25. Symposium „Diabetologie in Klinik und Praxis“ in Bad Neuenahr-Ahrweiler
Hochkarätige Vorträge rund um Diabetes mellitus
Rund sieben Millionen Menschen in Deutschland leiden an der „Zuckerkrankheit“
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Das Steigenberger Kurhotel in Bad Neuenahr war kürzlich Schauplatz des 25. Symposiums „Diabetologie in Klinik und Praxis“. Mit mehr als 100 Teilnehmern, vorwiegend aus der Region, aber auch aus Nordrhein-Westfalen und sogar aus Hamburg, war die Jubiläumsveranstaltung außerordentlich gut besucht. In Vertretung von Bürgermeister Guido Orthen begrüßte der erste Beigeordnete Detlev Koch die Teilnehmer, dankte den Ausrichtern und sicherte ihnen auch zukünftig die Unterstützung der Stadt zu, da diese Veranstaltung für den Ruf Bad Neuenahrs als Diabetes-Heilbad von großem Wert sei. Stellvertretend für die Mitausrichter Dr. Paul-Werner Frisch und Dr. Gerhard Kreuter begrüßte Dr. Heinz Krönke, der das Symposium im Jahre 1989 begründete, die Teilnehmer. Insgesamt 25 Einzelveranstaltungen hatte das Fachsymposium zu bieten, darunter Vorträge nahezu aller führenden Diabetologen Deutschland.
Dabei war es schon immer das Ziel der Symposien, den Teilnehmern die rasanten Fortschritte in der Diabetologie zu vermitteln und ihnen wertvolle Hilfe für die tägliche Praxis zu geben. Zum Auftakt hielt Dr. med. Heinz J. Krönke, Chefarzt des Steigenberger-Kursanatoriums Bad Neuenahr einen Vortrag zum Thema „Moderne, individualisierte Diabetes-Therapie - aktueller Stand der oralen antidiabetischen Therapie“.
Neue Medikamente reduzieren die Gesamtsterblichkeit
Dabei beleuchtete er auch eine Reihe neuer Medikamente, die auf den deutschen Markt gekommen sind und mit deren Hilfe die diabetische Stoffwechsellage noch besser eingestellt werden kann.
Darüber hinaus reduzieren die neuen Medikamente Herzinfarkte, Schlaganfälle und die Gesamtsterblichkeit. Diese neuen Therapieschemata- und Kombinationen wurden im Vortrag eingehend behandelt. Dr. med. Paul-Werner Frisch, Diabetologe DDG, Oberarzt und Leiter der Diabetologie im Marienhaus Klinikum im Kreis Ahrweiler, wandte sich anschließend mit dem Vortrag „Diabetes in Deutschland 2016 - sichere Therapien ….sind uns wertvoll und ‚teuer‘“ an die Teilnehmer. Hier wurde unter anderem eindrucksvoll deutlich, dass Diabetes mellitus allein in Deutschland rund sieben Millionen Menschen betrifft und damit auch das Gesundheitssystem hinsichtlich der Therapiekosten vor immer neue Herausforderungen stellt.
Dr. Paul-Werner Frisch stellte die neuesten Zahlen des Gesundheitsberichtes vor, der aufzeigt, welche medikamentösen Therapien des Diabetes aktuell möglich sind und welche Kosten hierbei entstehen. Dabei wird immer klarer, dass individuelle Therapieziele für jeden Patienten festgelegt werden müssen. Einerseits um eine möglichst gute Einstellung zu erreichen, andererseits um die gefährlichen Unterzuckerungen zu vermeiden. Über die „Schnittstelle Kardiologie – Diabetes – von A (Antikoagulation) bis Z (Zucker)“ referierte PD Dr. med. Luciano Pizzulli , Chefarzt Innere Medizin – Kardiologie im Krankenhaus Maria Hilf Bad Neuenahr-Ahrweiler sowie im St. Petrus-Krankenhaus Bonn.
Doppelt erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Dr. Pizzulli wies einleitend eindringlich darauf hin, dass Diabetiker „Typ 2“ im Vergleich zu Nichtdiabetikern ein doppelt so hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufweisen. Dies betreffe sowohl den Herzinfarkt als auch den Schlaganfall. Bluthochdruck, Vorhofflimmern und Nierenerkrankungen verschlechterten häufig die Prognose und schränkten die Lebenserwartung zusätzlich ein. Deshalb seien Vorsorge, Diagnostik und Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beim Diabetiker besonders wichtig. Da sich beim Diabetes naturgemäß sehr vieles um die Ernährung dreht, konnte mit Sternekoch Hans Stefan Steinheuer ein erfahrener Referent zum Thema „Esskultur und Genuss bei Diabetes mellitus“ gewonnen werden. Steinheuer wies darauf hin, dass die „Erziehung“ zu einer frisch zubereiteten, schmackhaften Esskultur bereits in Kindergarten und Schule beginnen.
So können Kinder auch davon abgehalten werden, nicht ständig die überall verfügbaren Snacks und Süßwaren zu konsumieren. Durch das so oftmals entstehende Übergewicht kann die Grundlage für späteren Diabetes gelegt werden.
Darüber, wie Betroffene auch mehr als ein halbes Jahrhundert lang mit Diabetes mellitus Typ 1 bestmöglich leben können, berichtete die Diabetesberaterin Merula Schaffran aus Wesseling. Bereits im Jahre 1961 erkrankt, half ihr vor allem eine positive Einstellung zum Leben. „Die grundlegend positive Einstellung zum Leben, so wie es heute den Diabetikern vermittelt wird, wurde mir von meinen sehr fortschrittlich und liberal denkenden Eltern vermittelt. Sie sagten mir: „Du hast zwar Diabetes, bist aber nicht krank.“ So galt der Grundsatz, dass man auch mit Handicap Vieles erreichen kann.
Damals war das natürlich viel schwieriger als heute mit den vielen technischen Hilfsmitteln. Mein Motto: Positiv denken und nach vorneschauen“, so Schaffran, die bereits im Alter von drei Jahren an Diabetes Typ 1 erkrankte und ihr Leben dennoch mit Abitur, Studium, Heirat, Geburt dreier Kinder und erfolgreicher beruflicher Laufbahn meisterte.
Moderater Weingenuss schützt vor Diabetes
Den illustren Reigen der Referenten komplettierte schließlich Dr. med. Gerhard Kreuter, Chefarzt a.D. des Krankenhauses Maria-Hilf Bad Neuenahr-Ahrweiler mit seinem Vortrag „Diabetes und Wein – Neueste Studien und alte Weisheiten“.
Demnach bestätigen laut Dr. Kreuter neueste wissenschaftliche Studien eindrucksvoll frühere Ergebnisse: Moderater Weingenuss schützt vor Diabetes Typ 2, er verbessert die Stoffwechselwerte und senkt das Risiko für Gefäßerkrankungen, insbesondere Herzinfarkt und Schlaganfall. Im ersten Lehrbuch über Diabetes „Die Zuckerkrankheit und ihre Behandlung“ empfiehlt der Autor und Diabetesforscher Carl von Noorden schon Anno 1901 Diabetikern den Weingenuss und erwähnt dabei sogar ausdrücklich auch den Ahrburgunder.
