Mainzer Hofsänger gastierten beim Turn- und Sportverein (TuS) Niederberg
Gesangskunst auf höchstem Niveau
Vielseitiges Programm aus Evergreens, Gospels und Musicalliedern
Koblenz-Niederberg. Als „Musik-Hochschul-Sänger“ starteten die heute weltbekannten Mainzer Hofsänger ihre musikalische Karriere vor 90 Jahren. 35 Jahre mehr „auf dem Buckel“ hat der Turn- und Sportverein (TuS) Niederberg, zu dessen ausklingendem Jubiläumsjahr die singenden Markenzeichen der Mainzer Fastnacht jetzt ein Konzert vor knapp 200 Zuhörern im Sportpark Niederberg gaben. Als Partner von Lotto Rheinland-Pfalz stellten sie sich in den Dienst der guten Sache. Der TuS konnte sich nach dem Konzert über 6.000 Euro freuen, die der Förderung des Jugend- und Seniorenfußballs sowie des Turnens im Verein zugutekommen. Für soziale Zwecke konnten die Hofsänger bisher insgesamt mehr als eine Million Euro mit rund 150 Benefiz-Konzerten „ersingen“. Zusätzliche Spendensammlungen während der Konzerte fließen in die Aktion von Lotto Rheinland-Pfalz und Lotto-Stiftung zugunsten der im Land lebenden Flüchtlingskinder. Im Jahr 2015 kamen auf diese Weise gut 180.000 Euro zusammen.
Musikalischer Hochgenuss
Mit Evergreens, Gospels und Musicalliedern brachten die Hofsänger viel Glanz in die recht schmucklose und beleuchtungstechnisch unterkühlte Turnhallen-Atmosphäre. Jürgen Frensch, Vorstandsvorsitzender des TuS Niederberg, hatte das Konzert als ein außergewöhnliches angekündigt. Dieses Adjektiv überboten die - nicht in das farbenfrohe Bajazz-Kostüm, sondern in rotes Sakko und schwarze Hose gekleideten Sänger gemeinsam mit dem stellvertretenden Chorleiter Andreas Leuck, der sie am Klavier begleitete, bei Weitem. Der hohen Konzentration auf eine exakte gesangliche Ausführung war es wohl geschuldet, dass in der Mehrzahl der Liedvorträge die Sänger in nahezu eingefrorener Haltung zu sehen waren. Nur gelegentlich gab es Ansätze von Witz und Lebhaftigkeit, die dem Gesang eine optisch reizvolle Komponente hinzufügten. So bei „Aquarius“ aus dem Musical „Hair“ und noch deutlicher bei Udo Jürgens‘ „Ein ehrenwertes Haus“, das von Tenor José Wolf spritzig und authentisch vorgestellt und vom Chor gestisch ausgeschmückt wurde. Das enorm abwechslungsreich gestaltete Lied- und Konzert-Arrangement setzten die je sieben Tenöre und Bässe, jeder für sich ein exzellenter Solist, auf formidabelste Weise um. In tiefsten und höchsten Tönen wurde dem Publikum hohe Gesangskunst geboten. Chor und Solisten spielten miteinander, reagierten aufeinander, stützten und ergänzten sich. Die Stimmen wurden zu immer neuen Gruppen zusammengeführt. Jedes Stück erhielt so einen eigenen Charakter. Eines höher zu werten als das andere, ist daher kaum möglich. Und doch hatten manche das Ohr des Publikums besonders umschmeichelt. Wie beispielsweise „Can you feel the love tonight“, auf einem vom Chor ausgebreiteten, behaglichen Klangteppich. Viel Beachtung fanden die Gesangsstücke, in denen Stefan Zier als Solist vor den Chor trat. Erstaunlich, wie es dem Tenor trotz Stentorstimme gelang, Liedern wie „Hundert volle Gläser“ Seele zu geben. Bei dem mit Inbrunst angestimmten „Memories“ aus dem Musical „Cats“ schien es stellenweise beinahe zu viel Stimme für die Turnhalle zu geben. Das 60Plus-Publikum feierte nicht nur diese Darbietung enthusiastisch. „Ich bin ein Bass“ sang Tobias Falk, der als Zweiter Bass bei den Hofsängern aufgestellt ist. Er machte hörbar, in welche Tiefen die menschliche Singstimme geführt werden kann, ohne dabei an klarer Diktion einzubüßen. Für „Ol‘ man River“, das Lied aus dem Musical „Show Boat“, war Jörg Eßers sonore Bass-Stimme die richtige Wahl. Die Hommage an den Mississippi sang er in großer Ruhe, deutlich artikuliert und aus so tiefster Brust, dass es im Bauch vibrierte. Die deutsche Version von „My Way“ („So leb dein Leben“), die bei vielen Musikern gerne an den Schluss ihrer Konzerte gesetzt wird, intonierte Hofsänger-Kapitän Christoph Clemens im beginnenden zweiten Konzertteil. Mit klarer Bass-Stimme überzeugend ausgeführt. Und doch ließ der Vortrag, bei dem der Chor mit einem nur lautmalerischen Beitrag vorwiegend im Hintergrund blieb, ein wenig Herzblut vermissen. Ähnlich erging es dem von José Wolf gesungenen „Over the Rainbow“. Eine stimmlich exzellente Darbietung. Aber mit der vielstimmigen Chorbegleitung erreichte sie nicht annähernd die Strahlkraft, die das Original des hawaiianischen Sängers hat. Nur den zart hinein tröpfelnden Tönen des Klaviers gelang es, die Stimmung ein wenig aufzunehmen. Wie es hier besonders deutlich wurde, hatte das Klavier im gesamten Konzert nicht nur untermalende Funktion, sondern war ein mit den Stimmen gleichberechtigtes Instrument. Klangschön und unaufgeregt wirkten die Intros und Zwischenspiele, mit denen Leuck seinen Job absolut souverän meisterte.
Evergreens begeisterten
Nach der Pause war das Konzert geprägt von etlichen Duetten in unterschiedlichen Sänger- und Stimmlagen-Konstellationen. Wie bei dem, in einem Vulkanausbruch aller Stimmen gipfelnden „Hallelujah“, das dem Publikum einen außerordentlichen, „Bravo“-Rufe entlockenden Hörgenuss bescherte. Zusammen mit „Amen“ oder „Oh Happy Day“ machten die Hofsänger hier hörbar, dass eine ihrer besonderen Stärken im Genre „Gospel“ liegt. Zu etlichen der Gute-Laune-Lieder klatschte das Publikum begeistert den Rhythmus mit oder verstärkte den Chor der Hofsänger. Bei dem Beatles-Hit „Hey Jude“ schien das „Na-na-na nananana“ nicht enden zu wollen und der Refrain des Zugabenstücks „So ein Tag, so wunderschön wie heute“, die Karnevalshymne, die bei keinem Auftritt der Hofsänger fehlen darf, wurde aus voller Kehle mitgesungen. „So hört es sich an, wenn gute Freunde zu Besuch sind“, sagte nach dem Konzert Manfred Meder, Lotto-Vertriebschef und Prokurist. Zusammen mit seinen Partnern – die Mainzer Hofsänger seien das Sahnestück darunter - wolle Lotto Rheinland-Pfalz bei Veranstaltungen wie dieser, seine Intention, mehr zu sein als ein reines Glücksspielunternehmen, herausstellen. So gibt es in diesem Jahr noch zehn weitere, die Lottoaktion unterstützende Hofsänger-Konzerte. BSB
Der 14-stimmige Chor der Mainzer Hofsänger brachte ein großartiges Konzert auf die Niederberger Sportpark-Bühne. Am Klavier begleitete sie Andreas Leuck.
„So ein Tag, so wunderschön wie heute“, wurde am Liedende durch das Trio (v. l.) Michael Renke, Volker Allendorf und Stefan Zier bekräftigt.
