Junges Duo und Organist Scheuren bereichern Bad Breisiger Kulturleben

Musikalische Sternstunden

Musikalische Sternstunden

Bernd Lang (Forum Kultur) mit Nikolay Leschenko, Irmgard Mollstroh (Gastgeberin) und Lidiya Plastun.Foto: FA

03.05.2016 - 09:46

Bad Breisig. Immer öfter offenbart die Quellenstadt das Potential, zu einem Dorado besonderer musikalischer Ereignisse zu werden. Das dient den Interessen der Bürger, besonders aber auch den Gästen der Quellenstadt, die man vielfach als begeisterte Besucher bei den Konzerten begrüßen kann.

Dabei spielen die Initiativen des Vereins „Forum Kultur“ eine beachtliche Rolle. Unter seinen Fittichen fand das Konzert der Ukrainischen Pianistin Lidiya Plastun und des russischen Virtuosen (Geige und Piano) Nikolay Leschenko im schon überfüllten Saal des Hotels „Rhein-Residenz“ statt. Beide Künstler sind ehemalige Absolventen der Musikhochschule Würzburg und wirken nach Abschluss ihres Studiums als Dozenten in ihrer musikalischen Sparte. Sie veranstalten gemeinsam viele Konzerte unter dem Namen „Sixhands-Duo“; dieser Name bezieht sich auf den in ihren Konzerten als Show-Element eingefügten gelegentlichen Wechsel von dem einen zum anderen Instrument. Was immer sie spielen: die beiden beherrschen ihren Part mit großem Können.

Die Vortragsfolge zog sich durch weite Bereiche der Musik-Literatur. Von Mozarts technisch höchst anspruchsvoller 4-Hand-Sonate C-Dur zum Johann Strauß-Walzer, von dem virtuosen „Capriccio“ von Camille Saint-Saéns zu dem nicht alltäglichen „Schrammel“-Beispiel von Godowski, hinüber zur prächtigen „Tarantella“ des Pablo de Sarasate oder zu dem atemberaubenden „Säbeltanz“ des Armeniers Aram Chatschaturyan – die Zuhörer kamen von einer Begeisterung zur nächsten. Erst recht, als die beiden Künstler mit Eigen-Bearbeitungen bekannter Stücke besondere Meriten einheimsten; so bei einem Konglomerat von George Gershwin-Kompositionen und bei einer fulminanten Fantasie zu Klaus Badelts populärer Filmmusik „Fluch der Karibik“. Die nachdrückliche Forderung des enthusiastischen Publikums nach Zugaben konnte nicht unerfüllt bleiben: Das Duo glänzte mit seiner vierhändigen, mit Showelementen gewürzten Fantasie über Mozarts „Papageno“-Motiv aus der „Zauberflöte“. Noch ein letzter Leistungsbeweis: ein virtuoser konzertanter Beitrag aus dem Schaffen des Franzosen Jules Massenet. Minutenlang gab es stehende Ovationen des Auditoriums und das Versprechen der sympathischen Künstler: „Wir werden gerne wiederkommen – dann auch mit den Zigeunerweisen des Pablo de Sarasate.“ Die Vorfreude auf eine sicher bald folgende neue Begegnung mit Lidiya Plastun und Nikolay Leschenko ist groß.


„Tanz“ auf der Orgel


Gleich am nächsten Tag gab es einen weiteren musikalischen Höhepunkt in Bad Breisig: Konzert-Organist Sven Scheuren bestritt die anstehende „Abendmusik“ mit einem Orgelkonzert auf der Barock-Orgel der Marienkirche. Von seiner besonderen Beziehung zu diesem Instrument macht der hoch dekorierte Kirchenmusiker, Dekanatskantor an der Stiftskirche Treis-Karden und stellvertretender Organist an der Kölner Kirche „St. Maria in der Kupfergasse“, keinen Hehl. Im Programmheft schreibt der auf die Kompositionskunst Dieterich Buxtehudes eingeschworene Interpret: „Die neue Bad Breisiger Rowan-West-Orgel ist eine authentische norddeutsche Barockorgel. Um sie adäquat zur Geltung zu bringen, bedarf es unbedingt der norddeutschen Orgelmusik. Zudem zählen die Kompositionen der norddeutschen Schule, speziell die von Dietrich Buxtehude, zum Allerschönsten, was die Orgelliteratur je hervorgebracht hat.“

Sven Scheuren bezieht in seine Bewunderung für die norddeutsche Orgelkunst und für die Orgel der Marienkirche auch deren grandiosen „Hamburger Prospekt“ ein und verweist auf dessen mächtige seitliche Pedaltürme „mit ihren ihrer kräftigen Zungenbatterie“. Einer solch fundamentalen Ausstattung an Orgelpfeifen bedarf es denn auch, sobald Sven Scheuren in die Manuale greift und auf dem Pedalwerk „tanzt“. Schon die genialen Buxtehud’schen Präludien, von vielen Sololäufen der Bass-Register getragen, denen der Organist den ersten Teil seines Programms widmet, beeindrucken sowohl durch die Pracht seiner Interpretation als auch durch die vielfältigen Klangfarben des Ausnahme-Instruments.

Unterstützt wird die Musik von der Orgelempore durch die viel bewunderte Akustik der Marienkirche, die zusätzlich von dem guten Besuch der Kirche profitiert. Die hervorragende Interpretation und alle Vorteile von Instrument und Akustik kamen auch den folgenden Kompositionen der norddeutschen Zeitgenossen Buxtehudes, Christian Ritter, Andreas Kneller und Christoph Wolfgang Druckenmüller, zugute; sie schufen allesamt Orgel-Kompositionen, mit denen Sven Scheuren seine große Kunst auf der Barockorgel beweisen kann. Die wahrhaft hörenswerten Werke der vom Organisten mit verbalen Lorbeeren bedachten norddeutschen Programmbeiträge mündeten aber wieder in jenen meisterhaften Improvisationen, die man bei Konzerten von Sven Scheuren mittlerweile erwartet. Bei Improvisationen über die Kirchenlieder „Seele, dein Heiland ist frei von den Banden“ und „Erschalle laut, Triumphgesang“ kann der von vielen Fans bewunderte Interpret seine ganze Kunst und Fantasie quer über alle Register der von ihm so gelobten West-Orgel entfalten.

Dieser musikalischen Darbietung beiwohnen zu dürfen, war wieder ein einzigartiges Erlebnis. Rauschenden Beifall erhielt Sven Scheuren am Ende des Programms, aber auch der Organisatorin Carmen Scheuren und der Gemeindereferentin Christel Fassian-Müller wurde gedankt. Letztere hat es wiederum verstanden, mit gehaltvollen Gedichten und Wortbeiträgen zum „Jahr der Barmherzigkeit“ die Brücken zwischen den musikalischen Konzertbeiträgen zu schlagen.


Abendmusiken gehen weiter


Die nächsten Konzerte der Bad Breisiger Abendmusiken in St. Marien findet statt am Mittwoch, 25. Mai (Konzert mit Dekanatskantor Hubert Blaum an der Barock-Orgel) und am 29. Juni (Sven Scheuren und der junge Chor).

FA

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