Mit Unterstützung der Arbeitsagentur: Junge Mutter absolviert ihre Ausbildung in Teilzeit
Trotz Kind ins Berufsleben starten
Koblenz-Mayen. Manchmal sind die Bedingungen günstig, doch dann legt einem das Schicksal Steine in den Weg, die kaum vorherzusehen sind. So erging es auch Barbara Neumann, als sie 2007 die Schule verließ: Ihr Hauptschulabschluss mit Notendurchschnitt 2,8 war eigentlich eine solide Grundlage für den Einstieg ins Berufsleben. Doch die junge Frau war unschlüssig. Sollte sie weiter zur Schule gehen? Oder doch lieber eine Ausbildung beginnen – und wenn ja: welche? Fast neun Jahre später hat sie ihre Ausbildung noch immer nicht beendet. Weitergekommen ist die 24-Jährige nach vielen Höhen und Tiefen trotzdem – auch dank der Unterstützung durch die Berufsberatung der Arbeitsagentur und ihre Betreuer beim Bildungswerk der rheinland-rheinhessischen Wirtschaft. Warum der Weg in den Beruf für sie so schwierig war, kann Barbara Neumann selbst kaum erklären. „Irgendwie kam vieles zusammen.“ Zuerst der Versuch, die Mittlere Reife zu erlangen, der nach mehrmaligen Versuchen endgültig scheiterte. Es folgten unzählige erfolglose Bewerbungen und schließlich der Entschluss, die Wartezeit mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr zu überbrücken. Dann 2012, endlich, der Beginn einer Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin – den sie ein knappes Jahr später abbrechen musste, weil sie schwanger war. Doch diesmal war die junge Frau nicht bereit, einfach aufzugeben. „Mir war sofort klar, dass ich nach der Geburt meines Kindes weitermachen wollte. Deshalb habe ich mich auch gleich informiert, wie das klappen könnte.“ Berufsberater Dieter Zimmermann konnte der Bad Breisigerin Hoffnung machen: Seit einigen Jahren ist es möglich, eine Ausbildung in Teilzeit zu absolvieren. Bei dieser Variante des Berufseinstiegs, der auf die besondere Lebenssituation junger Mütter (und Väter) zugeschnitten ist, besuchen die Kandidat(inn)en die Berufsschule wie jeder andere Lehrling auch, der praktische Teil im Betrieb wird jedoch reduziert. Je nachdem, wie viele Stunden pro Woche entfallen, kann sich die Ausbildungszeit allerdings um ein halbes Jahr verlängern. „Das hängt letztlich stark vom Einzelfall ab“, erklärt Zimmermann. Bei Barbara Neumann befürwortete der Berufsberater darüber hinaus eine weitere Unterstützungsmaßnahme: die so genannte kooperative außerbetriebliche Ausbildung (BaE). Bei der findet die praktische Ausbildung zwar in einem regulären Betrieb statt, der mit der Arbeitsagentur kooperiert. Darüber hinaus werden die jungen Teilnehmer aber in vielfältiger Weise durch einen Bildungsträger unterstützt.
Bildungsträger
Bei Barbara Neumann ist dies das Bildungswerk der rheinland-rheinhessichen Wirtschaft gGmbH. Jeden Freitag bekommt die junge Mutter hier genau die Hilfe, die sie braucht. So lernt sie von einem erfahrenen Bäckermeister viel Theoretisches und Praktisches über ihren Beruf. Aber auch bei persönlichen Schwierigkeiten findet sie in ihrer Betreuerin Julia Blum eine Ansprechpartnerin, die sie mit Informationen, aber auch mit ganz praktischen Ratschlägen versorgt. „Es ist ja nie ganz einfach, mit der Doppelbelastung von Kindererziehung und Berufstätigkeit klar zu kommen. Aber für einen jungen Menschen, dem der Berufseinstieg noch gar nicht richtig gelungen war, gilt das natürlich besonders“, meint Blum. Auch wenn sie bei ihrer Bewerbung um eine Teilzeit-Ausbildungsstelle durchaus auf Skepsis stieß, klappte es am Ende doch recht schnell, sagt Barbara Neumann. Seit November arbeitet sie in der Andernacher Bäckerei Rommersbach. Ihr Chef, Wolfgang Engel, hatte zwar durchaus Zweifel, ob eine Ausbildung in Teilzeit klappen könnte. Aber am Ende ließ er sich überzeugen – und zwar von seinen Mitarbeiterinnen. Die waren nämlich der Auffassung, dass Barbara Neumann diese Chance verdient habe. „Und schließlich sind sie es ja, die im betrieblichen Alltag mit der Situation klarkommen müssen“, meint Engel. Nach einem knappen halben Jahr räumt er ein, dass das Teilzeitmodell zwar ein Mehr an Organisation erfordert und sich alle darauf einstellen mussten, dass die neue Auszubildende wegen ihres Kindes nicht genauso flexibel reagieren kann, wie ungebundene Beschäftigte. „Aber eigentlich gab es keine Probleme, die es nicht mit jedem anderen jungen Menschen am Beginn seines Berufsweges auch gibt.“ Trotzdem: Die gesicherte Kinderbetreuung – auch über den Kita-Platz hinaus – war für ihren Arbeitgeber durchaus ein wichtiges Kriterium, weiß Barbara Neumann. Zum Glück kann sie in dieser Hinsicht auf ihre Mutter bauen, die immer wieder spontan einspringt und der Tochter so einen weitgehend reibungslosen Ablauf ihrer Lehre ermöglicht. Wie es nach der Ausbildung weitergehen wird, wissen heute weder Barbara Neumann noch ihr Chef. Grundsätzlich gebe es in der Branche gute Chancen, auch später in Teilzeit zu arbeiten und Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Aber seine Auszubildende sei jung, wer könne da schon sagen, welche Pläne sie in drei Jahren für ihr weiteres Leben haben wird. Ein Problem sei das für ihn nicht, betont Engel. „Das ist bei jedem und jeder Auszubildenden so. Trotzdem ist jeder junge Mensch, der diesen Beruf erlernt, eine Option für uns und die Zukunft unseres Betriebes.“ Die Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen fördert derzeit sieben junge Mütter, die mit BaE-Unterstützung eine Teilzeitausbildung absolvieren. Nähere Informationen zum Thema gibt´s bei Dieter Zimmermann: Tel. (0 26 41) 9 11 62 51.
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