Kannenbäcker-Touristik-Service startet Autorenlesung mit Gerhard Starke

Gerhard Starke offenbart menschliche Abgründe

23.05.2017 - 11:48

Höhr-Grenzhausen. Mitte Mai las Autor und Kriminalhauptkommissar a. D. Gerhard Starke aus seinen drei Büchern im tollen Ambiente der Orangerie des Hotel Heinz in Höhr-Grenzhausen und nahm die Zuschauer mit auf eine kriminalistische Reise in seine berufliche Vergangenheit bei der Mordkommission Koblenz. Die zahlreich erschienenen Gäste, unter denen sich nicht nur heimisches Publikum und Stammgäste seiner Lesungen, sondern auch krimilustige Hotelgäste befanden, verstummten, als Starke das Rednerpult betrat.

Nachdem er sich vorab für die Organisation und Zurverfügungstellung der wunderbaren Räumlichkeiten bei Herrn Ströher von der Kannenbäcker-Touristik und Christina Heinz vom Hotel Heinz bedankt und die anwesenden Ehrengäste und Zuhörer begrüßt hatte, begann er mit der Erzählung eines Falles aus seinem ersten Buch „Mehr werdet ihr nicht finden“, dass 2012 erschien und in dem insgesamt zwölf Fälle geschildert sind.

Passenderweise handelte es sich um eine Geschichte, die sich 1980 im Westerwald in der Nähe von Rennerod ereignete. Es war das letzte Augustwochenende. Ein Jagdpächter drehte in den frühen Morgenstunden seine übliche Runde durch den Forst. Doch an diesem Morgen war alles anders. Sein Bauwagen, den er einige Jahre zuvor im Wald aufgestellt hatte, um sich dort während der Jagd auszuruhen, war abgebrannt. In den Resten der Asche erkannte er Teile eines menschlichen Skeletts. „Die kleinsten Gelenke, Zehen und Füße sowie Finger und Hände waren nicht mehr vorhanden, sondern offenbar durch die extreme Hitzeeinwirkung völlig verbrannt“, heißt es in dem Buch. Für Gerhard Starke und seine Kollegen war mit diesem grausamen Fund das Wochenende vorbei. Während seine Freunde an diesem Sonntagmorgen auf dem Weg zum Frühschoppen der Hilgerter Kirmes waren, war er nach der Tatortbesichtigung auf dem Weg zur Leichenhalle, um dort der Obduktion der unbekannten und völlig verkohlten Leiche beizuwohnen. Dabei stellte sich heraus, dass es sich um eine Frau handelte, zu Lebezeiten circa 165 bis 168 cm groß und zwischen 25 und 30 Jahren alt war. Eine Todesursache fand die Rechtsmedizin nicht. Über das Bundeskriminalamt erhielten Starke und seine Kollegen eine Liste mit 850 vermissten Frauen in Deutschland, die aufgrund des Sachstandes nicht als Opfer ausgeschlossen werden konnten. Die Ermittlungen begannen. Und das in einer Zeit, in der es weder E-Mail, noch Mobilfunktelefone gab. Starke berichtet, dass zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht mit Computern in seiner Dienststelle gearbeitet wurde. Das ist heute fast unvorstellbar. In seinem Buch schreibt er dazu: „Trotzdem blieb uns nichts anderes übrig, als an die Arbeit zu gehen. Alle Vermisstenfälle wurden fernschriftlich überprüft und abgeklärt – ein enormer Zeitaufwand, der aber absolut erforderlich war. Denn Fakt war: Ohne die Identifizierung des Opfers würde sich kein Angriffspunkt zur Todesermittlung finden.“


Ermittlungen ohne Hilfe von Computern und Mobiltelefonen


Die Ermittler des K1 überprüften auch alle Bars und deren Personal im Westerwald, jedoch erfolglos. Nach abgeschlossener Spurensuche an der Brandstelle erfolgte die weiträumige Suche des umliegenden Geländes um den Tatort, und es wurden Kleiderreste gefunden, die mit einem schwarzen Kabel zusammengebunden waren. Alle Spuren wurden akribisch gesichert und analysiert und die Kleidungsstücke im Bundeskriminalblatt veröffentlicht. Schließlich meldete sich ein Kollege aus Bottrop, der eine Vermisstensache aus August bearbeitete. Die Beschreibung der Kleidung passte zu den gefundenen Kleidungsstücken. Bei diesem Fall vermisste ein Mann seine Verlobte.

Die ganze Geschichte war etwas verzwickt und schließlich erhielten die Ermittler von einer Haushaltsangestellten entscheidende Hinweise. „Als gute Putzfee weiß man, was im Haus so alles passiert“, so Starke. Langsam setzten sich die Puzzleteile zusammen und der Täter konnte überführt werden. Roland T., der auf Anraten seines Pflichtverteidigers schwieg, konnte nach seiner Verhaftung nicht zu einer Aussage bewegt werden, doch schließlich erging folgendes Urteil: „Der Angeklagte wurde vom Vorwurf der Brandstiftung freigesprochen. Dafür wurde er wegen Mordes zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt.“ Starke hatte zu diesem Fall eine kleine Anekdote parat. So berichtete er, dass besagter Anwalt eine seiner Lesungen besucht habe und scherzhaft meinte, dass er, wenn es noch einmal um ein solches Strafmandat ginge und er den Namen ‚Starke‘ lese, das Mandat nicht annehmen werde.


„Eine Frage der Ehre“


In der sich anschließenden Pause nutzten viele der anwesenden Krimifans die Gelegenheit, mit dem Autor ins Gespräch zu kommen und ließen sich die vor Ort gekauften Bücher von ihm signieren oder mit einer Widmung versehen.

Nach der Pause ging Starke auf den Fall „Eine Frage der Ehre“ aus seinem zweiten Buch „Ich musste sie töten“ ein, welches übrigens auch eine 47-seitige Darstellung des Falles Zurwehme beinhaltet. Diesmal handelte es sich um eine männliche Leiche, die 1979 in Straßenhaus gefunden wurde. Und wieder hielt der Täter sich nicht an die Dienstzeiten der Beamten. Es war Karfreitag und das lange Osterwochenende stand vor der Tür, aber wie gesagt, es stand vor der Tür. Starke kommentierte das „Also nix Kirche – Karfreitag, Tatort!“

Dieser Fall führte das Team um den Hauptkommissar damals bis nach Ratingen, wo letztlich ein griechisches Ehepaar verhaftet wurde. In der Vernehmung gestanden sie den Mord. Der Mann meinte damals, die beiden Beamten, also Starke und sein Kollege, hätten ihn so fair behandelt, deshalb wolle er sie nach Verbüßen seiner Haftstraße zu einem gemeinsamen Trip auf die Insel Lesbos einladen. Zu dieser Reise ist es natürlich nie gekommen. Dies zeigt aber auch, dass der Beruf Starke neben den grausamen und unangenehmen Situationen und Anblicken zwischendurch auch immer wieder zum Lachen brachte. Er selbst sagt, dass viele traurige Geschichten auch lustige Passagen haben und es ihm und seinen Kollegen geholfen habe zu lachen, um den Rest zu verdrängen.


„Die Leiche lebt!“


Die dritte und letzte Story des Abends aus dem 2015 erschienenen Buch „Sie hat einfach nicht aufgehört“ trägt den Titel „Die Leiche lebt“, was ja an sich eher ungewöhnlich ist. Mit dieser eher witzigen Begebenheit, in der ein vermeintlich Toter in der Koblenzer Stadt sich als Alkoholleiche entpuppt und bei dem Versuch der rektalen Temperaturmessung plötzlich anfängt zu stöhnen und sich zu bewegen, schließt Starke seine Erzählungen an diesem Abend und erntet anerkennenden Applaus des Publikums. Rückblickend stellt er fest, dass manches lustiger war, als es sich darstellte und bedankte sich bei seinen Zuhörern. Er verrät noch, dass er in Zeiten, in denen er stark beansprucht war, viele schlaflose Nächte hatte. Oft sei er nach seiner Pensionierung morgens wach geworden und sagte zu seiner Lebensgefährtin „Heute Nacht war ich wieder unterwegs.“ Freunde haben ihm geraten, ja mehr oder weniger gedrängt, mit dem Schreiben anzufangen. Und das Rezept ging auf. Heute sei er nur noch selten nachts unterwegs und müsse im Traum fiktive Fälle lösen. Er plauderte auch noch etwas aus dem Nähkästchen und kündigte an, dass er mit einem privaten Fernsehsender in Verhandlungen stehe. Wenn alles gut geht, können die Fans rund um Starke und alle Krimiinteressierten also bald einen Film mit Kriminalhauptkommissar Gerhard Starke als Mordermittler sehen. Man darf also sehr gespannt sein. Starke verabschiedete sich von den Gästen des Abends mit dem Zitat eines Karnevalisten: „Wenn es euch gefallen hat, sagt es weiter. Wenn es euch nicht gefallen hat, sagt es mir.“


Weitere Lesungen des Autors im September und Oktober


Die Art und Weise, wie Gerhard Starke sich seinem Publikum präsentiert, ist besonders. Er schildert nicht nur sehr authentisch seine erlebten Kriminalfälle, sondern belebt diese mit dem ihm eigenen trockenen Humor und Witz. Der Zuhörer kann nur erahnen, wie stressgeladen sein Job war und welche fürchterlichen Anblicke er ertragen und verarbeiten musste. Er hatte keinen Acht-Stunden-Tag, und die Ermittlungen brachten ihn während der 33 Jahre bei der Mordkommission in Koblenz mitunter bis an den Rand der physischen Erschöpfung. Seine Schilderungen sind bestechend ehrlich und er beschönigt nichts. Wer ihn fragt, bekommt eine offene Antwort. Dennoch gewährt er keinem die allertiefsten Einblicke, sondern umschreibt die Sachverhalte und Situationen sehr charmant, originell, ja zum Teil witzig. Seine Lesungen und Erzählungen machen deutlich, dass die Fiktion von der Realität weit übertroffen werden kann - und sind dabei gespickt mit geschickten Umschreibungen, die dem Zuhörer ein fantasievolles Kopf-Kino bescheren. Wer diesen Abend verpasst hat oder neugierig geworden ist, der kann dies am 21. September im Hotel Zugbrücke in Grenzau oder am 12. Oktober in der Stadthalle in Ransbach-Baumbach nachholen. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

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