AfD....
Gabriele Friedrich:
Ach die AfD, blamiert sich mittlerweile nur noch und langsam kommen die Straftaten raus. Ist doch hervorragend wie *Krah* sich selber entfernt von den Wahlplakaten, wie Höcke sich schwitzend blamiert mit seinem Geschichtsbuch und er vor Gericht musste. Die Weidel wird auch immer blasser und Chrupalla...
Amir Samed :
@Utz der Bär, ich bevorzuge wissenschaftliche Literatur. ...
Utz der Bär:
@Amir Samed: Glauben Sie ernsthaft, dass mehr als 200 Jahre Industrialisierung spurlos an unserer Umwelt vorbeigegangen sind? Denken Sie doch einfach mal selber nach, anstatt nachzuplappern, was ihnen irgendwelche Pseudo-Schwurbler auf Tiktok oder wo-auch-immer weismachen wollen! Was uns alle noch viel...
Amir Samed :
@juergen mieller, ich habe schon einiges an Niveaulosen und inhaltsleeren gelesen, Sie schaffen es dies noch zu unterbieten. Solange Sie auf dieser Ebene weiter agieren und sich einer sachlichen Diskussion und Argumentation verweigern, bleiben ihnen Antworten von mir erspart. Es ist nie zu spät, lernen...
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