In Schuld an der Ahr lockt die Freilichtbühne
Märchenhaftes Theater
Aktuell wird „Pinocchio“ aufgeführt – Vorstellungen noch bis 4. August
Schuld. Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs führte der Dorfschullehrer Walter Pfahl 1946 mit seinen Schulkindern anlässlich einer Weihnachtsfeier das Märchen Schneewittchen auf. Es war der Start für die Theatereuphorie in Schuld und Umgebung. Schnell fanden sich einige Spielfreudige zusammen, die unter der Leitung von Pfahl Theater spielen wollten. So gründete sich 1947 die Katholische Spielschar Schuld, die überwiegend Saalstücke aufführte. Dann hatte man 1948 die Idee, in einer kleinen Waldlichtung neben der Schornkapelle, einer Wallfahrtskirche, ein Freilichttheater zu errichten, um dort nach den Marienwallfahrten im Mai, an denen hunderte Pilger teilnahmen, Theater zu spielen. Dieser Platz gibt Schuld bis zum heutigen Tag seinen einmaligen Reiz. Mitten im Wald, in einem sanft abfallenden Talkessel, ein laubgrünes Amphitheater, wie manche es schon episch beschrieben haben. 1948 spielte man Genovefa, 1951 den „Jedermann“ oder 1953 „Wilhelm Tell“. Alle Mitglieder arbeiteten ehrenamtlich, und der Erlös wurde für die Renovierung der durch den Krieg beschädigten Kirche und die Anschaffung von Glocken genutzt. Ende der 1950er-Jahre wurde eine neue Straße gebaut, die den Bereich der Bühne berührte, die deshalb hätte umgebaut werden müssen. Da auch das Interesse am Theaterspiel mit dem aufkommenden Fernsehen nachließ, pausierte das Freilichttheater von 1959 bis 1965.
Neustart im Jahr 1966
1966 besannen sich dann einige Altgediente und ein paar Neuinteressenten auf die Theatertradition. Sie bauten die mittlerweile heruntergekommene Bühne neu auf und schufen neue Zuschauerplätze. Die nun gespielten Volksstücke wie „Schneider Wibbel (1976)“ und Märchen wie „Das tapfere Schneiderlein“ (1979) brachten jedoch nicht ganz den erhofften Zuschauerzuspruch. Vor allem auch deshalb nicht, weil die Zuschauerplätze nicht überdacht waren und die Leute deshalb bei angekündigtem Regenwetter lieber zu Hause blieben oder die Vorstellungen gar ausfallen mussten. Das änderte sich, als 1983 die Zuschauerränge unter Mithilfe des Landkreises Ahrweiler mit zwei großen Schirmen teilüberdacht wurden, unter denen ca. 400 Zuschauer Platz fanden. Seitdem konzentrierte man sich auf Kinder- und Jugendstücke wie „Räuber Hotzenplotz“ (1987), „Die kleine Hexe“ (1991) oder „Das Dschungelbuch“ (1996) und investierte mehr in die Werbung. So wurde der Zuspruch der Zuschauer wesentlich größer, sodass man oft vor vollbesetzten Rängen spielen konnte. Damit wurde auch mehr Geld verdient, da außer dem Regisseur alle ehrenamtlich mitarbeiteten. So konnte die Zuschauerüberdachung erweitert werden. Die Sitzbänke wurden erneuert und seitlich der Bühne ein neues Haus errichtet, das eine Garderobe, Toiletten und einen Aufenthaltsraum enthielt. Auch wurden die Zuschauertoiletten und ein Verkaufskiosk neu gebaut. Ebenfalls wurde in die Technik für Licht und Ton investiert. Erst kürzlich wurde die etwas in die Jahre gekommene Überdachung renoviert, sodass man heute über eine moderne, den aktuellen Ansprüchen genügende Bühne verfügt.
Prägender Einfluss
Nach Walter Pfahls folgte bei den Regisseuren eine 30 Jahre dauernde Ära mit Dieter Gerlach, unter dem sich die Spielschar kontinuierlich weiterentwickelte. Gerlach, der Ende 2007 verstarb, hat Schuld stark geprägt und zu dem gemacht, was es bis heute ist. Man führte einen Generationswechsel durch und verpflichtete 2004 mit dem jungen, 1972 geborenen Ralf Budde einen Profi aus der Opernwelt, der neue und moderne Ideen durchsetzte und die Freilichtbühne und ihre Akteure weiterbrachte. Momentan ist mit Jens Kerbel ebenfalls ein Vollprofi für die Inszenierungen verantwortlich.
Das Geheimnis des Erfolgs sind aber letztlich die vielen freiwillig tätigen Menschen mit großem Theaterherz. Ganze Familien sind aktiv, von Großeltern über Eltern bis hin zu Kindern und Kindeskindern, wie ein Blick auf die Besetzungsliste beweist. Nachwuchssorgen kennt man nicht. Wer einst als Zwerg begann, wird später zum Prinzen befördert und endet als König. Selbst Auszeiten wegen Berufsausbildung oder Studium sind meist kein Problem. Das gemeinsame Hobby und auch der gemeinsame Erfolg schweißen zusammen, begeisterte Besucher danken es. Denn mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass in diesem ganz kleinen Dörflein mit viel Liebe und Hingabe ganz großes Theater gespielt wird.
Aktuelles Stück: Pinocchio
In der aktuellen Theatersaison wird „Pinocchio“ gespielt, die Abenteuer der kleinen Holzpuppe nach dem Buch von Carlo Collodi. Pinocchio hat nur einen Wunsch: ein richtiger Junge zu werden. Doch er hat nur Unfug im Kopf. Blauäugig stolpert er von einem spannenden Abenteuer ins nächste und fällt dabei mehr als einmal auf seine lange Nase. Denn erst, wenn er gelernt hat, dass sich Lügen, Faulheit und Ungehorsam nicht auszahlen, kann sein Wunsch in Erfüllung gehen. Gespielt wird jedes Wochenende bis zum 4. August, samstagabends um 20.30 Uhr, sonntags um 15.30 Uhr. Tickets gibt es unter Tel. (06 51) 97 90 77 7 oder online unter ticket-regional.de/fbschuld. SCHÜ
Im Jahr 2008 inszenierten die Schauspieler „Die kleine Hexe“.
„Pippi in Taka-Tuka-Land“ wurde im Jahr 2013 aufgeführt.
„Wickie und die starken Männer“ konnten die Kinder im Jahr 2010 auf der Bühne bestaunen.
