Kammerchor der Uni Köln und Kölner Vokalsolisten geben Benefizkonzert in Linzer St. Martins Kirche

Moderner Totentanz erzeugt Klangerlebnis auf höchstem Niveau

Moderner Totentanz erzeugt Klangerlebnis auf höchstem Niveau

Der Kammerchor der Uni Köln und die Kölner Vokalsolisten brillierten in der Linzer St. Martins-Kirche unter der Leitung von Michael Ostrzyga. Fotos: CD

Moderner Totentanz erzeugt Klangerlebnis auf höchstem Niveau

(Von links:) Natasha Goldberg (Sopran), Andra Isabel Prins (Alt), Leonhard Reso (Tenor) und Christian Walter (Bass) von den Kölner Vokalsolisten sowie Andreas Durban (Rezitation) brillierten unter dem Dirigat von Michael Ostrzyga in Hugo Distlers Totentanz.

Linz. So viel Planung, so viele Unwägbarkeiten: Doch heraus kam trotz allem ein Meisterkonzert der besonderen Art. Am Samstag fand ein Benefizkonzert unter dem Motto „Totentanz“ in der Linzer St. Martinskirche mit dem Kammerchor der Uni Köln und den Kölner Vokalsolisten unter der Leitung von Michael Ostrzyga, Musikdirektor der Universität Köln, statt.

Schon im Sommersemester beschäftigten sich die beiden Chöre musikalisch mit dem Thema „Totentanz“, bis Kurt Meidl, ein Linzer Bass des Kammerchors, auf die „Totentanz“-Abbildung in der Kirche zu Bruchhausen verwies, die einzige im Rheinland. Schnell waren dort Bild- und Tonaufnahmen und ein anschließendes Konzert in Linz zugunsten der Opfer an der Ahr geplant. Gefördert wurde das Projekt von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von Neustart Kultur.

Obwohl dann Restaurierungsarbeiten in Bruchhausen dortige Aufnahmen verhinderten, blieb es bei dem Konzert in Linz. Zahlreiche Zuhörer kamen zu diesem außergewöhnlichen a capella Hörgenuss.

Es waren nicht zwei Chöre zu hören, sondern eine wunderbare Verschmelzung aller Stimmen, getragen durch die herausragenden Solisten. Die gemeinsame Eröffnung mit einer geistlichen Motette Johann Michael Bachs verzauberte durch Soprane, die von verschiedenen Positionen auf der Empore mit den Stimmen unten vor dem Altar harmonierten.

Ostrzyga erläuterte bei der anschließenden Begrüßung ein wenig die Geschichte des Totentanzes. Im 15. Jahrhundert kam die Stilrichtung des Danse macabre in Frankreich auf. Damals war die Pest ein Motiv, das auch die deutschen Totentanzbilder beeinflusste. Heute ließe die Pandemie ähnliche Gedanken aufkommen, so Ostrzyga, „mitten im Leben und doch schon fast vom Tod empfangen“. Der Dirigent und Komponist vollendete erst im August sein Werk „Ein Totentanz“, in dem er Ausschnitte aus dem Bruchhausener Totentanz verarbeitete. In Linz sollte es nun zur Uraufführung kommen. „Es ist sicherlich auch eine Herausforderung, mein Stück zu hören, aber nach sieben Minuten ist es dann auch vorbei“, beschwichtigte der Komponist augenzwinkernd vor der Aufführung seines Werkes.

Mit der von Beginn an unglaublichen Klangpräzision der Kölner Vokalsolisten nahm das Publikum diese Herausforderung gebannt an. Die Kälte des Todes mit dem Erklingen der Dissonanzen spürend, wurden zeitgemäß aktuelle Themen der Pandemie vertont. Modern, doch atemberaubend, mal einfach nur pfeifend, zischend. In der Kirche herrschte absolute Stille. Immer wieder griffen die Künstler zur Stimmgabel, um in der teils schrillen Vertonung ihren eigenen richtigen Ton zu finden. Man konnte die Spannung in ruhigen Phasen knistern hören, als sich schließlich der Sopran mit der glockenklaren Stimme Natasha Goldbergs in die Höhe schraubte, während die Herren in der Tiefe den Tod untermalten. Christian Walter sang den Bass, Fabian Hemmelmann Bariton, unterstützt von Leonhard Reso im Tenor; Andra Isabel Prins sang den Alt. Zum Ende eher meditativ ausklingend, schwebte insgesamt ein wahrer Klangrausch auf die Hörer nieder.

Man hatte den Rausch kaum verarbeitet, als schon mit Hugo Distlers „Totentanz“ ein weiteres Highlight geboten wurde. Andreas Durban rezitierte dabei den Tod, in welchen er antretende Kammerchor-Sprecher schickte, während die Solisten den Kirchraum erklingen ließen.

In Leonhard Lechners „Deutsche Sprüche von Leben und Tod“ untermalten alle Sängerinnen und Sänger der Chöre noch einmal in breiter Klangfarbe die betörende Akustik der St. Martins-Kirche.

„Es ist einfach fantastisch, wieder gemeinsam singen zu können“, freuten sich die Chormitglieder nach der gelungenen Darstellung, ihrer ersten seit Ausbruch der Pandemie. Dass ganz nebenbei 1000 Euro für die Ahr gespendet wurden, untermalte den großen Erfolg des Konzerts, bei dem der Applaus nicht enden wollte.