Pro Rheintal ruft zum Bürgerprotest gegen Bahnlärm auf
Mahnwachen zum Tag gegen Lärm
Zum Internationalen Tag gegen Lärm am Mittwoch, 27. April 2016 plant das Bürgernetzwerk Pro Rheintal in allen Gemeinden entlang des Mittelrheins eine Mahnwache gegen eine laute Umwelt und die Verlärmung der Region durch Verkehrsgeräusche. Mit dem stummen Bürgerprotest soll insbesondere auf die nach wie vor unerträgliche Bahnlärmbelastung im Rheintal und Rheingau aufmerksam gemacht werden.
„Noch immer haben Bund und Bahn nicht die Not erkannt, unter der dieses Tal und die Menschen, die hier leben, stehen“, sagt Frank Gross vom Bürgernetzwerk Pro Rheintal. Nächtlicher Bahnlärm sei einerseits Grund für eine Vielzahl von Krankheiten, die bis zum Schlaganfall oder Herzinfarkt führten. Andererseits verhindere der Lärm, dass sich die Region touristisch und wirtschaftlich weiter entwickeln und vom ungeheuren Potenzial ihrer Natur- und Kulturschätze adäquat profitieren könne. Stattdessen würden derzeit mehr Menschen die Region verlassen als zuziehen. Auch für Unternehmen sei das ein Grund, den Standort zu meiden oder gar zu verlassen. Die wenigen positiven Ausnahmen, die man gerne in die Schlagzeilen rücke, könnten über den generellen Abwärtstrend nicht hinwegtäuschen. Man könne das am Vergleich mit der Entwicklung von Regionen ohne Lärm, wie dem Hunsrück, sehr einfach erkennen.
Bund und Bahn müsse man angesichts der zögerlichen, auf Hinhaltetaktik setzenden Handlungsweise eine nach wie vor katastrophale Immissionsschutzpolitik vorwerfen. Man verspreche den Leuten irgendwelche Langzeitprojekte, die nie in Erfüllung gingen, um von der tatsächlichen Not und dem eigenen Handeln abzulenken. Selbst in den letzten 20 Jahren, nachdem das Güterverkehrs-Dilemma in der Region offenkundig wurde und von allen politischen Seiten auch bestätigt wird, spiele man weiter auf Zeit und vertröste die Bevölkerung von Jahr zu Jahr, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt.
Immer noch dürfen Güterzüge so laut sein, wie sie wollen und sie dürfen im vollen Tempo (120 km/h) mitten in der Nacht, mitten durch die Ortschaften fahren, auch an Sonn- und Feiertagen, ohne dass die Menschen ein Anrecht hätten, sich dagegen zu wehren. Da würden nachts Baustellen betrieben, die mit Hupen und Sirenen, elend lauten Baggern und Schienenfahrzeugen den Leuten keine Minute Ruhe gönnten, ohne dass ein Anspruch auf Nachtruhe bestünde.
Das alles sei nicht zu begründen mit unvermeidbaren technischen Notwendigkeiten, sondern ganz im Gegenteil. Wie sich im Laufe der Recherche von Pro Rheintal über die letzten zehn Jahre gezeigt hat, wäre es ein Kinderspiel gewesen, um diesen Lärm zu geringen Kosten in ganz Deutschland zu verhindern und dabei noch eine bessere und leistungsfähigere Bahn zu entwickeln. Die übermächtige Verkehrs- und Transportlobby sorge dafür, dass die Verkehrsetats in Großprojekten versickerten, während die vorhandene Infrastruktur, marode und laut, Land und Menschen ruiniere. Man könne die Situation der Bahn nicht besser beschreiben als durch das alte deutsche Sprichwort, das da lautet:„Das schlechteste Rad am Wagen macht den meisten Lärm!“
Daher seien die Bürgerinnen und Bürger jetzt noch einmal aufgerufen, sich solidarisch zu zeigen und sich in einer halben Stunde ihrer Mittagspause in ihren Orten an Bahnhöfen, auf Marktplätzen oder vor Rathäusern zu versammeln, um für ihre Rechte und den Schutz ihrer Gesundheit und ihres Eigentums einzutreten! Nähere Informationen zu den Treffpunkten der Mahnwachen in den jeweiligen Rheingemeinden gibt es auf der Website von Pro Rheintal unter www.pro-rheintal.de oder bei der jeweiligen Stadtverwaltung.
Die Mahnwachen beginnen am besagten Mittwoch, den 27. April um – buchstäblich – 5 vor 12 Uhr und dauern etwa eine halbe Stunde.
Teilnehmer der Mahnwachen werden gebeten, das 2014 zum Tag gegen Lärm verteilte „Ruhe!“-T-Shirt oder ein anderes rotes Shirt oder eine rote Jacke zu tragen und mit Schildern und Transparenten ihrem gemeinsamen stillen Protest visuellen Ausdruck zu verleihen.
