Immer häufiger werden sehr alte Tiere bei der Katzenhilfe Neuwied abgegeben und finden nur schwer ein neues Zuhause
Katzen-Oldies sollen nicht im Tierheim sterben
Neuwied. Dass die meisten Tierheime seit Jahren am Limit arbeiten ist kein Geheimnis: Während die Einrichtungen immer voller werden, sind die Kosten für die gemeinnützigen Vereine, die hinter den Einrichtungen stehen, kaum noch zu stemmen. Bei der Katzenhilfe Neuwied bereitet den Verantwortlichen derzeit aber nicht nur die schiere Masse an Tieren Sorgen. Es ist auch das hohe Alter vieler Katzen, die im „Miezhaus“ des Vereins landen, das die erfahrenen Tierschützerinnen Alarm schlagen lässt.
Vladi ist 17, sein Alter sieht man dem rot-weißen Kater an. Und auch, dass sein Besitzer möglicherweise schon eine Weile nicht mehr optimal für ihn sorgen konnte. Nun ist der Mensch so krank, dass Vladi zur Katzenhilfe kam. Der gleiche Grund brachte die 20-jährigen Elli in die Box nebenan. Die schneeweiße Angorakatze war mit dreizehn schon einmal hier und hatte Glück: Sie fand jemanden, der ihr eine neue Chance gab. Wird ihr das auch diesmal gelingen?
Elli und Vladi sind derzeit die ältesten Tiere im Wieselweg 1, wo die Katzenhilfe Neuwied ihre Hauptpflegestelle betreibt. Die einzigen Oldies sind sie nicht. Zurzeit leben hier auch noch Brooklyn (15), Lucky (14), Luzie (13) und Mira (13). Weitere Senioren sitzen auch privaten Dauerpflegestellen, wo sie ihren Lebensabend verbringen dürfen – die Tierarztkosten übernimmt die Katzenhilfe.
Eine kostspielige Angelegenheit, räumt Pflegestellenleiterin und Zweite Vorsitzende Ingrid Haberscheidt ein. „Aber für viele Tiere ist es die einzige Möglichkeit, nicht im Tierheim sterben zu müssen. Niemand holt sich ein Tier nach Hause, bei dem das hohe Risiko besteht, dass es ihn in den nächsten Monaten oder Jahren sehr viel Geld kosten wird.“ Schließlich seien die drastisch gestiegenen Tierarztkosten ohnehin für viele Tierbesitzer ein großes Problem.
„Es ist schon immer vorgekommen, dass sehr betagte Tiere bei uns gelandet sind“, erklärt Haberscheidt. Vor allem sei das der Fall, wenn ältere Menschen in ein Heim ziehen müssten oder sterben und ihre Katze zurückbleibe. „Doch in den letzten Jahren hat die Zahl der Katzensenioren, die wir aufnehmen müssen, auch deshalb deutlich zugenommen, weil viele Menschen die Arztbesuche ihrer betagten Lieblinge nicht mehr tragen können.“
Die Kosten sind jedoch nicht die einzige Hürde bei der mühseligen Suche nach einem Zuhause, in dem die Oldies noch einmal geliebt werden und einen kuscheligen Platz auf dem Sofa finden. „Gerade Menschen, die Tiere sehr lieben, scheuen oft auch das Leid, das sie mit dem Einzug einer solchen Katze auf sich zukommen sehen. Jeder, der schon einmal ein Haustier verloren hat, weiß, wie schmerzhaft diese Erfahrung ist. Manche Menschen sind regelrecht traumatisiert, wenn sie sich von ihrem vierbeinigen Gefährten trennen müssen. Dieser Moment kommt zwar auch, wenn man ein jüngeres Tier aufnimmt - aber er ist vermeintlich weit weg.“
Ingrid Haberscheidt versteht das. Auch sie leidet, wenn eine ihrer Katzen stirbt. Trotzdem weiß sie, dass zur (Tier-) Liebe das Loslassen gehört, so schmerzhaft es auch ist. Und sie hofft, dass sich für die derzeitigen Katzen-Oldies im Wieselweg schnell jemand findet, der bereit ist, ihnen einen solchen Platz zum Leben - und zum Sterben – zu schenken.
Wer sich das nicht zutraut und trotzdem helfen will, der kann das tun, indem er eine Patenschaft für eines jener Tiere übernimmt, die meist wegen ihres Alters oder Krankheiten auf Dauerpflegestellen des Vereins leben und von der Katzenhilfe finanziert werden. „Wir sind dankbar für jeden, der auf diese Weise Verantwortung für diese besonderen Katzen übernimmt. Nur durch solche Unterstützung können wir unseren Senioren zu einem würdigen Lebensende verhelfen.“
Nähere Informationen gibts bei Ingrid Haberscheidt (0157 - 52 68 76 61) oder über die Homepage des Vereins: www.katzenhilfe-neuwied.de (Unterstützung/Patenschaften)
Brooklyn ist 15 und lebte bislang vor allem draußen. Jetzt hofft er auf ein Zuhause, in dem er auch mal auf dem Sofa liegen kann.
Der 17-jährige rot-weiße Vladi hofft trotz seines Alters auf eine zweite Chance.
