Vortrag im „Gesprächskreis Ahrwein“
Persistenz und Wandel im Ahrtal – Die Vermittlung einer komplexen Kulturlandschaft
Ausstellung war gut besucht
Dernau. Der „Gesprächskreis Ahrwein“ hatte zu seiner 65. Veranstaltung eingeladen und die DAGERNOVA Eventhalle in Dernau, in der Weinbergsmotive der Recher Künstlerin Gertrud Neuhäußer, die ihre Bilder schon in diversen Ausstellungen präsentiert hat, zu sehen waren, war mit über 85 Besuchern gut gefüllt. Der Gesprächskreis Ahrwein erwies sich einmal mehr als ideales Forum für den Vortrag von Themen rund um den Wein und die heimische Landschaft.
An vier Fallbeispielen aus dem Mittleren und Unteren Ahrtal hat Dr. Jürgen Haffke, Historischer Geograph, vorgeführt, dass sich nicht nur in der Weinbaulandschaft Zeugnisse aus Vergangenheit und Gegenwart mischen, sondern auch in den Wäldern, dem Verlauf von Wegen und Straßen sowie der Kurstadt Bad Neuenahr mit ihrer stolzen Vergangenheit. Es ist schon erstaunlich, wie viele Zeugnisse der Geschichte im Bild der heutigen Kulturlandschaft erhalten geblieben sind. Man muss sie nur erkennen. Dazu hat sein Vortrag im „Gesprächskreis Ahrwein“ beigetragen. Erkundungsgänge in Bad Neuenahr, die den alten Baubestand in seiner historischen Bedeutung erläutern, geführte Wanderungen wie beispielsweise auf der mittelalterlichen Aachen-Frankfurter Heerstraße durch NN Schmickler, aber auch entsprechende Bücher erschließen die Komplexität des gegenwärtigen Landschaftsbildes. Darüber hinaus kümmert sich z.B. der Förderverein für Terrassenweinbau um die Bewahrung und Vermittlung dieser Schätze.
Dr. Haffke lobte die vielen Ideen, die in den Gestaltungsplan für die Landesgartenschau 2022 in Bad Neuenahr-Ahrweiler eingeflossen sind. Er bedauerte allerdings, dass die historische Dimension des über 150 Jahre alten Kurbads dabei kaum eine Rolle spielt. Der Vergleich des heutigen Kurbereichs mit alten Karten demonstrierte dem Publikum z. Bsp. anschaulich, dass Bad Neuenahr eigentlich „in“ der Ahr liegt und nicht „an“ der Ahr, nur ein Aspekt neben weiteren, die man in Rahmen der LaGa hätte thematisieren können.
Mit Gemälden Geschichte erkunden
Dass auch Gemälde einen Anlass bilden können, sich mit der Geschichte der vertrauten Weinbaulandschaft auseinanderzusetzen, führte Dr. Haffke an einem Bild von Dernau vor, das der bekannte Maler Fritz von Wille 1935/36 für die „Weinpatenschaftsaktion“ der NS-Zeit geschaffen hatte. Elf Weinbauorte an der Ahr bekamen 102 Patenstädte und -kreise überwiegend in Nord- und Ostdeutschland zugewiesen. Der neue Absatz für die Ahrweine sollte „das notleidende Grenzvolk an der Grenze zu Frankreich“ zur Abwehr einer angeblichen Bedrohung von Westen stärken, wie die NS-Propaganda verlauten ließ. So wurde auch der Ahrwein für Zwecke der NS-Ideologie instrumentalisiert. Erste Kontakte mit einigen der ehemaligen „Weinpatenstädte“ haben wieder Dokumente von damals zutage gefördert. Der zweite Part des Abends „Ahrwein aktuell“ fand in einer Diskussionsrunde zum Thema „Jahrgangsbewertung 2019“ statt. Unter der Moderation von Paul Gieler zeigten Thomas Monreal und Astrid Rickert als Vertreter der beiden großen Genossenschaften der Ahr ihre Ergebnisse und Erfahrungen auf. Einbußen in der Menge durch Spätfrost, Hagel und Sonnerbrand von über 30 Prozent tun den Winzer weh. Die Handlese, bei der geschädigte Beeren entfernt werden konnten, fassten diese mit „anstrengendem Herbst“ zusammen. Wohltuend demgegenüber ist aber wieder die Qualität. Gäste und Weinkunden werden sich freuen einen hervorragenden Tropfen zu genießen.