Allgemeine Berichte | 02.07.2018

Die Mobile Behindertentoilette ist da

Ein großes Stück Freiheit für Menschen mit Behinderung

Dank an Peter Butz für seinen unermüdlichen Einsatz

Peter Butz (2. v.l.) stellte Sponsoren und Freunden des besondere „Örtchen“ vor. SOT

Mayen/Region. Der vergangene Samstag war ein großer Tag für Peter Butz - und alle Menschen mit Behinderung in der Region, die zukünftig nicht mehr aus Angst davor Zuhause bleiben müssen, es gäbe für sie keine Möglichkeit, auszutreten. So lapidar das klingt - gerade Freiluft - Veranstaltungen sind auch heute noch oft ein „No Go“ für viele Menschen mit körperlichen Handicap, denn von vornherein steht für sie fest, dass der Spaß vorbei ist, sobald sie zur Toiletten müssen. Toilettenwagen mit hohen Stufen und enger Räumlichkeit sind was für „Gesunde“; mal eben hinter der Hecke verschwinden sowieso. Peter Butz hat das schon lange aufgeregt: „Es kann doch nicht sein, dass das eine Überlegung ist: Wenn ich an der Veranstaltung überhaupt teilnehme, darf ich am besten nichts trinken. Denn sobald die Blase drückt, ist der Abend vorbei.“ Der Kontaktstellenleiter des BSK Mayen (Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter) beschloss vor gut zwei Jahren, dass eine Behindertentoilette her muss. Wie er das rund 55.000 Euro-Projekt stemmen würde, war ihm zu dem Zeitpunkt noch nicht klar und obwohl die „Aktion Mensch“ ihm bereits früh einen großen Betrag zusicherte, stand lange nicht fest, ob es wirklich machbar sein würde. Doch Aufgeben war für den Rentner zu keinem Zeitpunkt eine Option: Immer wieder machte sich mit seinem E-Scooter auf den Weg, unzähligen Klinken hat er in den vergangenen zwei Jahren geputzt. Am Samstag konnte er das Resultat seines unermüdlichen Einsatzes präsentieren und den nagelneuen Toilettenwagen, inklusive Hebelift auf dem Mayener Marktplatz vorstellen. „Menschen mit Behinderung besitzen eigentlich ein selbstverständliches und eineingeschränktes Recht auf Teilhabe“, sagte Peter Butz in seiner Ansprache, „es geht im Ganzen einfach darum, dass sich unsere Gesellschaft öffnet und das Selbstverständnis Leitbild wird. Es geht um Toleranz und darum, Menschen mit Behinderungen einzubeziehen und sie zu ermutigen, sich zu beteiligen und auch mehr Teilnahme einzufordern“, stellte er klar. Mit der Anschaffung der mobilen Behindertentoilette sei ein weiterer Meilenstein erreicht, hin zur Öffnung der Gesellschaft. Dabei bezog sich Butz auf die Behindertenrechtskonvention der UN, die am 13. Dezember 2006 vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossen und am 03. Mai 2008 in Kraft getreten ist: „Zugegeben: Seither ist in der Welt und in unserem Land sehr viel zur Teilhabe geschehen. Dennoch bleibt sehr viel auf der Strecke - nicht immer haben Politik und Verwaltungen Menschen mit Behinderungen fest im Blick und Teilhabe ist noch immer ein schwieriges Feld - ob es Behördengänge betrifft, den allgemeinen Zugang zu Dienstleistungen, beim Einkauf oder im Verkehr“, so Butz.

„Behindert ist man nicht - behindert wird man“

„Behindert ist man nicht - behindert wird man“, stellte auch die stellvertretende Bundesvorsitzende und Landeschefin des BSK Anita Reichert klar, „das ist ein Kernsatz, wenn es um das Verhältnis zwischen Menschen mit Behinderung und der Gesellschaft geht. Die Lebensqualität hängt stark von allgemeingesellschaftlichen Rahmenbedingungen ab.“ Zwar habe Rheinland-Pfalz als erstes Bundesland auf den Beschluss der Konvention aus dem Jahr 2006 reagiert, „aber wie ist die Wirklichkeit? -da ist einfach noch viel Luft nach oben“, so Reichert.

Stellvertretend für den Landkreis Mayen-Koblenz war Rolf Schäfer untern den Gästen am Samstag: „Ich freue mich besonders, heute den Landkreis vertreten zu dürfen, denn ein stückweit war man ja so oder so bei dem Projekt beteiligt“, sagte er. Wer Peter Butz kenne, der wisse, dass wenn dieser etwas im Blick habe, nicht mehr davon ablasse , „vor allen Dingen nimmt er sein soziales Umfeld mit auf den Weg. Es waren viele Gespräche, die wir gemeinsam geführt haben, was dieses Projekt betrifft. Toll was sich hier im Ergebnis darstellt. Das ist dir zu verdanken, Peter; du warst im positiven Sinne des Wortes ein sehr renitenter Betreiber dieser guten Sache, die wir im Landkreis dringend gebraucht haben.“

Die Teilhabe sei ein hohes Rechtsgut, aber ebenso auch sozialpolitische Pflicht: „Deshalb sollten wir in Politik und Verwaltung immer aufgerufen sein, dafür auch etwas zu tun“, so Schäfer. An Bewusstseinsveränderung sei durchaus einiges passiert, „aber das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht“, war auch er der Meinung. Insofern brauche es Treiber wie Peter Butz und andere, die nicht müde würden, an die Wichtigkeit der Angelegenheit zu erinnern. Am Ende sei dieses Projekt ein gesamtgesellschaftliches Unterfangen gewesen, freute sich Schäfer, „die zwei großen Mayener Banken haben die Sache ebenso unterstützt, wie Geschäftsleute und Wirtschaftsunternehmen, auch private Personen haben ihren Teil beigetragen - und nicht zuletzt die Politik. Das ist heute einfach mal ein schöner Anlass.“

„Gerechtigkeit für behinderte Menschen“

Mayens Bürgermeister Rolf Schuhmacher sah die Sache zudem aus einer ganzheitlichen Perspektive und zitierte einen dänischen Städteplaner, der vor wenigen Tagen gefragt wurde, woran man eine lebenswerte Stadt erkenne: „Das ist ganz einfach“, habe der Mann geantwortet, „schauen sie sich um, wie viele Menschen - alt wie jung - dort unterwegs sind. Ist es eine Stadt, die nach den Maßgaben des motorisierten Verkehrs konzipiert ist, oder spielt der Fußgänger oder der Radfahrer die Hauptrolle?“ Es müsse in Städten das menschliche Maß wieder in den Vordergrund gerückt werden, „und dazu gehört auch die Barrierefreiheit und die Gerechtigkeit für behinderte Menschen“, so Schumacher. Teilhabe müsse möglich sein; „wir haben in Mayen den Glücksfall, nämlich dass es einen Peter Butz gibt, der wirklich in einer unglaublichen Nachhaltigkeit sein „Lebensziel“ verwirklicht, uns zu helfen, dass wir eine barrierefreie Stadt werden und uns in dieser Richtung auch zum Wohle weiterentwickeln können.“

Sichtlich stolz und durch und durch glücklich stieß Peter Butz mit Freunden, Unterstützern und Sponsoren auf den erfolgreichen Abschluss des Projektes an und bedankte sich bei allen Beteiligten herzlich für ihre Unterstützung. Ob er bereits das Nächste im Kopf hat, wird man womöglich bald erfahren.

Kommunen, Veranstalter und Vereine in der Region, die die Mobile Behindertentoilette anmieten möchten, können sich wenden an die BSK-Kontaktstelle Mayen: Peter Butz, Habsburgring 88, 56727 Mayen, Tel.: 02651 4014193, E-Mail: butzpeter@outlook.com.

Die stellvertretende Bundesvorsitzende des BSK freute sich sehr über den Anlass: „Das ist ein großes Stück „Freiheit“ für viele Menschen in der Region.“

Die stellvertretende Bundesvorsitzende des BSK freute sich sehr über den Anlass: „Das ist ein großes Stück „Freiheit“ für viele Menschen in der Region.“

Bürgermeister Rolf Schumacher war als Vertreter der Stadt Mayen dabei und lobte die „unglaublichen Nachhaltigkeit“ von Peter Butz.

Bürgermeister Rolf Schumacher war als Vertreter der Stadt Mayen dabei und lobte die „unglaublichen Nachhaltigkeit“ von Peter Butz.

Waren eigens aus Mönchengladbach gekommen, um mit Peter und Lilo Butz auf das erfolgreiche Projekt anzustoßen: Albert Sturm nebst Ehefrau.

Waren eigens aus Mönchengladbach gekommen, um mit Peter und Lilo Butz auf das erfolgreiche Projekt anzustoßen: Albert Sturm nebst Ehefrau.

Rolf Schäfer vertrat den Landkreis Mayen-Koblenz und dankte Peter Butz für sein besonderes Engagement.

Rolf Schäfer vertrat den Landkreis Mayen-Koblenz und dankte Peter Butz für sein besonderes Engagement.

Der geräumige Toilettenwagen mit Liege, Lift und Notrufvorrichtung soll Menschen mit Behinderung ermutigen, am öffentlichen Leben teilzuhaben.

Der geräumige Toilettenwagen mit Liege, Lift und Notrufvorrichtung soll Menschen mit Behinderung ermutigen, am öffentlichen Leben teilzuhaben.

Peter Butz (2. v.l.) stellte Sponsoren und Freunden des besondere „Örtchen“ vor. Fotos: SOT

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