„Ich möchte noch 100 Jahre alt werden“
Nachruf auf Franz Krupp
Sinig. Am 8. April 2025 verstarb der Sinziger Unternehmer und Zeitungsverleger Franz Krupp kurz vor Vollendung seines 100. Lebensjahres.
Als einziges Kind des Fliesenlegermeisters Peter Krupp und seiner Frau Maria, geb. Walterscheid, wurde er am 9. August 1925 in Sinzig geboren.
Nach seiner Lehre zum Fliesenleger im elterlichen Betrieb und Rückkehr aus der englischen Kriegsgefangenschaft wechselte er 1948 für die Ausbildung zum Schriftsetzer in die großelterliche Buchdruckerei in der Sinziger Mühlenbachstraße.
Nach erfolgreichem Abschluss absolvierte er die Meisterprüfungen zum Schriftsetzer und Buchdrucker, wonach er den in der Branche seltenen Titel „Schweizer Degen“ führen durfte.
Schon am 1. Juli 1951 übernahm er die Leitung des Familienbetriebes in dritter Generation von seiner Tante Else Walterscheid, die danach die angegliederte Buchhandlung weiterführte.
Unermüdlich baute er die nach dem Krieg in Mitleidenschaft gezogene Druckerei wieder auf. Er investierte in die technische Ausstattung sowie mehrere bauliche Erweiterungen und entwickelte die Buchdruckerei zu einer modernen Bogenoffset-Druckerei.
Mit verlegerischer Leidenschaft erweckte er Ende der 1950er Jahre die von den Besatzern eingestellte Tageszeitung „Sinziger Zeitung“ wieder zum Leben.
Sehr frühzeitig sah er die Zukunft der Heimatzeitungen nicht in gebührenpflichtigen Abonnements, sondern in der kostenlosen Zustellung an alle Haushalte.
Damit zählte Franz Krupp zu einem der ersten Verleger in Deutschland, die unabhängige und überparteiliche Zeitungen kostenlos für alle Bürger produzierten. Mit dieser Entscheidung legte er den Grundstein für die heute wöchentlich erscheinende farbige Heimatzeitung „BLICK aktuell“.
Als Verfechter der Meinungsfreiheit legte er großen Wert darauf, dass jeder Bürger über Leserbriefe seine Meinung unzensiert veröffentlichen konnte. Eine gereimte Leserzuschrift, abgedruckt in der „Sinziger Zeitung“ vom 11. Februar 1982, brachte ebenso treffend wie humorvoll die Meinungsvielfalt ,seiner‘ „Sinziger Zeitung“ zum Ausdruck und lobte die oftmals bewiesene Toleranz von „Zeitungskaiser Franz“. Auch politisch Andersdenkende zollten ihm wegen seiner verlegerischen Überparteilichkeit großen Respekt.
Tatkräftig unterstützt wurde er von seiner Frau Anneliese, die für die Finanzen im Unternehmen verantwortlich zeichnete und gleichzeitig auch die Erziehung der fünf Kinder übernahm.
Nach dem Einstieg seiner Kinder in das Unternehmen engagierte er sich verstärkt ehrenamtlich in vielen Vereinen und Organisationen.
Aktiv war er bei der St. Hubertus-Schützengesellschaft von 1836 als Schriftführer tätig. 1957 wurde er deren Schützenkönig. Im „Marianischen Jahr“ 1953 pilgerte er mit dem Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften nach Rom, wo ihm stellvertretend für die Sinziger Schützengesellschaft der „Marianische Orden“ verliehen wurde.
Der begeisterte Wassersportler war Initiator und Mitbegründer des Sinziger Wassersportvereins. Das heutige Bootshaus, das auf den Grundmauern des ehemaligen Freibades am Rhein gebaut wurde, entstammt seinen Ideen. In der Gründungsversammlung am 21. Januar 1970 wurde er erster Vorsitzender des WSV Sinzig.
In der Ortsgruppe des Eifelvereins war er das zurzeit älteste Mitglied. Bei der Sinziger Kolpingfamilie wurde er für über 70-jährige Mitgliedschaft geehrt.
Franz Krupp war seit 1978 Mitglied bei den „Närrischen Buben“. 1987 wurde er, als einer der vier Mitbegründer des Senats, zum Senator ernannt.
Politisch engagierte er sich als Mandatsträger der CDU in verschiedenen Gremien. Er war Mitglied des Kreistages, als Stellvertreter des Landrates Beigeordneter des Kreises Ahrweiler und langjähriges Mitglied im Verwaltungsrat der Kreissparkasse Ahrweiler.
In seiner Heimatstadt Sinzig war er Mitglied im Hauptausschuss, im Stadtrat und als zweiter Beigeordneter in der Amtszeit der damaligen Bürgermeister Heinrich Holstein und Norbert Hesch.
Einige Jahre war der Katholik Mitglied des Pfarrgemeinderates in seiner Heimatpfarrei St. Peter in Sinzig.
Für sein ehrenamtliches Engagement wurden ihm am 22. September 1994 die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz, am 27. Oktober 1994 die Freiherr-vom-Stein-Plakette und am 20. Mai 1996 die Ehrenplakette des Kreises Ahrweiler verliehen.
Leider war es ihm vergönnt, seinen 100. Geburtstag am 9. August 2025 zu feiern. Das hatte er sich sehr gewünscht.
Nach zwei kurzen Aufenthalten im Krankenhaus entschlief er friedlich am 8. April 2025 in seiner Wohnung in Bad Neuenahr.
