Neujahrsempfang des Kultur- und Heimatvereins Niederzissen

Ghazel Wahisi stand im Mittelpunkt

Ghazel Wahisi stand im Mittelpunkt

Ortsbürgermeister Rolf Hans, Kreisbeigeordneter Horst Gies (MdL), Richard Keuler und MdL Guido Ernst (von links) mit Ghazel Wahisi beim Neujahrsempfang des Kultur- und Heimatvereins Niederzissen.Fotos: WK

Ghazel Wahisi stand im Mittelpunkt

Richard Keuler bedankte sich bei Ghazel Wahisi mit einem Basalt-Krotzen.

Ghazel Wahisi stand im Mittelpunkt

Gespannt verfolgten die Gäste die Ausführungen von Ghazel Wahisi.

Niederzissen. Schon traditionsgemäß eröffnet der Kultur- und Heimatverein Niederzissen mit seinem Neujahrsempfang den Reigen der kulturellen Veranstaltungen der Ortsgemeinde Niederzissen. So konnte der Vorsitzende Richard Keuler beim nunmehr elften Neujahrsempfang des 2007 gegründeten Vereins am vergangenen Sonntag im Foyer der Bausenberghalle in Niederzissen zahlreiche Gäste begrüßen: den Kreisbeigeordneten Horst Gies (MdL), MdL Guido Ernst, die Beigeordneten der Verbandsgemeinde Brohltal, Rolf Hans (gleichzeitig Ortsbürgermeister von Niederzissen) und Elisabeth Dahr (gleichzeitig Ortsbürgermeisterin von Oberdürenbach), die Vertreter der Geistlichkeit sowie die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats St. Germanus Niederzissen, Alwine Ewering, die Vertreter der örtlichen Geldinstitute (KSK Ahrweiler und Voba RheinAhrEifel), den Königsfelder Ortsbürgermeister Werner Breuer sowie den ehemaligen Königsfelder Ortsbürgermeister Hans-Josef Zipp.

Den Freunden des Brauchtums- und Verschönerungsvereins Wehr überreichte er einen Bausenberger Krotzen als verspätetes Geschenk zum 20-jährigen Bestehen. Einen ganz besonderen Willkommensgruß richtete er an Ghazel Wahisi, die anhand der eigenen Geschichte das Problem der Migration in ihrem Vortrag „Aus Afghanistan stammend – im Kreis Ahrweiler heimisch geworden“ den Besuchern nahebrachte.

Zu Beginn ihrer Ausführungen wies Wahisi auf den Vortrag von Altabt Benedikt Müntnich vom Kloster Maria Laach im vergangenen Jahr hin. Müntnich hatte festgestellt, dass Migration alle Menschen herausfordert, auch und gerade in kleinen Lebensräumen. „Lasst die Kirche im Dorf. Sie gibt dem Dorf sein Gesicht und seine Identität“, hatte er erklärt. Wahisi führte die Gedanken aus der Sicht eines Migranten fort.

Sie für ihren Teil habe hier im Kreis Ahrweiler glücklicherweise noch die „Kirche im Dorf“ erlebt, das heißt eine Gesellschaft, die mit ihrer geistigen und auch geistlichen Orientierung und ihren Traditionen noch echte immaterielle Werte gelebt und vorgelebt habe. „Dies ist der Grund, weshalb ich gerade hier heimisch werden konnte und warum ich mithelfen möchte, diese kostbare und liebenswerte Gesellschaft den künftigen Generationen zu erhalten“, bemerkte Wahisi unter großem Beifall der Gäste für ihren äußerst gelungenen Vortrag.

Kultur- und Heimatverein:

Bewahren und verändern

Keuler dankte Wahisi für ihren überaus interessanten und informativen Vortrag mit einem Basalt-Krotzen vom Bausenberg mit Widmung, der auch in diesem Jahr von Heinz „Manes“ Schröder aufgearbeitet worden war. Keuler wies auch auf das Engagement von Wahisi im Rahmen der Ahrweiler Freiheitswochen hin und ihrer Mitwirkung als Zweite Vorsitzende des Fördervereins der Ahrweiler Freiheitswochen.

Der Kultur- und Heimatverein Niederzissen habe in der Vergangenheit mit dem Heimatmuseum und weiteren umfangreichen Sammlungen, dem Gemeinde- und Vereinsarchiv, den Plaketten an heimatgeschichtlich interessanten Objekten, mit Henks Mühle, einem Ort alter Handwerkstradition, der ehemaligen Synagoge, dem Reparatur-Café und weiteren Ideen eindrucksvoll bewiesen, dass Heimat die Klammer zwischen Bewahrung und Veränderung bilde. Dies habe auch Wahisi eindrucksvoll geschildert.

Keuler wies auch auf die gute Zusammenarbeit mit der Ortsgemeinde Niederzissen hin, die bei den vergangenen Neujahrsempfängen stets eine Aktivität besonders herausgestellt habe. In diesem Jahr erinnerte er an die Pflege und Betreuung des jüdischen Friedhofs seit der Vereinsgründung. „Die meisten wissen nicht, was hier unter Pflege zu verstehen ist“, bemerkte Keuler. Darunter fielen zum Beispiel kleinere Reparaturen, Mähen und Rechen des Geländes. Verschollene Grabsteine seien zurückgeführt und Grabplatten erneuert worden. Es gibt Führungen mit Erläuterungen zur Geschichte des Friedhofs und den einzelnen Grabsteinen. In diesem Zusammenhang wies er auf die kürzlich herausgegebene und maßgeblich von Brigitte Decker und in Teilen von Gisela Reichrath überarbeiteten zweiten Auflage des Buchs von Brunhilde Stürmer und Gerd Friedt über den jüdischen Friedhof hin. Auch die Begegnungsstätte der ehemaligen Synagoge und dem darin beheimateten Jüdischen Museum sei ein Leuchtturmprojekt, das weit strahle und rege besucht werde (jährlich bis zu 1500 Besucher).

Das Haus sei wie kein anderes Lernort für Geschichte. Er dankte in diesem Zusammenhang dem Förderverein „Kulturgut ehemalige Synagoge“ und dessen Vorsitzenden Norbert Wagner für die finanzielle Unterstützung und wies auf die kurz vor dem Abschluss stehende umfangreiche und innovative Digitalisierung hin.

Er machte klar, dass das Leben in der Gemeinde geprägt sei von einem Geben und Nehmen. „Deshalb ist es für uns alle wichtig zu zeigen, dass das Geben viel Freude bereiten kann. Stellvertretend für alle nenne ich in diesem Jahr den Niederzissener Junggesellenverein. Er entwickelt sich zu einem Allzweckeinsatzteam in Niederzissen. Seien es Aufräum-, Reinigungs- und Pflegetage im Ort, der Nikolausmarkt, das Maibaumstellen oder die Spendensammlung für die Kriegsgräberfürsorge. Das ist alle Ehre wert“, lobte Keuler.

Gies: Großes Engagement

Kreisbeigeordneter Gies erwähnte das vielfältige ehrenamtliche Engagement des Vereins: „Die Mitglieder haben es sich zur Aufgabe gemacht, einen Beitrag zur Verständigung unterschiedlicher Kulturen und Religionen und damit auch zu einer gelungenen Integration zu leisten.“ Gies erinnerte daran, dass heute viele Mitmenschen vergessen, dass sie in Deutschland immerhin bereits 75 Jahre in Frieden und Freiheit leben können. Gies erinnerte an die Erforschung der jüdischen Geschichte Niederzissens sowie den Erhalt und die Pflege des jüdischen Erbes, wobei er besonders den Wiederaufbau und die Nutzung der ehemaligen Synagoge Niederzissens erwähnte.

„Im Jahr 2013 wurde durch Landrat Dr. Jürgen Pföhler mit der Ehrenplakette des Landkreises eine der höchsten Kreisauszeichnungen verliehen. 2015 wurde er zudem mit dem Sparkassen-Denkmalpreis Rheinland-Pfalz für das Engagement im Zusammenhang mit der ehemaligen Synagoge geehrt. Der Kreis Ahrweiler unterstützt das besondere ehrenamtliche Engagement der Mitglieder des Kultur- und Heimatvereins Niederzissen auch finanziell“, bemerkte Gies und rief in Erinnerung, dass der Landkreis Ahrweiler in den vergangenen Jahren Projekte des Vereins mit Zuschüssen von 9000 Euro unterstützte.

Hans: Unverzichtbare

ehrenamtliche Arbeit

Ortsbürgermeister Hans wies in seinen Grußworten auf die Bedeutung der Ortsvereine mit ihren umfangreichen Aktivitäten als wichtiger Bestandteil der Gemeinde hin. „Sie bieten den Bürgern Möglichkeiten der Freizeitgestaltung an, bestimmen weitgehend das öffentliche Leben mit der Organisation zahlreicher Veranstaltungen und leisten mit ehrenamtlicher Arbeit Unbezahlbares zum Wohle der Kommune“, bemerkte Hans. Die Vereine füllen im Jahr 2020 mit 38 Veranstaltungen den Vereinskalender der Ortsgemeinde. Allein der Kultur- und Heimatverein Niederzissen plant neun Konzerte und eine mehrwöchige Kunstausstellung in der ehemaligen Synagoge und richtet neben dem Neujahrsempfang auch das alle zwei Jahres stattfindende Mühlenfest aus. Dazu werde das Reparatur-Café betrieben. All diese Arbeiten und Veranstaltungen verlangten einen hohen Einsatz der Mitglieder des Kultur- und Heimatvereins.