Verkehrsdirektion Koblenz nimmt neue Abstandsmessanlage in Betrieb
Überwachung nun mit Digitaltechnik
Koblenz. In Rheinland-Pfalz ereigneten sich im Jahre 2015 insgesamt 140.416 Verkehrsunfälle, wovon 34.548 auf die Unfallursache „mangelnder Sicherheitsabstand“ zurückzuführen waren. Die Unterschreitung des erforderlichen Sicherheitsabstandes, insbesondere bei hohen Geschwindigkeiten auf Autobahnen und Kraftfahrstraßen, birgt ein besonders hohes Gefährdungspotential. Bei Verkehrsunfällen auf Bundesautobahnen im Land Rheinland-Pfalz ist der ungenügende Sicherheitsabstand, nach nicht angepasster Geschwindigkeit, die zweithäufigste Ursache. In Rahmen der verkehrspolizeilichen Präventionsarbeit ist es daher unerlässlich dieser Entwicklung dauerhaft mit gezielten Aufklärungs- und Kontrollmaßnahmen entgegenzutreten.
Im Rahmen der im Jahr 1993 durchgeführten Neuorganisation der Polizei Rheinland-Pfalz konnte bereits im dem Jahr 1994 bei der Verkehrsdirektion des Polizeipräsidiums Koblenz ein Abstandsmesstrupp eingerichtet werden, welcher sich im Rahmen der Aufgabenzuweisung ausschließlich mit der gezielten Überwachung des einzuhaltenden Sicherheitsabstandes beschäftigte Durch Eigeninitiative der Mitarbeiter des Koblenzer Abstandstrupps und mit dem selbst gesteckten Ziel, die Überwachungstätigkeit noch effektiver gestalten zu können, wurde mit viel Engagement und den seinerzeit zur Verfügung stehenden Mitteln eine betriebsbereite Abstandsmessanlage entwickelt, welche auf analoger Technik beruhte. Die Geburtsstunde und Inbetriebnahme der ersten „Video-Abstands-Mess-Anlage“, kurz „VAMA“ genannt, war schließlich im Jahre 1995.
Mit dieser Messanlage betrat man „technisches Neuland“, welches im Ergebnis nicht nur landesweit deutlichen Zuspruch erfuhr, sondern sogar entsprechenden Gremien an der Polizeiführungsakademie in Münster/Hiltrup vorgestellt wurde. Nachdem diese Messtechnik jahrelang zum Einsatz kam und auch temporär weiterentwickelt wurde, war schließlich das Thema „Digitalisierung“ nicht mehr zu umgehen. Eine Weiterentwicklung der bestehenden Anlagen war nach 20 Jahren der Nutzung aufgrund des technischen Fortschritts schlichtweg nicht mehr möglich, da die Kompatibilität zwischen analoger und digitaler Technik erkennbare Grenzen erreichte und letztlich einem wirtschaftlich sinnvollen Denken widersprach. Um also bei der Thematik der Abstandsüberwachung auf den technisch aktuellen Stand zu kommen, entschloss sich das Land Rheinland-Pfalz im Jahr 2014 zur Anschaffung moderner, auf Digitaltechnik basierender Anlagen. Da im Rahmen dieser Neubeschaffung alle Erfordernisse berücksichtigt werden sollten und man diesen auch gerecht werden wollte, wurde eine Arbeitsgruppe unter Beteiligung alle Polizeipräsidien, der Bußgeldbehörde und der für die Beschaffung zuständigen Zentralstelle für Polizeitechnik eingerichtet. Die Leitung dieser landesweiten Arbeitsgruppe und auch die Funktion der Pilotdienststelle zur Erprobung im Rahmen einer Beschaffung wurde durch das Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur (ISIM) in Mainz der Verkehrsdirektion Koblenz zugewiesen
Bereits zum 01. Dezember 2014 konnte die Arbeitsgruppe eine neue Betriebskonzeption vorlegen. Die durch die Zentralstelle für Polizeitechnik in Mainz durchgeführte Ausschreibung ergab den Zuschlag für die Firma Vidit aus Bingen. Seitens der Firma Vidit konnte, letztlich auch aufgrund enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe, bereits im Oktober 2015 eine erste Anlage ausgeliefert werden. Diese erste Abstandsmessanlage wurde schließlich gemäß dem Arbeitsgruppenauftrag der Verkehrsdirektion des Polizeipräsidiums Koblenz zur Verfügung gestellt.
Um einen praxisnahen Übungsbetrieb gewährleisten zu können, wurden unverzüglich zwei neue Auswerteplätze eingerichtet um das Messpersonal für die komplexe neue Technik zu beschulen. Bundesweit wurde erstmals der bisher unter dem Begriff „Auswertung“ zusammengefasste Verarbeitungsprozess in einen Bewertungs- und Nachbearbeitungsprozess aufgeteilt. Die administrativen Tätigkeiten der Nachbearbeitung, wie Bildbearbeitung (Fahrzeugführer/Kennzeichen), Fertigen von Videokopien, Vervollständigen von Vorgangsdaten etc., werden nicht mehr durch die Polizei, sondern künftig bei der ZBS in Speyer abgearbeitet. Bei der Polizei verbleibt die reine Bewertung des eigentlichen Verkehrsvorganges, bei dem die Abstandsunterschreitung bzw. die Geschwindigkeitsüberschreitung als „Verstoß“ oder „kein Verstoß“ bewertet wird.
Weiterhin war es erforderlich, neben der neuen Messtechnik ein adäquates Fahrzeug zu beschaffen. Bei der Ausschreibung durch die ZPT erhielt den Zuschlag ein VW-Crafter, da dieser Fahrzeugtyp den geforderten Kriterien bezüglich des Raumangebotes entsprach. Unter der Einbeziehung der zukünftigen Nutzer wurde das Fahrzeug bei der Fa. Vidit ausgebaut.
Schon im November des vergangenen Jahres stand das Messfahrzeug dank der reibungslosen Zusammenarbeit aller Beteiligten der Verkehrsdirektion Koblenz zur Verfügung.
Nach einem Übungsbetrieb der digitalen Abstandsmessanlage endete bei der Verkehrsdirektion Koblenz Ende 2015 die Epoche der analogen Alt-Anlage „VAMA“.
Der Wirkbetrieb der digitalen Vidit-Anlage „Verkehrskontrollsystem VKS 3.0“ startete schließlich zum 01.01.2016. Der Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Koblenz, Wolfgang Fromm, stellte das neue Fahrzeug am Donnerstag, den 17. März 2016, an einer Abstandsmessstelle an der BAB 61 offiziell in Dienst.
Er verdeutlichte gegenüber eingeladenen Medienvertretern, dass die neue Messtechnik unter anderem die gleichzeitige Überwachung des Sicherheitsabstandes, der gefahrenen Geschwindigkeiten und die Dokumentation von sogenannten „Elefantenrennen“ auf bis zu drei Fahrstreifen ermögliche. Da die Auswertung von Messdaten durch die Digitaltechnik zudem deutlich vereinfacht wurde, würde es zudem künftig möglich sein, das Messpersonal noch effizienter einzusetzen und die Kontrolldichte im Sinne der Verkehrssicherheit weiter auszubauen.
Landesweit ist die Anschaffung von drei Messfahrzeugen/Anlagen geplant. Die erste Anlage kann nunmehr dauerhaft beim Polizeipräsidium Koblenz eingesetzt werden. Die beiden weiteren Anlagen werden sukzessive beschafft, wobei diese dann wechselseitig bei den Polizeipräsidien Mainz und Ludwigshafen sowie Trier und Kaiserslautern im Einsatz sein werden. Die Gesamtinvestition des Landes Rheinland-Pfalz liegt bei ca. 1 Million Euro.
Pressemitteilung Polizeipräsidium Koblenz
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