Ein berührender Abend mit Dr. Umes Arunagirinathan in der Stadthalle Montabaur
Grenzen akzeptieren wir nicht
Montabaur. Es war ein Abend, der lange nachklingt. Die Stadthalle in Montabaur war gut gefüllt, als Dr. Umes Arunagirinathan, Herzchirurg, Autor und Humanist, von seiner Freundschaft zu Peggy Parnass erzählte – und damit Herzen berührte.
Unter dem Titel „Zwei Leben – eine Heimat“ spannte er den Bogen zwischen zwei Lebensgeschichten, die auf bewegende Weise miteinander verwoben sind.
Peggy Parnass, 97 Jahre alt, überlebte als Jüdin den Holocaust, nachdem sie 1939 als Kind mit ihrem Bruder auf einem Kindertransport nach Schweden geschickt worden war.
Umes Arunagirinathan floh als 12-jähriger unbegleiteter Jugendlicher aus dem vom Bürgerkrieg erschütterten Sri Lanka nach Deutschland.
Beide verloren durch Krieg und Gewalt ihre Heimat, ihre Freunde und die Geborgenheit ihrer Familien. Beide haben tiefes Leid erfahren – und dennoch beschlossen, dem Leben nicht mit Bitterkeit, sondern mit Engagement und Mitgefühl zu begegnen.
Ihre Geschichten sind Zeugnisse von Mut, Sehnsucht und der Kraft, Grenzen zu überwinden – im Außen wie im Inneren.
Mit eindrücklichen Worten las Dr. Umes aus seinem neuesten Buch, das der Freundschaft mit Peggy Parnass gewidmet ist. Dabei wurde spürbar, wie viel Achtung und Zuneigung ihn mit ihr verbinden. In stillen Momenten herrschte eine fast greifbare Aufmerksamkeit im Saal – etwa, als er von der ersten Begegnung mit seiner Mutter nach fünfzehn Jahren der Trennung erzählte oder vom Augenblick, als Peggy Parnass erkannte, dass ihre Eltern in Treblinka ermordet worden waren. Er erzählte von dem Rassismus den auch er oft genug erlebt, ob im Krankenhaus, wenn ihn eine Patientin fragt ob er das Zimmer putzen will, anstatt ihr Herz zu untersuchen, oder aber in der Straßenbahn. Die Aussage des Kanzlers, der sagte „Wir haben ein Problem mit unserem Stadtbild“ um anschließend die Migration dafür verantwortlich zu machen, mache ihm zu schaffen, so Umes. Dieser Abend spiegelte wider wohin Hass, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus führen, wenn man sie befeuert anstatt Einhalt zu gebieten.
So unterschiedlich ihre Herkunft und ihr Alter, so sehr eint beide der unerschütterliche Glaube an Menschlichkeit, Gleichwürdigkeit und die Freiheit des Denkens.
„Die Zeitzeuginnen sterben aus und es liegt an uns dieses Staffelholz des Wissens und der Mahnung weiter zu tragen“, sagte Umes – ein Satz, der wie ein Nachhall im Raum blieb, als Einladung, sich mit Liebe und Verantwortung zu engagieren.
Der Abend war mehr als eine Lesung.
Er war eine Begegnung mit zwei Lebensgeschichten, die zeigen, dass Mitgefühl und Mut Brücken schlagen, wo Geschichte Mauern errichtet hat.
Eine Erinnerung daran, dass Vielfalt keine Bedrohung ist, sondern der Herzschlag einer lebendigen Gesellschaft. Viele lebendige Gespräche ergaben sich auch nach der Veranstaltung am Büchertisch der Buchhandlung „Erlesenes“, an dem Umes seine Bücher signierte.
FAKT e. V. hatte diesen Abend im Rahmen seines Engagements für Demokratie, Vielfalt und Menschlichkeit organisiert.
Als Teil einer Reihe von Veranstaltungen, die das Zusammenleben in einer offenen Gesellschaft stärken, stand dieser Abend exemplarisch für das, was FAKT e. V. ausmacht: Räume zu schaffen, in denen Menschen sich begegnen – mit Respekt, Offenheit und dem Mut, hinzusehen.
So wurde aus der Lesung ein stilles, aber kraftvolles Plädoyer für Mitmenschlichkeit und die Verantwortung jedes Einzelnen, Teil einer friedvollen und gerechten Welt zu sein. Weitere Termine und Aufzeichnungen der Vorträge finden sie auf www.atelierkunstund therapie.de.
