Helenensaal ist zentrale Sinziger Anlaufstelle für Hilfsgüter

Stadt und engagierte ehrenamtlicheHelfer arbeiten Hand in Hand

Stadt und engagierte ehrenamtliche
Helfer arbeiten Hand in Hand

Angebot wie in einem Kaufhaus: Der Saal ist voller gut sortierter Sachspenden. Fotos: BL

Stadt und engagierte ehrenamtliche
Helfer arbeiten Hand in Hand

Stark nachgefragt: Babynahrung, die es in allen Varianten im Saal gibt.

Sinzig. Der altehrwürdigen Helenensaal hat seit seinem Bau im Jahre 1910 viel miterlebt. Er war Ort für Bälle und gesellschaftliche Veranstaltungen aller Art. Feste und Ausstellungen gingen über die Bühne. Aber er war vor allem Heimat und gute Stube des Sinziger Karnevals und der Närrischen Buben. Dass der altehrwürdige Saal einmal eine Karriere als Notunterkunft und zentrale Verteilstelle für Hilfsgüter für Flutopfer spielen würde, konnte niemand sagen.

Dafür hat dann die Flutkatastrophe in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli gesorgt. Eigentlich sollte der Saal zunächst nur als Notunterkunft für obdachlos gewordene Flutopfer dienen. Doch diese Karriere war kurz. Zwar suchten im Laufe des Donnerstags obdachlos gewordene Flutopfer den Saal auf, aber die konnten ganz schnell auf umliegende Notunterkünfte, Ferienwohnungen oder Hotels verteilt werden. Obwohl man vorbereitet war hat der Helenensaal auch in dieser Notsituation eigentlich nie als Notunterkunft gedient. Doch in Sinzig „war es rund“, dass es im Helenensaal wohl notleidenden Menschen gibt. Und es entwickelte sich eine große Welle von Hilfsbereitschaft in Form von Sachspenden, die eine große Eigendynamik entwickelte. Die wollte man bei der Stadt keineswegs abwürgen, sondern kanalisieren. Und so wurde der Saal dann in Zusammenarbeit zwischen der Verwaltung. der Närrischen Buben und vielen weiteren ehrenamtlichen Helfern zur zentralen Verteilstelle für Hilfsgüter in Sinzig.

BLICK aktuell warf einen Blick in den Saal, der mehr eines sehr gut sortierten Kaufhaus gleicht. Die Helfer vor Ort,, vor allen Dingen die ehrenamtlichen sind sehr auskunftsbereit und gesprächsbereit stellen aber eines von vornherein klar. „Bitte keine Namen und bitte keine Fotos, dass wir helfen ist selbstverständlich.“

Hilfelieferungen in Minutentakt

In den ersten Stunden und Tagen kamen Hilfslieferungen im Minutentakt an, manchmal aus dem Kofferräumen, aber auch aus vollgeladenen Lieferwagen und kleinen LKW. Mit viel Arbeit machte man sich daran, das Chaos zu sortieren. Im jetzigen Zustand ist alles wohlgeordnet und die Kleidung zum Beispiel nach Sorten und Größen fein sortiert. „Aber bis dahin war es auch ein weiter Weg und viel Arbeit“, wie es aus den Reihen der vielen Helfer heißt. Das Sagen vor Ort hat Sinzig Beigeordneter Roland Janik. Doch der zieht sich den Hut als Chef erst gar nicht so richtig an. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung arbeiten so vorbildlich, wie die ehrenamtlichen Helfer, die Sache läuft einfach nur perfekt rund“, so Janik der sich darauf verlegt hat im Hintergrund etwas zu telefonieren und zu organisieren und das ein oder andere große Problem aus dem Weg zu räumen. Ins operative Tagesgeschäft im Saal mischt er sich gar nicht ein.

Am Freitag ist es im Saal in Sachen Kundschaft eher erstaunlich ruhig. „Die meisten Menschen, die etwas brauchen kommen erst gegen Abend“, haben die international sehr gut aufgestellten Helfer festgestellt. Der Helenensaal ist täglich von 8 bis 18 Uhr für alle Hilfe suchenden geöffnet und dies wird auf absehbare Zeit auch so bleiben.

Bei der Helferschar ist man von der großartigen Welle der Hilfsbereitschaft übrigens sehr angetan und überwältigt. Nur zur Zeit ist der Saal und viele Nebengebäude eigentlich komplett gefüllt. „Sachspenden haben wir genug.“ Doch die Helfer haben nicht nur positive Erfahrungen gemacht. Es gibt da schon ein Unterschied, ob man wirklich tragfähige Kleidung spendet, oder nur seine Altkleider entsorgt“, heißt es da durchaus kritisch.

Und am Eingang werden die Personalausweise kontrolliert: „Es gab da plötzlich verdächtig viele Autos mit fremden Kennzeichen, aber die Hilfsgüter sind ja nun wirklich nur für die Betroffenen,“ sagt man dazu im Saal. Man weiß genau, welche Straßenzüge vom Hochwasser betroffen waren und welche Keller auch im weiteren Umfeld noch geflutet worden. Notfalls gibt es einen schnellen Telefonkontakt zu Verwaltung oder Feuerwehr.

Spielzeug, Babynahrung,

Hygieneartikel und vieles mehr ist vorhanden

Gefragt ist im Saal vor allen Dingen „Kinderkram“: Soll heißen Babynahrung, Windeln und auch Kinderkleidung und natürlich Spielzeug aller Art. Denn genau dieser Kinderkram wird bei beengten Wohnverhältnissen ja gerne im Keller oder in Garagen ebenso wie das Spielzeug gelagert. Und die wurden ja meist von der Ahr geflutet. An den sogenannten Spieltischen mit Kinderspielzeug gibt es dann auch die glänzendsten Augen. Ein kleiner Junge findet einen kleinen Spielzeuglaster, der fast genauso aussieht, wie jener, den Ahr in der Katastrophennacht getraut hat. „Es gibt viele leuchtende Kinderaugen und große Dankbarkeit, so hat es Roland Janik erlebt.

Wie gesagt die Helferschar ist sehr international aufgestellt, und obwohl es wohl keinen Deutschkurs gibt, der das schöne rheinische Wort „Schlabberlätzchen“ vermittelt, versteht man, was eine junge Mutter mit Kleinkind auf dem Arm und viel Gestik wünscht. Schnell werden einmal Exemplare aus Papier gefunden aber in der Helferszene weiß man ganz genau das irgendwo unter den Tischen ein Karton mit Schlabberlätzchen steht, die werden gesucht und auch ziemlich zügig gefunden. Mutter und Nachwuchs greifen beherzt ein paar besonders farblich schöne Exemplare heraus und ziehen zufrieden von dannen.

Stark nachgefragt wie gesagt vor allen Dingen auch Babynahrung und Hygieneartikel jeder Art. Duschgel und auch Shampoo sind noch auf zwei Exemplare pro Person rationiert aber reichlich und in sehr großer Auswahl vorhanden. „Wir haben noch reichlich Lagerbestände und können ständig nachräumen“, heißt es aus der großen und engagierten Helferschar. Davon haben sich einige bewusst freiwillig gemeldet andere sind über Familie und Freunde sozusagen reingerutscht, aber ebenso mit Feuereifer bei der Sache.

Hilfsorganisatoren

sind gut vernetzt

Hin und wieder kommen die Hilfsdienste wie DRK und THW mit einer kleinen Einkaufsliste vorbei vor allen Dingen ältere Mitmenschen scheuen sich aus Angst, ihre Wohnung überhaupt noch zu verlassen. Und ebenso spontan, wie der Helenensaal als zentrale Verteilstelle für Hilfsgüter entstanden ist, hat sich auch die Vernetzung zu Stützpunkten und Hilfsorganisationen oft auch privater Art entwickelt. Man weiß über die Ausgabestellen in der Bad Bodendorfer Grundschule und in der Schützenhalle, oder im HoT, ebenso wie über das riesige Warenlager in einem Pflanzenzuchtbetrieb gegenüber der Remagener Feuerwehr. „Wir sind alle blendend vernetzt, und wenn irgendwo was fehlt, hilft man sich natürlich aus“, heißt es dann nur lapidar aus der Helferschar, die diese logistischen Herausforderungen, ebenfalls mit Bravour annimmt.

Neue Hilfsgüter werden

zur Zeit nicht gebraucht

Neue Hilfsgüter werden zur Zeit nicht gebraucht, betont auch Roland Janik der hat noch eine ganz persönliche Anmerkung. „Ob es im Hochsommer so eine grandiose Idee ist warme Winterjacken und dicke Pullover zu spenden sei ebenfalls dahingestellt“.

Der Helenensaal als zentrale Stelle für Hilfsgüter wird zunächst einmal bis auf weiteres Bestand haben, denn der Sinziger Beigeordnete rechnet mit einer zweiten Welle der Hilfsbedürftigkeit. „Bei warmem Wetter und wenn die Bautrockner ihre Arbeit gemacht haben, werden die Menschen sich wieder einrichten wollen. Und dann wird es wahrscheinlich einen großen Bedarf an Küchengeräten, Geschirr oder auch Bettwäsche geben“, ist eine seiner Prognosen. Sollte dabei Bedarf entstehen, wird die Stadt Sinzig dies zeitnah über E-Mail und die sozialen Medien bekannt geben. „Und niemand sollte sich scheuen oder schämen, die Hilfe aus unserem gut sortierten Sortiment anzunehmen“, sind sich die Helfern, die sich rührend um die Kundschaft kümmern, einig. Viele der Helfer hatten tagenweise auch ihre eifrig zupackenden Nachwuchs mitgebracht. Und gerade beim Sortieren waren die kleinen mit Feuereifer bei der Sache. „In den jetzigen Zeiten kann man die Kinder ja nicht zum Spielen an die Art schicken“, hieß es dazu nur lapidar. Und obwohl viele traurige Geschichten von Flut und Leid erzählt werden, ist die Stimmung im Saal meist gut. „Jeder findet das, was er wirklich braucht“ heißt es dazu nur ganz knapp.

Öffnungszeiten

des Helenensaals

Der Helenensaal ist täglich (auch sonntags) von 8 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Einen direkten Telefon oder Mailkontakt gibt es nicht. Sachspenden sind zur Zeit reichlich vorhanden, jetzt sind Geldspenden für die Flutopfer gefragt. Nähere Informationen auf den Internetseiten der Stadt.