Premiere im Schlosstheater Neuwied
Der Fluch der bösen Tat
Dostojewskis „Schuld und Sühne“ auf der Landesbühne
Neuwied. Die März - Premiere im Schlosstheater bot schwere Kost für den Theaterbesucher. Aydin Isik inszenierte „Schuld und Sühne“ nach einem Roman von Fjodor Dostojewski. Es handelt von dem Mörder Raskolnikov (Felix Höfner) und seinen Schuldgefühlen nach der grausamen Tat, die sich seiner mehr und mehr bemächtigen, bis sie ihn schließlich zur Selbstanzeige treiben. Aufgebaut wie ein Krimi kann sich der Zuschauer in das Seelenleben des Täters versetzen, durchleidet mit ihm die verschiedenen Stadien der Selbsterkenntnis bis hin zum Wunsch nach Sühne und Rückkehr in die Gesellschaft, auch wenn er für seine Tat geächtet werden wird.
Am Anfang steht die Rechtfertigung der Tat. „Wenn man gewisse Grenzen überschreitet, gibt es kein Zurück mehr“, so der Protagonist, der die Pfandleiherin (Bettina Muckenhaupt) und ihre leider zufällig anwesende Schwester brutal erschlägt, weil er Geld braucht. Von da an hat er keine ruhige Minute mehr, die Stimmen – dargestellt von den Schauspielern - , die ihn anfangs zur Tat drängen, beginnen nach und nach, ihn zu beschimpfen und zu verurteilen. Verstärkt wird der Eindruck durch eine für den Zuschauer immer lauter und fast unerträglich schrägen Musik, die hier als dramaturgisches Mittel faszinierend punktuell und betonend eingesetzt wird. Gelegentlich – wenn der Eindruck der Tat zu stark wird, fällt Raskolnikov in Ohnmacht, auch das ein geschickt eingesetztes Mittel der Inszenierung.
Hanno Dinger in der Rolle des Kommissars Porfirij verdächtigt Raskolnikov recht bald als Täter, kann ihm aber nichts nachweisen und verhaftet zunächst einen anderen. Rasumichin (Slim Weidenfeld) steht bis zuletzt zu seinem Freund Raskolnikov. Beide sind ähnlich gekleidet, was den Zuschauer immer wieder auf eine Ebene der Geschichte führt, während andere Figuren diverse Szenen an anderen Schauplätzen und zu anderen Zeiten darstellen. Und das alles auf einer Bühne mit einem Bühnenbild, das – spartanisch mit einer Treppenstufe, einer Schräge und zwei Tonnen ausgestattet ist.
Doch die Darsteller erzeugen durch minimale Veränderungen ihrer Kleidung neue Szenen , spielen, da mehrere Rollen mit den gleichen Schauspielern besetzt sind, verschiedene Personen, aber alles so, dass der Zuschauer folgen kann und im Laufe eines langen Theaterabends leidet – sowohl mit den Opfern, als auch mit den Angehörigen, der Familie des Täters und – tatsächlich zum Schluss – mit dem Täter selbst, der sich unwiderruflich in eine ausweglose Lebenslage gebracht hat. „Mich selbst habe ich ermordet“, so Raskolnikovs Fazit.
Nichts für schwache Nerven, aber ein lohnender Theaterabend und viel Stoff zum nachdenken!
Termine und Karten
Weitere Vorstellungen finden noch bis zum 20. März, jeweils um 20 Uhr statt. Infos und Karten im Schlosstheater, Theaterplatz 3, Tel. 02631 – 22288 oder unter
www.schlosstheater-neuwied.de
-he-
Raskolnikovs Mutter leidet unter dessen Ablehnung. Foto: Aydin Isik
