Vorausschauend planen: 2045 wird das Gas abgedreht
Stadt Neuwied informierte die Bürger über die kommunale Wärmeplanung
Neuwied. Bis 2045 hat es sich die Bundesrepublik zur Aufgabe gemacht, klimaneutral zu werden. Der Weg dorthin hat der Bund an die Städte und Kommunen delegiert. Bis 2028 müssen diese eine kommunale Wärmeplanung auf den Weg bringen. Gut in der Zeit liegt die Stadt Neuwied.
Der Stadtvorstand lud zu einer Infoveranstaltung in das Heimathaus, um über den Stand der Dinge und zukünftige Entwicklungen zu informieren. Klare Botschaft: Ab 2045 fließt kein reines Erdgas mehr durch die Leitungen. Kein Wunder also, dass nur wenige Stühle in der Stadthalle leer blieben. Das Interesse war groß. „Wir haben aktuell noch keinen fertigen Plan. Heute möchten wir sie informieren, was bislang unternommen wurde und was die nächsten Schritte sind. Dabei möchten wir mit Ihnen in den Austausch kommen“, begrüßte Beigeordneter Ralf Seemann die Besucher/innen. Oberbürgermeister Jan Einig unterstrich: „Die Wärmewende ist eingeleitet und jeder ist betroffen“. In der Deichstadt ist die Herausforderung besonders groß: 90% heizen mit Erdgas. Nur wenige Wohneinheiten in Heddesdorf werden mit Fernwärme, produziert von der SWN im nahe gelegenen Biomasseheizkraftwerk, versorgt. Der stadteigene Versorger spielt die Schlüsselrolle in der Wärmewende. SWN-Projektleiter Henning Wirges zeigte sich überzeugt, dass die massive Umrüstung auf Wärmepumpen zwar eine Herausforderung für die Netze sei, diese aber gemeistert werde. Die SWN investierten in die Netzstabilität. Zu berücksichtigen sei dabei nicht nur der steigende Stromverbrauch, sondern auch steigende Einspeisungen durch private und gewerbliche PV-Anlagen. Die SWN selbst würden sich vom Energieversorger zum Produzenten hin entwickeln.
Die dezentrale Energieerzeugung schreite voran. Henning Wirges unterstrich die Bedeutung eines wichtigen Akteurs: „Ohne die Handwerker, für die Umrüstung, wird die Wärmewende nicht gelingen“. In diesem Sinne war die Info-Veranstaltung im Stile einer Messe gehalten, auf der die SWN und eine ganze Reihe von Handwerks Innungen den neuesten Stand der Technik vorstellten. Neben der Heiztechnik galt das Augenmerk auf energetische Gebäude, Dämmung und Gründächer. con|energy consult GmbH hatten in den letzten Monaten gemeinsam mit der Stadt und den SWN eine umfassende Bestands- und Potenzialanalyse vorgenommen. Den Ausführungen von Projektleiter Henrik Adrian, war zu entnehmen, das Neuwied reichlich energetischen Nachholbedarf hat. 76% der Gebäude sind vor 1979 und damit vor Inkraftsetzung der allerersten Wärmeschutzverordnung entstanden. 91% aller Gebäude dienen dem Wohnen und bei 75% der 20.000 Gebäude handelt es sich um Einfamilienhäuser. Der größte Teil davon ist unsaniert. Henrik Adrian bezifferte den Energiebedarf Neuwieds und wies darauf hin, dass vor Ort zumindest theoretisch ein Vielfaches an Potential vorhanden ist. Das Größte liegt sprichwörtlich im Rhein. Verschiedene andere Rheinanlieger projektieren bereits Flusswärmepumpen. Wenngleich es bis 2045 noch lange ist und niemand zur Eile gezwungen ist, rieten die Vortragenden nicht zu lange zu warten. Henning Wirges verwies auf die tendenziell steigenden Netzentgelte. Der Vertreter der Verbraucherzentrale auf die steigende Co² Bepreisung bis 2027 und den Europäischen Emissionshandel in den Jahren danach. Wer mehr zu dem Thema wissen und sich über die Fördermöglichkeiten informieren möchte, kann in der Kreisverwaltung einen kostenlosen Termin mit dem Energieberater der Verbraucherzentrale buchen. Gegen eine geringe Gebühr berät der Experte auch vor Ort. Ebenfalls möglich sei ein Angebotsvergleich für Wärmepumpen inklusive der Bedarfsermittlung.
FF
Austausch gewünscht: Die Bürger/innen waren eingeladen, Fragen an die Experten zu richten
