Verbandsgemeinde Montabaur wird zur ersten flächendeckenden Gigabitregion in Deutschland

„Glasfaser Montabaur“ bautInternet-Rennstrecken in jedes Haus

„Glasfaser Montabaur“ baut
Internet-Rennstrecken in jedes Haus

Gemeinsam haben sie das Projekt Glasfaserausbau in der VG Montabaur gestartet (v.l.): Rolf-Peter Scharfe von Vodafone, Bürgermeister Ulrich Richter-Hopprich, Dr. Beate Rickert und Stephan Wehrmann (Geschäftsführer der neu gegründeten Firma Glasfaser Montabaur). Foto: Glasfaser Montabaur GmbH & Co.KG / Olaf Nitz

Montabaur. Drei starke Partner haben sich zusammengetan, die Menschen im Westerwald mit superschnellen Datenautobahnen zu versorgen: die deutsche Tochter des Telekommunikationsanbieters Vodafone, der französische Infrastrukturinvestor Meridiam und die Verbandsgemeinde Montabaur. Gemeinsam haben sie das neue Unternehmen „Glasfaser Montabaur GmbH & Co. KG“ gegründet, das in den nächsten Jahren mehrere Millionen Euro investieren wird, um alle Häuser in den Orten der Verbandsgemeinde Montabaur mit hochleistungsfähigen Glasfaseranschlüssen auszurüsten.

VG-Montabaur-Bürgermeister Dr. Ulrich Richter-Hopprich sagte im Gespräch mit BLICK aktuell: „Das ist ein unheimlich attraktives Angebot. Die Hausbesitzer sparen dadurch mehrere tausend Euro und der Wert der Immobilien steigt.“ Mit den Glasfaseranschlüssen bis in jedes Haus werden Datengeschwindigkeiten von mindestens 1000 Megabit pro Sekunde im Download erreicht, das sind sogenannte Gigabit-Geschwindigkeiten. Bisher sind maximal 250 Megabit in der Sekunde möglich. Erreicht wird das mit dem Austausch der alten Kupferkabel in den Hausanschlüssen durch Glasfaserleitungen.

Wer jetzt schon in den Genuss von Glasfaser-Geschwindigkeiten kommen wollte, müsste dafür viel Geld bezahlen, weil, so der VG-Bürgermeister, noch keine Glasfaser in jeder Straße liegt, sondern über das kommunale Unternehmen „VGM-net“ nur bis zu den Verteilerkästen in den Ortschaften der Verbandsgemeinde. Die „Glasfaser Montabaur“ übernimmt jetzt die Vollendung der sogenannten „letzten Meile“ bis in die Wohnungen der Häuser auf eigene Kosten. Erforderlich ist dafür allerdings ein Anschlussvertrag für die erste Nutzungsdauer.

Nach der allgemein üblichen Kündigungsdauer können die Bürger ihren Internet- oder Kabel-TV-Anbieter frei wählen. Bis dahin zahlen sie, versichert Dr. Richer-Hopprich gegenüber „BLICK aktuell“, bei Vodafone einen „wettbewerbsfähigen“ Preis. Auch sei jeder frei in der Wahl der gewünschten Datenmenge und -geschwindigkeit. Einen Anschlusszwang gibt es nicht. Wer sich aber jetzt nicht dafür entscheidet, müsste später das Verlegen einer Glasfaserleitung ins Haus selbst organisieren, was laut Bürgermeister „mehrere tausend Euro“ kosten würde.

Schritt in

Richtung Zukunftsfähigkeit

Für die Verbandsgemeinde Montabaur mit ihren 24 selbstständigen Ortsgemeinden und der Stadt Montabaur war eine zukunftsfähige Infrastrukturversorgung schon immer der Schlüssel zu hoher Lebensqualität und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit, erläuterte der Bürgermeister bei der Vorstellung des Projekts in Montabaur: „Seit der Eröffnung des ICE-Bahnhofs wurden in der Verbandsgemeinde Montabaur zahlreiche Infrastrukturprojekte vorangetrieben, die heute die Grundlage für die gute Gesamtsituation bilden. Hierzu gehört auch das kommunale FTTC-Netz der VGM-net, auch wenn die Glasfaser bis zum Kabelverzweiger nur eine Brückentechnologie war. Umso mehr freue ich mich heute, gemeinsam mit den starken Partnern Meridiam und Vodafone den nächsten ganz entscheidenden Schritt in Richtung Zukunftsfähigkeit unserer Verbandsgemeinde verkünden zu können.“

Dr. Richter-Hopprich hat nach eigenen Angaben bisher nur positive Reaktionen aus der Bevölkerung auf das entstehende Angebot erlebt. Ab dem Herbst dieses Jahres wollen die Verbandsgemeinde bzw. das Unternehmen „Glasfaser Montabaur“ die Menschen in der Verbandsgemeinde in einer breit angelegten Öffentlichkeitskampagne über das Projekt informieren.

Der Großteil der Privathaushalte und Unternehmen in Montabaur kann künftig einen Glasfaseranschluss bis in Wohnung und Büro erhalten. Zusätzlich bringt Vodafone ihr Kabel-Glasfasernetz in der Verbandsgemeinde Montabaur bis Ende 2020 auf Gigabit-Geschwindigkeit. So können weitere 3.300 Haushalte noch in diesem Jahr mit Gigabit-Geschwindigkeit surfen. Für Rolf-Peter Scharfe, verantwortlicher Leiter Glasfaser-Kooperationen bei Vodafone, schreibt die Verbandsgemeinde Montabaur Geschichte: „Die 24 Gemeinden und die Stadt Montabaur gehen jetzt schon flächendeckend ins Gigabit-Zeitalter und sind damit in vielerlei Hinsicht Vorzeigeregion in Deutschland. Erste Haushalte und Unternehmen werden schon in diesem Jahr gigabitschnelle Internet-Anschlüsse buchen können. Dafür setzen wir in der Verbandsgemeinde auf einen einzigartigen Mix aus neuem Glasfasernetz und bestehender Kabelinfrastruktur.“ Perspektivisch wird Vodafone darüber hinaus das Glasfasernetz in der Verbandsgemeinde nutzen, um die eigene Kabel-Glasfaserinfrastruktur noch leistungsfähiger zu machen.

Während Meridiam für die Finanzierung, den Bau und die Unterhaltung des passiven Netzes verantwortlich ist, wird Vodafone das Netz an seine aktive Infrastruktur anbinden, langfristig betreiben und sowohl den Privat- als auch Geschäftskunden das breite Vodafone-Produktportfolio anbieten. Beide Partner bringen somit ihre jeweiligen Stärken in das Projekt ein. Meridiam ist als global agierender Infrastrukturinvestor und -entwickler auf den Bau und den langfristigen Betrieb von Infrastrukturen mit Daseinsvorsorgecharakter in Kooperation mit der öffentlichen Hand spezialisiert, während Vodafone über innovative Festnetz- und TV-Produkte verfügt, die stetig weiterentwickelt werden.

Grundlage für

nachfolgende Entwicklungen

Aus Sicht von Meridiam schafft das Vorhaben mit der Investition in die zukunftsfähige Glasfaserinfrastruktur die Grundlage für viele nachfolgende Entwicklungen vor Ort wie zum Beispiel den 5G-Ausbau, autonomes Fahren oder die Realisierung der Energiewende. Stephan Wehrmann, verantwortlich für Meridiam Deutschland und Geschäftsführer der Glasfaser Montabaur, sieht das Vorhaben in Montabaur als Startpunkt für weitere vergleichbare Vorhaben: „Die aufgesetzte Glasfaser-Kooperation gemeinsam mit Vodafone bietet großes Potenzial, auf andere Regionen in Deutschland übertragen zu werden“.

Vodafone wird das Netz aber auch für andere Telekommunikationsunternehmen öffnen und ihnen damit die Möglichkeit einräumen, ihre Produkte vor Ort an die ortsansässigen Endkunden zu vermarkten. „Auf diese Weise sind Anbietervielfalt und Innovation zugunsten der mehr als 40.000 Einwohner der Verbandsgemeinde auch langfristig gesichert“, so Dr. Beate Rickert, Geschäftsführerin der Frankfurter Beratungsgesellschaft KPR Capital GmbH, die das Vorhaben initiiert hat und die ebenfalls als Geschäftsführerin der neuen Gesellschaft die Umsetzung der Ausbaupläne aktiv vorantreibt.