Der erfolgreiche Produzent und Komponist Christian Geller arbeitet in seinem Studio 61 mit den großen Namen der nationalen und internationalen Musikbranche zusammen
Nummer-eins-Hits made in Kruft
Kruft. Der Musikproduzent und Komponist Christian Geller hat sich seinen Kindheitstraum erfüllt. In seinem Heimatort Kruft hat der gebürtige Andernacher das 1.000 Quadratmeter große Studio 61 errichtet, das „als Full-Service-Produktionsumgebung“ genutzt wird und „maßgeschneiderte Lösungen für sämtliche Medienproduktionen – sei es Audio, Video, Foto oder Event“ bietet, so heißt es auf der Internetseite. Ein Rundgang durch das bestausgestattetste Studio Deutschlands beeindruckt sowohl Laien als auch Profis. Hier „verschmelzen die grenzenlosen Möglichkeiten moderner Medientechnik“. Die verschiedenen Räumlichkeiten vom Stereo-Tonstudio mit Spitzentechnologie über das professionelle Foto- und Videostudio mit einer Deckenhöhe von sieben Metern, das gleichzeitig auch als Eventlocation vermietet wird, und dem Dolby Atmos-Studio mit 16 Lautsprechern, in dem auch Netflix-Serien vertont werden, bis hin zur liebevoll eingerichteten Künstlergarderobe mit beleuchteten Schminkspiegeln und Wohlfühlatmosphäre basieren auf Gellers gut durchdachtem Konzept. „Man fängt nicht so an, das ist jetzt die Kür. Dann muss alles stimmen“, sagt der seit seiner Kindheit musikbegeisterte 48-Jährige. Zum Beispiel verfügen die einzelnen Gebäude jeweils über eigene Bodenplatten, Decken und eigenes Mauerwerk, damit sich die Schallwellen nicht übertragen, sind aber trotzdem über Durchgänge alle miteinander verbunden.
Die Liste der Künstlerinnen und Künstler, mit denen Geller zusammenarbeitet, ist lang und liest sich wie das Line-up von drei Jahren „Wetten dass“. Deutsche Stars wie die „No Angels“, Peter Maffay, Heino, Thomas Anders, Florian Silbereisen und Giovanni Zarella gehören ebenso zu seinen Geschäftspartnern wie international erfolgreiche Musiker wie Ronan Keating oder die US-amerikanische Pop-Sängerin Anastacia.
Kürzlich hat der erfolgreiche Musikproduzent Anna Ermakovas Debutsingle „Behind Blue Eyes“ veröffentlicht. Das in Kruft produzierte Musikvideo, bei dem Geller auch das Drehbuch geschrieben hat, erzielte innerhalb der ersten vier Tage rund einen Million Aufrufe und landete aus dem Stand auf Platz drei aller Musikvideos.
Das Anastacia-Album „Our Songs“ stieg im September 2023 auf Platz zwei der deutschen Album-Charts ein. Auf ihrem achten Studio-Album singt die zierliche Sängerin mit der Powerstimme Hits deutscher Musiker auf Englisch - eine Idee von Geller. „Die Spannung entsteht dann, wenn man bekannte Dinge in einen neuen Kontext setzt“, weiß der Musikproduzent aus langjähriger Erfahrung. Neben einem Duett mit Peter Maffay „Just You“ („So Bist Du“ von Peter Maffay) enthält die „Platte“ auch Ohrwurm-Titel wie „Best Days“ („Tage wie diese“ von „Die Toten Hosen“), „Now or Never“ („An guten Tagen“ von Johannes Oerding), „Beautiful“ („Wie schön du bist“ von Sarah Connor) oder „Symphony“ („Symphonie“ von Silbermond).
Im Gespräch mit BLICK aktuell gab der Garant für erfolgreiche Musikalben einen Einblick in sein Erfolgsgeheimnis.
BLICK aktuell: „Herr Geller, Sie blicken auf große Erfolge zurück und haben mit dem Album „Our Songs“ in Zusammenarbeit mit der berühmten US-amerikanischen Sängerin Anastacia einen besonderen Coup gelandet. Haben Sie ein Gespür, ein Bauchgefühl für erfolgreiche Projekte?“
Christian Geller: „Andere sagen das und die Zahlen geben mir da auch Recht. Wenn man auf die letzten 25 Jahre zurückblickt, gibt es da - ich glaube - 15 Nummer-eins-Hits in Deutschland und weit über 100 Produkte in den deutschen Charts. Das ist ja irgendwann kein Zufall mehr. Das merken auch Künstler wie Anastacia. Wenn man dann dort anruft und so ein Konzept vorschlägt, wird das auch beantwortet. Dann finden Meetings statt. Man muss mal nach London und nach New York fliegen. Und irgendwann ist es dann soweit, dass man die Verhandlung positiv abgeschlossen hat. Dann ist Anastacia nach Kruft gekommen und wir haben das Album aufgenommen, alle Musikvideos hier gedreht, alle Fotos gemacht. Das ganze Artwork besteht aus Fotos, die alle in Kruft entstanden sind. Das Album steht mittlerweile kurz vor Gold und war auch ganz vorne in den Charts. Insofern kann man, was die Zahlen sagen, von einem besonderen Coup sprechen.“
BLICK aktuell: „Was ist ihr Erfolgsrezept?“
Christian Geller: „Das kann man gar nicht so genau sagen. Wenn man das so beschreiben könnte, könnte man es ja kopieren. Ich habe mir sehr früh schon angewöhnt, meine Kreativität nicht nur im Tonstudio zu nutzen, sondern eben auch außerhalb des Studios. Das hat dazu geführt, dass sich die Erfolge in einer gewissen Regelmäßigkeit einstellen. Wenn man Tipps geben kann, sollte man die Kreativität nicht nur beim Musikmachen nutzen, sondern auch bei der Verpackung der Themen.“
BLICK aktuell: „Empfinden Sie Stolz auf das Erreichte?“
Christian Geller: „Erfolg ist ja immer die Addition vieler einzelner Faktoren. Und da gibt es Faktoren, dafür kann ich nichts. Also, dass ich ein kreatives Kerlchen bin, das ist angeboren. Da muss man dann auch nicht stolz drauf sein. Das sehe ich als Geschenk. Stolz bin ich auf meinen Fleiß. Diese berühmte Extrameile, die bin ich immer schon gegangen und die gehe ich auch heute noch. Es gibt ein paar Leute, die sagen, dass ich das gar nicht mehr nötig habe, aber ich gehe sie trotzdem noch. Das führt dazu, dass die Erfolge immer größer werden. Wenn man so viele Menschen erreicht, dann muss das Produkt auch perfekt sein. Das kostet Zeit und Passion und Detailverliebtheit. Und das bringe ich total gerne auf. Und darauf bin ich stolz!“
BLICK aktuell: „Sind Sie aufgeregt, wenn Sie das erste Mal einem großen Star wie Anastacia in der Realität begegnen?“
Christian Geller: „Nein, ich bin nicht aufgeregt. Für mich ist es nach so vielen Jahren relativ normal, mit bekannten Leuten zu tun zu haben. Das erste Mal ist natürlich immer spannend, da kann man dann auch von einer gewissen Aufregung sprechen. Aber gar nicht, weil die gewisse Person bekannt ist, sondern die Aufregung kommt eher davon, dass ich mir etwas überlegt habe, was es in meinem Geiste schon gibt, was es aber noch gilt, ins Leben zu holen. Wenn ein prominenter Mensch dann nicht so mitzieht, wie ich das gerne hätte, dann wird das vielleicht nichts. Das ist die Aufregung, die ich spüre. Es geht nicht darum, Fan zu sein, obwohl ich Anastacia früher auch super fand, als „I´m Outta Love“ rauskam. Aber davon muss man sich freimachen.
Wenn ich zum Beispiel im Urlaub zur Ruhe komme, dann mache ich mir schon begreiflich und denke, wie krass ist das, dass hier Peter Maffay reinkommt und sagt: „Hallo Christian, hier bin ich, was soll ich tun?“ Dass so große Menschen und so große Namen darauf hören, was ich ihnen rate und dass sie dann tatsächlich wie im Falle von Anastacia aus Amerika nach Kruft fliegen, um mit mir ein Produkt zu machen - das ist schon aufregend. Aber es ist mehr dem geschuldet, dass ich total stolz darauf bin, dass ich es geschafft habe, dass sie mir so zuhören.“
BLICK aktuell: „Was fasziniert Sie an den Menschen hinter den musikalischen Marken?“
Christian Geller: „Egal, wie berühmt die Kunstfigur ist, die alle kennen, ist es mir wichtig, den Menschen hinter der Marke kennenzulernen. Ich möchte erfahren, wie tickt dieser Mensch. Nur dann, wenn ich diesen Menschen kenne, weiß ich ganz genau, wie man den Künstler positionieren muss, damit er glaubwürdig rüberkommt. Anders als in den 80-er Jahren, als durch dicke Schminke und große Frisuren alles sehr überzeichnet war, sind wir heute in Zeiten von Social Media alle sehr nah dran an sehr berühmten Menschen und entsprechend muss meiner Meinung nach auch bei Musikprodukten der Mensch gezeigt werden. Nur dann hat man Erfolg. Sonst funktioniert das nicht. Das wäre nicht dem Zeitgeist entsprechend. Da sind wir weiter.“
BLICK aktuell: „Warum passt Anastacia das von Ihnen entworfene, „maßgeschneiderte Konzept“ besonders gut, große deutsche Hits auf Englisch neu zu interpretieren? Und was möchten Sie mit der Idee erreichen?“
Christian Geller: „Anastacias Weltkarriere hat in Deutschland angefangen. „I´m Outta Love“ war im Jahre 2000 zuerst in Deutschland ein Hit, ich glaube es war auf Platz zwei oder drei in den Charts. Ich wusste, wenn sie jetzt deutsche Hits auf Englisch singt, dann wird es in Deutschland sicherlich ein Erfolg werden. Dann können wir dieses Konzept genauso, wie es damals war, in die Welt hinaustragen. Sie kann wieder erzählen: „Ich habe ein Hit-Album in Deutschland.“ Sie ist im Februar in Frankreich und in Italien und promotet ihr deutsches Album. Auch das funktioniert, weil die Franzosen und die Italiener ihr jetzt wieder zuhören, weil sie wieder ein großer Star in Deutschland ist. Das Konzept, das ich mir überlegt habe, ist aufgegangen.“
BLICK aktuell: „Wie lange dauert es ungefähr, bis ein solches Album-Projekt fertiggestellt ist von der Idee, über die Planung, Kontaktaufnahme mit dem Künstler bzw. seinem Management, Zusammenstellung der Tracklist, Aufnahmen im Tonstudio, Videodreh, Fotosessions, bis hin zum Marketing etc.? Erzählen Sie uns ein wenig von der Entstehungsgeschichte, bis das Endprodukt „rund“ ist.“
Christian Geller: „Grundsätzlich kann man immer sagen: Ein gutes Jahr. Letzten Endes geht es erstmal darum, den Künstler zu überzeugen. Dann geht es darum, das passende Konzept in Kooperation mit den Künstlern nochmal zu besprechen, gegebenenfalls noch einmal anzupassen. Dann geht es darum, Playbacks vorzubereiten. Dann kommt die Aufnahme, die dann nachbearbeitet wird. Dann drehen wir Videos, machen Fotos. Dann überlegt man sich: Wann veröffentlichen wir eigentlich? Wann sind die entsprechenden Fernsehshows, damit wir auch das Podium haben, das Ganze auszurollen und zu präsentieren. Dann braucht man entsprechende Vorläufe für Amazon, Apple und Spotify. Das sind mehrere Monate. Wir haben beispielsweise am 19. Januar die Single von Anna Ermakova veröffentlicht und das Album kommt am 14. Juni. Es liegt eigentlich immer ein halbes Jahr zwischen der Veröffentlichung der ersten Single und dem Erscheinen des Albums.“
BLICK aktuell: „Welche Rolle spielt die Chemie in einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Ihnen und dem Künstler/der Künstlerin?“
Christian Geller: „Es ist gar nicht nur die Chemie zwischen Künstler und mir. Wir sind in einem People´s Business. Genauso wichtig, wie die Chemie zum Künstler ist wichtig, dass die Chemie stimmt zwischen mir und den großen Fernsehproduzenten, um die entsprechenden Podien zu haben. Die Geschäftsführer der Schallplattenfirmen sind wichtig. Die Videoproduzenten sind wichtig. Die Fotografen sind wichtig. Ich bin ein großer Teamplayer. Ich bin der Meinung, dass wir nur im Team gut funktionieren. Ich bin zugegebenermaßen oft die Initialzündung für ein Produkt, aber ganz alleine kann ich das nicht machen. Auch der Künstler ist nur eine Personalie. Es ist immer ein Zusammenwirken von vielen einzelnen Komponenten. Ich bin ein ganz großer Formel 1-Fan und da ist es genauso wie in unserer Branche: Ein Lewis Hamilton wäre nicht sieben Mal Weltmeister geworden, wenn er ein blödes Auto gehabt hätte, was nicht funktioniert. Und jemand anderer in dem Auto hätte auch nicht funktioniert. Ich bin derjenige, der für Anastacia, Anna oder Giovanni das passende Auto baut. Fahren müssen sie aber selber.
BLICK aktuell: „Kruft zählt nicht unbedingt zu den größten Metropolen Deutschlands. Was waren Ihre Beweggründe, Ihr Studio 61 ausgerechnet in Ihrem Heimatort zu errichten?“
Christian Geller: „Ach! (lacht). Ich bin sehr heimatverbunden und ein großer Familienmensch. Mir ist genau eine Sache im Leben wichtiger als die Musik, und das ist meine Familie. Wir haben vor gut zehn Jahren in Kruft ein Haus gebaut. Dieses Grundstück war das einzige freie und ich bin jeden Morgen hier vorbeigefahren und habe mir viele Jahre vorher schon Gedanken gemacht, wie es eigentlich wäre, das Studio genau dort hinzubauen mit der Autobahnanbindung. Wir haben dann geguckt: Man ist in 55 Minuten in Köln und in einer Stunde zehn in Frankfurt am Flughafen und irgendwann haben meine Frau und ich dann diese lebensverändernde Entscheidung gemeinsam getroffen. Meine Frau ist Teil der Firma, macht die Buchhaltung und die ganze Administration. Ich bin ein großer Fan davon, das auch zu teilen. Unsere mittlere Tochter Joelle macht jetzt ein duales Studium bei einer großen Plattenfirma in Hamburg. Sie ist die, die das genauso spürt wie ich damals, und auch in diese Fußstapfen tritt, ohne dass sie dahin gepuscht wurde. Sie wollte das einfach. Es ist total schön, zu sehen, wie mehr oder weniger die ganze Familie einen Bezug zu dem Ganzen hat, was der Papa, da macht.“
BLICK aktuell: „Woran arbeiten Sie aktuell? Auf welche Projekte dürfen wir uns in diesem Jahr freuen?“
Christian Geller: „Vieles möchte ich natürlich noch nicht erzählen, weil das in Vorbereitung ist. Wie man das an Anna Ermakova gerade sieht, sind Überraschungen immer gut, wenn sie auch Überraschungen bleiben, bis sie kommen. Aber Sie können sich sicher sein, dass einiges gerade in Vorbereitung ist. Nicht nur dieses Jahr, sondern auch nächstes Jahr.
Christian Gellers ganzer Stolz ist das restaurierte Fender Rhodes-Keyboard mit besonderem 70-er-Jahre-Sound, auf dem Elton John schon seine Hits einspielte.
Im Tonstudio mit jeder Menge Hightech stellt der gebürtige Andernacher die verschiedenen Zutaten des nächsten Hits zusammen.
An der Studiowand hängen (Erinnerungs-) Werte - „Keyboards, die mit mir älter geworden sind“.
Christian Geller mit Anastacia. Copyright: Chartwards GmbH.jpg

Der Artikel war wunderbar zu lesen. Danke dafür.
Herr Geller spricht aus dem Herzen.
Es hört sich so echt an, und wer ihn kennt der weiß das es für ihn richtig ist wenn es sich auch so anfühlt.