Faszinierender Vortragsabend in der Mendiger Laacher See-Halle
Mühlsteinrevier RheinEifel auf dem Weg zum UNESCO-Welterbe
Mendig.Viele höchst interessierte Besucher waren in der vergangenen Woche zu einem Vortragsabend der ganz besonderen Art in die Laacher See-Halle gekommen, zu dem die Verbandsgemeinde und die Stadt Mendig gemeinsam mit dem Arbeitskreis Mühlsteinrevier „RheinEifel“ eingeladen hatte. Thema war das Mühlsteinrevier Rhein-Eifel auf dem Weg zum UNESCO Welterbe.
Im Rahmen seiner Begrüßungsrede versprach VG-Bürgermeister Jörg Lempertz zu Recht einen außergewöhnlichen Informationsabend, in dessen Verlauf die beiden fachkundigen und äußerst engagierten Referenten Nico Junglas und Sven von Loga die anwesenden Besucher mit geradezu leidenschaftlich vorgetragenen Beiträgen über die, so Jörg Lempertz wörtlich: „Industriegeschichte made in Mendig“ vertraut machten.
Nico Junglas hat Geschichte und Deutsch studiert und arbeitet bereits seit zwei Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Projekts Mühlsteinrevier. In seinem von sprühender Begeisterung und fachkundigem Wissen geprägten Vortrag erläuterte der gebürtige Mendiger u.a. die historische Entwicklung der 1945 als Bildungs-, Wissenschafts- und Kulturorganisation der UNO gegründeten UNESCO (United Nations Educational Scientific and Cultural Organization) sowie deren Zielsetzung. Besonders anschaulich machte er deutlich, warum man vom Potenzial des Mühlsteinreviers, Welterbe zu werden, überzeugt sei. Das Mühlsteinrevier RheinEifel bewirbt sich als serielles Kulturgut, das sich aus den fünf Bestandteilen: Grubenfeld Mayen, Lavakeller Mendig, Ettringer Lay, Kottenheimer Winfeld und Andernacher Hafen zusammensetzt, wobei hierbei jeder Bestandteil einen speziellen Aspekt der Mühlsteinproduktion repräsentiert.
„Reib- und Mühlsteine sind eng mit der Neolithischen Revolution verbunden. Schon früh erkannten die Menschen, dass sich die Basaltlava aufgrund ihrer Struktur für deren Verarbeitung besonders gut eignete. So begann man vor etwa 7000 Jahren in der Osteifel mit der Produktion von Mahlsteinen – eine Tradition, die erst im 20. Jahrhundert endete. Das Mühlsteinrevier RheinEifel ist damit ein außergewöhnliches Zeugnis einer kulturellen Tradition. Es steht für Kontinuität und Wandel einer Technik, mit deren Hilfe es möglich war, Getreide zu Mehl zu mahlen. Obwohl Mühlsteine auch andernorts hergestellt wurden, die auf eine ähnlich lange Abbautradition zurückblicken können, finden sich keine vergleichbaren Sachzeugen, welche die Entwicklung der Mühlsteinproduktion über Jahrtausende hinweg so lückenlos veranschaulichen könnten, wie im Mühlsteinrevier RheinEifel – und das ist einzigartig“, so Nico Junglas.
Da die Welterbe-Liste bislang keine Stätte der Mühlsteinproduktion aufführt, würde mit der Aufnahme des Mühlsteinreviers RheinEifel eine Lücke geschlossen. Warum diese nun ausgerechnet mit dem Mühlsteinrevier RheinEifel zu schließen ist, hat die internationale Vergleichsanalyse herausgestellt: „Keine andere Produktionsstätte für Mahlsteine kann auf eine dem Mühlsteinrevier vergleichbare Nutzungskontinuität zurückblicken.“Als „Kulturtechnik von universeller Natur“ hätte das Mühlsteinrevier RheinEifel einen Platz im Kreise der für die Menschheitsgeschichte bedeutsamen Stätten zweifellos verdient.
Den zweiten Teil des Abends bestritt Sven von Loga, der das Mühlsteinrevier in einer faszinierenden und mit humorvollen Pointen gewürzten Multivisionsschau aus einer völlig neuen Perspektive beleuchtete.
Sven von Loga studierte in Köln Geologie und hat sich inzwischen als Exkursionsführer, Reiseleiter, Autor, freier Journalist und Fotograf einen sehr guten Namen erarbeitet. Der zertifizierte Natur- und Landschaftsführer publiziert seine fundierten Kenntnisse von der Landschaft und der Entstehungsgeschichte der Region in Büchern und Zeitungen. Ebenso gefragt sind seine Blogbeiträge und Vorträge. Mit seiner Multivisionsschau machte von Loga auf sein neuestes Werk „Das Mühlsteinrevier Rhein-Eifel – ein uraltes Bergbaugebiet auf dem Weg zum Welterbe“ aufmerksam, das im Oktober erscheinen wird. Zur Dokumentation der Geschichte des Mühlsteinreviers in der Osteifel hat Sven von Loga historische Quellen und Archive nach Dokumenten und Fotos durchforstet und selber auf wochenlangen Fotoexkursionen dieses Gebiet bis in den letzten Winkel durchwandert und fotografiert.
Der ebenso informativ wie unterhaltsam gestaltete Abend wurde von einer Ausstellung gekrönt, die mit großformatigen historischen Bildern und mit Puppen, die als Layer, Grubenbesitzer, Steinhauer, Mannefrau und Soppeträger fast originalgetreu eingekleidet waren, in die „gute alte Zeit“ entführte.
FRE
