Verhaftungen und Narrengericht: Jeder Sinziger ist ein potenzieller Angeklagter

In diesem Jahr hageltes aber durchweg Freisprüche

In diesem Jahr hagelt
es aber durchweg Freisprüche

Richter Gnadenlos Franz Hermann Deres und „Staatsanwalt“ Ludger Lohmergingen mit Andrea Nahles hart ins Gericht. Fotos: -RASCH-

In diesem Jahr hagelt
es aber durchweg Freisprüche

In diesem Jahr hagelt
es aber durchweg Freisprüche

Auch Dechant Achim Thieser musste vors hohe Gericht.

In diesem Jahr hagelt
es aber durchweg Freisprüche

So mancher Sinziger landete auf der Anklagebank.

In diesem Jahr hagelt
es aber durchweg Freisprüche

Sinzig. Wer eine solche Einladung in der Tasche hat, hat immer auch eine bisschen Muffensausen. Genauer gesagt handelt es sich auch eher um eine Vorladung zum Narrengericht in Sinzig. Und das fand am Samstag im Restaurant Rotbart in seiner 12. Auflage statt.

„Bist du aus Spaß an der Freude da, oder hat Du auch eine Vorladung“, war am Samstagmorgen im Restaurant Rotbart eine oft gestellte Frage. Denn das Sinziger Narrengericht kommt recht harmlos daher: „Es gelten alle Regeln des rheinischen Frohsinns“, heißt es da niedlich. Aber es gilt auch der Rechtsgrundsatz: „Saftige Geldstrafen sind immer angemessen“. Und dieses Gericht ist grundsätzlich für alles zuständig. In diesem Jahr hagelt es zur Freude der Angeklagten aber regelrecht Freisprüche.

Und dies war in dieser Form bereits seit 12 Jahren nicht unbedingt die Regel. Für den „Roten Fuchs“ Richter Gnadenlos Franz Hermann Deres und „Staatsanwalt“ Ludger Lohmer ist schon das Erscheinen vor den Schranken des Gerichts fast schon so etwas wie ein Schuldspruch. Und beide närrischen Juristen widmeten sich ungerührt ihrem ersten Beruhigungskölsch. Dieses Kölsche Hobby pflegt das hohe Gericht übrigens mit bewundernswerter Trinkfestigkeit während der gesamten Verhandlung. Eine flankierende getränketechnische Maßnahme, die übrigens auch jedem Angeklagten zu steht. Und bei den Sinziger Jecken sitzt man schneller auf der Anlagebank, als man Alaaf sagen kann. Nur die amtierenden Tollitäten in diesem Jahr also das Dreigestirn genießen närrische Immunität.

Die Anklagen bleiben übrigens immer dubios im Halbdunkel. Da setzte der Staatsanwalt weitschweifig die Traditionen der Vorjahre fort.

Einer der Angeklagten

war Andrea Nahles

Die Liste der Angeklagten war übrigens lang und illuster. Allen voran hatte ein Eifler Mädchen das nebenbei den Bundesvorsitz der SPD macht, und Andrea Nahles heißt, bereits zum wiederholten Mal vor dem Narrengericht zu erscheinen. Die Fahrt zu ihrer Wahl als Grünkohlkönigin nach Oldenburg, bei der sie Geleitschutz durch eine große Delegation der blau-gelbe Närrischen Buben erhielt, sorgte für den etwas dubiosen Anklagepunkt „verschlichene Beförderungsleistung“. Mit einem gekonnt getanzten Stippeföttche an der Seite von Stadtsoldat Stadt und Feuerwehrmann Dirk Sauer war die Sache dann aber erledigt.

Stammgäste aus der Anklagebank sind auch die Chefs des Krupp-Verlags. Peter und Hermann Krupp sowie Susanne Tack wurden im Dreierpack abverhandelt. Auch hier blieb die Anklage letztlich eher dubios.

Das Geschehen lebt von närrischer Spontanität, genehmigten und ungenehmigten Zwischenrufen sowie netten Wortgefechten und sorgt für viele spontane Lacher. Im jecken Sinzig genießt das Verfahren längst einen gewissen Kultstatus.

Nur gefeit ist vor dem Gericht niemand. Und so landete dann auch nicht nur Dechant Achim Thieser, sondern das gesamte Bodenpersonal auf der Anklagebank. Dies galt auch für Kaplan Thomas Hufschmidt und Altpastor Gerhard Hensel. Aber auch HoT-Chefin Petra Klein, Ortsvorsteher Gunter Windheuser und sein Stellvertreter Heinz Ax fanden sich vor den Schranken des Gerichts wieder. Im seltenen schwarz-grünen Doppelpack wurden auch die Ratsmitgliede Hans-Werner Adams und Claudia Thelen angeklagt. Inhaltlich ging es um das weite Feld von Solaranlagen. Und selbst, wenn man als das beliebteste und netteste Mädchen von Sinzig gilt, kann einem eine Anklage ins Haus flattern. So geschehen bei Claudia Flück. Auch die Sinziger Gastronomen sind stets gern gesehen Gäste vor den Schranken des Gerichts.

Auch bei einem

Freispruch muss man zahlen

Verknackt wurde Mann in Sinzig früher übrigens fast immer. Selbst beim diesjährigen Freispruch-Gewitter führte der Weg anschließend immer zur Gerichtskasse. Auch Freispruchgebühren und Gerichtskosten können immens sein.

Und über die Geldstrafen kommt ja auch Einiges für die blau-gelbe Vereinskasse zusammen. Übrigens Sinn und Zweck der Veranstaltung, bei der man immer ein dickes Portemonnaie dabei haben sollte.