Ariane Thiel aus Rheinbach-Oberdrees hat ihr erstes Bilderbuch geschrieben

Der wahrscheinlich größte Kampf ihres Lebens

Der wahrscheinlich größte Kampf ihres Lebens

Am heimischen Wohnzimmertisch schreibt Arian Thiel am liebsten. Fotos: Gerd Engel

Der wahrscheinlich größte Kampf ihres Lebens

Ariane Thiel präsentiert stolz ihr erstes Bilderbuch.

Rheinbach. Mit „Gekämpft! Geschafft! …“, einem Bilderbuch für Frühgeborene, legt die Rheinbacherin Ariane Thiel ihre erste Veröffentlichung vor: „Das ist unsere Geschichte!“. Bereits nach wenigen Tagen wird das große Interesse an dem neuen Buch deutlich.

In Deutschland kommen jährlich mehr als 60.000 Kinder Tage, Wochen oder Monate vor dem errechneten Geburtstermin zur Welt. Der Volksmund nennt sie liebevoll „Frühchen“. Ariane Thiel (39) und ihr Mann Markus kamen gleich zweimal in die Lage, um ihr Neugeborenes bangen zu müssen. Bei dem heute 8-jährigen Niklas (Name geändert) klappte die Versorgung während der Schwangerschaft schon in einem sehr frühen Stadium nicht richtig. Ein mehrmonatiger Krankenhausaufenthalt der werdenden Mutter verhalf immerhin dazu, die Schwangerschaft bis zur Überlebensfähigkeit aufrecht zu erhalten, doch nach 6 Monaten musste Niklas mit nur 570 g Gewicht per Kaiserschnitt geholt werden. Wie die Ärzte und die Eltern es trotzdem schafften, den Säugling durchzubringen, schildert im Rückblick der Ich-Erzähler Niklas in dem Buch „Gekämpft! Geschafft! Niklas erklärt die Frühchen-Welt“. Die biographische Geschichte ist gleichermaßen informativ, unterhaltsam und berührend. Mit zwei Worten: Absolut gelungen! Daher ist sie für jedermann interessant, zumal im hinteren Teil des Buches wichtige Begriffe kindgerecht erklärt werden.

Für Mutter Ariane gab es einen Schlüsselmoment, der sie dazu brachte, dieses Buch zu schreiben. Niklas, der mittlerweile die Kita „Rasselbande“ besuchte, sah die erst wenige Tage alte Schwester eines Spielkameraden und verglich sie erschrocken mit seinen Bildern in dem Fotobuch, das die Eltern über seine ersten Lebensmonate erstellt hatten. Dieses winzige Würmchen mit den vielen Schläuchen soll er gewesen sein? „Das bin ich nicht. So sehen Babys gar nicht aus!“, beschloss er. Ariane Thiel und ihr Mann suchten daher vergeblich nach einem geeigneten Bilderbuch, das die Welt der Frühgeborenen für betroffene Kinder gut vermittelt und dabei auch auf die Gefühlswelt der Kinder eingeht, zumal diese ja oft mit erklärungsbedürftigen Einschränkungen zu kämpfen haben. „Es gab nichts, was meinen Vorstellungen entsprach, und so habe ich das Manuskript kurzerhand selbst verfasst“, erläutert die Oberdreeserin. Mit Illustrationen von Sarah Liebschwager versehen, Erzieherin in der Kita „Rasselbande“, wurde es zunächst für den privaten Gebrauch zusammengestellt und gebunden.

Neben Niklas liebte auch die jüngere Schwester das Buch. Auch Emilia kam zu früh zur Welt und konnte nach Wochen des Hoffens und Bangens nur durch hohe ärztliche Kunst gerettet werden. Der Bilderbuch-Niklas berichtet auch darüber und beschreibt, wie er seine Schwester zum ersten Mal sehen konnte. Das liest sich ohne Schnörkel und geht zu Herzen. Ein schönes Buch, das so viele sachliche und emotionale Einblicke vermittelt. Was für die Thiel-Kinder hilfreiche Erklärung wurde und sie stolz machte auf ihren gewonnenen Lebenskampf, war auch für Mutter Ariane eine Art Therapie der traumatischen Erfahrungen, wenn sie auch in ihrem Nachwort schreibt, die Spuren des Erlebten seien „immer noch vorhanden“.

Damit ist die Geschichte aber noch nicht zu Ende. Die studierte Verwaltungsfachwirtin, die in der Kämmerei einer Stadtverwaltung arbeitet, erinnerte sich in der Krise an ihren Lebenstraum. „Eigentlich wäre ich gerne Architektin oder Grundschullehrerin geworden. Ich bin gerne kreativ. Nun merkte ich, wie viel Spaß mir das Schreiben macht.“ Und weil das Frühchen-Buch im Freundeskreis und im Kindergarten beim Vorlesen auf viel positive Resonanz stieß, ließ sie es von einer Neonatologin auf sachliche Richtigkeit prüfen und begann, es weiter zu überarbeiten. Parallel dazu entwickelte Ariane Thiel weitere Geschichten für Kinder und Erwachsene. „Manchmal kommt ein Gedanke, und dann muss er raus. Dann darf ich nicht lange warten“, schmunzelt sie und fügt nachdenklich hinzu: „Die letzten Jahre haben mir gezeigt, wie schnell ein Leben beendet sein kann. Ich wollte nicht versäumen, meine Träume zu verwirklichen.“ Auch deswegen habe sie sich ein Herz gefasst und sich an geeignete Verlage gewandt.

Schon nach kurzer Zeit konnte sich die hoffnungsvolle Debütantin unter drei Verlagen den für sie besten aussuchen. Der Manuela-Kinzel-Verlag in Göppingen mit seiner hohen sozialen Ausrichtung im Verlagsprogramm machte das Rennen. Emilia und ihr Bruder, längst zwei quirlige Geschwister, sind stolz auf die Mama und auf die vielen Kartons mit Büchern, die nun im Keller zwischengelagert sind. Schließlich ist es ihre Geschichte, die den schönen Schlusssatz enthält: „In den ersten Wochen nach unserer Geburt haben wir den wahrscheinlich größten Kampf unseres Lebens bereits gewonnen – und das muss man erst mal schaffen.“

Sobald die Corona-Lage es zulässt, will Ariane Thiel mit Lesungen loslegen. „Reich werde ich mit dem Schreiben wohl nicht, mein schönster Lohn ist die Rückmeldung der Leser“, meint sie. Da wäre beispielsweise das Urteil von Dr. Gerhard Herrmann, Arzt in der Celenus Fachklinik Bromerhof: „So liebevoll, so warmherzig, toll. Und es erklärt so genau die Dinge, um die es geht. [...] das Lesen des Buches hat mich sehr berührt.“

Auch die erste Resonanz in verschiedenen Buchhandlungen zeigt bereits: Speziell ihr Erstling dürfte vielen Frühchen-Familien bei der Aufarbeitung helfen. Aber auch für alle anderen ist das Buch absolut lesenswert.

Pressemitteilung

Rheinbach liest e.V.