150 Interessierte beim Infoabend von Uli Kaiser im Wirgeser Bürgerhaus
Großes Interesse an E-Mobilität
„Verbrenner ist Geschichte“
Wirges. „Seien Sie Teil der Energiewende! Jeder Schritt zählt!“ Mit diesen Worten machte der Gartenbau-Unternehmer Ingo Schwanenberger 150 Zuhörern im Bürgerhaus von Wirges Mut, sich mit dem Thema Elektroauto zu beschäftigen - nicht nur gedanklich, sondern auch praktisch. Schwanenberger fährt nur noch ohne Verbrennungsmotor. Der gesamte Fuhrpark seines kleinen Unternehmens verzichtet auf Benzin oder Diesel. Ähnlich umweltbewusst verhält sich der zweite Referent dieses Abends, Michael Schramek, Geschäftsführer von zwei Unternehmen der Mobilitätsberatung. Aus dem nordhessischen Jesberg war Schramek umweltfreundlich mit Bahn und Elektrofaltrad nach Wirges gekommen.
Eingeladen zu dem informativen Vortragsabend hatte der Wirgeser Elektrounternehmer Uli Kaiser. „E-Mobilität“ war das Thema, und Uli Kaiser war selbst überrascht von der großen Resonanz, wie er sagte. Der Selbstständige wies aber auch darauf hin: „Wir möchten informieren, nicht reformieren oder bekehren.“ Jeder soll nach eigenem Kalkül selbst entscheiden, mit welchen Antrieben er sich in Zukunft fortbewegen möchte. Vieles scheint jedoch dafür zu sprechen, dass E-Mobilität nicht nur die sauberere, sondern auch die unternehmerisch und finanziell attraktivere Alternative ist.
Michael Schramek sagte: „E-Mobilität ist keine ökologische Träumerei. Wir in unserer Firma geben den Mitarbeitern 10 Cent Kilometergeld, haben einen niedrigeren Co2-Ausstoß, arbeiten auch im Zug, haben viel Bewegung im Laufe des Tages und müssen abends nicht ins Fitnessstudio.“ Für die Anschaffung von E-Autos gebe es Zuschüsse, bisher 4.000 Euro, bald würden es 6.000 Euro. Die Hersteller starteten mit der Massenproduktion, VW zum Beispiel mit dem ID.3. Das Aufladen der Batterie erledige man bei den Alltagsfahrten über Nacht zuhause. Auswärts laden sei für Privatfahrer nur bei Urlaubsreisen oder weiteren Wochenendreisen erforderlich. Die Bundesregierung, so Schramek, fördere den Bau von 1 Million Ladestationen in Deutschland. Das sei weit mehr, als für das Laden unterwegs gebraucht würden - 88.000.
Die Vorteile für Umwelt und Geldbeutel überwiegen
Schramek nannte noch mehr Belege für den Vormarsch der E-Mobilität: Der Energieversorger EnBW kaufe 15.000 elektrische Volkswagen ID.3, um die Belegschaft komplett auf Elektroautos umzustellen. Tesla in Berlin wolle CO2-frei produzierte Autos verkaufen. Der Strom dafür komme aus den Windparks dort. Für die Gewinnung von Lithium für einen Akku würden 20.000 Liter Wasser benötigt - genauso viel wie für 1 Kilo Rindfleisch.
VW, Mercedes und BMW würden dieses Jahr 1 Million Elektroautos bauen. Schramek geht davon aus, dass 2030 60 bis 70 Prozent der Autos in Deutschland mit elektrischen Antrieben fahren: „Auch aus finanziellen Gründen werden wir uns ganz schnell von den Verbrennern verabschieden!“ Der Berater sagte: „ Ab 11.000 Kilometer Fahrstrecke im Jahr rechnet sich das E-Auto. Die Akkus werden immer günstiger.“ Wer ein Elektroauto fahre und an einer eigenen Photovoltaikanlage aufladen könne, spare in 15 Jahren 27.000 Euro, rechnete Schramek vor.
Ingo Schwanenberger aus Boppard ist neben seiner Tätigkeit als Gartenbau-Unternehmer Betreiber mehrerer Ladestationen und Mitglied im Koblenzer E-Fahrer-Club. Er sagt: „Der normale Verbrenner ist Geschichte!“ Das gelte sogar für die Haustechnik: „Nehmen sie eine Wärmepumpe, kein Öl, kein Gas! Gehen Sie von allem weg, was verbrannt wird, setzen Sie auf Strom!“ Andere Länder würden in der Hinsicht klare Signale setzen. Ab 2025 dürften in Norwegen keine Verbrenner mehr zugelassen werden, in Niederlanden noch früher.
Schwanenberger sieht den Trend zum Laden beim Arbeitgeber voraus. Das sei eine gute Sache um Mitarbeiter zu gewinnen oder zu halten. In Holland sei das schon verbreitet. Und es sei kein geldwerter Steuervorteil für den Arbeitnehmer, der beim Finanzamt angeben werden müsse. Unternehmen, Hotels und Dienstleister müssen laut Schwanenberger künftig vermehrt Ladestationen anbieten - das werde erwartet und es lohnt sich, auch finanziell.
Für das Finden von Ladestationen empfiehlt Schwanenberger Smartphone-Apps (Wattfinder für Android, ChargEV für iOS).
Der Unternehmer hat auch ausgerechnet, dass er mit Elektromobilität billiger fährt: „Wenn die Tankstelle vergleichbar sein sollte, dürfte der Liter Sprit nur 75 Cent kosten.“
Gastgeber Uli Kaiser empfahl in seinem Schlusswort die Installation von Ladestationen für E-Autos, weil das Aufladen an einer Steckdose viel zu lange dauere und sogar gefährlich sei. Er ist überzeugt: „Das Laden über eine PV-Anlage schont den Geldbeutel!“
Die beiden Referenten und Gastgeber Uli Kaiser (links) trafen mit ihren Informationen über den Vormarsch der E-Mobilität auf großes Interesse.
Rund 150 Zuhörer waren der Einladung gefolgt und hatten den Weg ins Wirgeser Bürgerhaus gefunden.
