Bundeswehr aus Rheinbach unterstützte bei der Bewältigung der Flutkatastrophe

Und sie fliegen, fahren und schwimmen doch

Und sie fliegen, fahren und schwimmen doch

Bürgermeister Ludger Banken dankte der Bundeswehr für ihren Einsatz in der heißen Phase der Flutkatastrophe mit seinem Besuch am 19. August 2021 in der Tomburg-Kaserne.Foto: Bundeswehr

Rheinbach. Was der Bundeswehr mitunter bezüglich ihrer Ausrüstung nachgesagt wird, dass ihre Hubschrauber nicht fliegen, ihre Panzer nicht fahren und ihre Boote nicht schwimmen, widerlegte der Einsatz der Bundeswehr bei dieser Flutkatastrophe eindrucksvoll.

Mit einem im Standortbereich Rheinbach noch nie dagewesenen Einsatz rettete die Bundeswehr im Rahmen der Sofort- bzw. Amtshilfe viele Menschenleben. Hierbei kamen sowohl schweres Räumgerät, Boote als auch Hubschrauber zum Einsatz.

Die Bundeswehr in der Stadt Rheinbach war eine der ersten Organisationen, die die bedrohliche Lage der sintflutartigen Regenfälle erkannte. Bereits in der Nacht vom14. auf den 15. Juli hatten die Verantwortlichen des Betriebszentrum IT-System der Bundeswehr (BITS), der Kommandeur und Standortälteste, Brigadegeneral Ralf Hoffmann und sein Stellvertreter, Oberst Norbert Schmidt, telefonisch Kontakt. Es wurde der Entschluss gefasst, sofort Maßnahmen zu ergreifen, um Leib und Leben in der Zivilbevölkerung zu retten.

Im Rahmen der Soforthilfe, die jeder Kommandeur ohne Rückfrage auslösen kann, wurden alle zur Verfügung stehenden Kräfte von Dienststellen und Truppenteilen in der Tomburg-Kaserne mobilisiert.

Erinnerung an

die Flutkatastrophe in Hamburg

Die Älteren erinnert dieses Szenario vielleicht an den früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt, der 1962 als damaliger Innensenator, ohne langatmige bürokratische Entscheidungen abzuwarten, die Bundeswehr zur Rettung von Menschen bei der Flutkatastrophe in Hamburg anforderte.

„Hier war sehr schnelles Handeln erforderlich. Die Katastrophe betraf nahezu den gesamten Standortbereich Rheinbach, der bis nach Swisttal reicht“, so der stellvertretende Standortälteste, Oberst Norbert Schmidt.

Am Morgen des 15. Juli sondierten die Führungskräfte die Lage. Das gestaltete sich nicht einfach, da auch viele Soldatinnen und Soldaten im Ahrtal wohnen und somit selbst betroffen waren, so dass sie teilweise selbst nicht in der Lage waren, die Tomburg-Kaserne wie üblich zu erreichen. Doch auch für andere Beschäftigte der Bundeswehr, die nicht unmittelbar betroffen waren, war es schwierig, ansonsten halbstündige Anfahrtswege in einer Odyssee über mehrere Stunden zu bewältigen.

Frühzeitig wurde eine Operationszentrale in der Tomburg-Kaserne eingerichtet, die durch Entsenden eines militärischen Verbindungselements in den durch Stadt und Feuerwehr in Rheinbach gebildeten Stab für außergewöhnliche Ereignisse in die Gesamtkoordination eingebunden wurde.

„Es galt, schnellstens alles Erdenkliche in Angriff zu nehmen, um Menschen zu retten, Hilfe zu leisten, Unterstützung zu gewähren. Gleichzeitig mussten wir trotz eigener Wasserschäden und einiger Stromausfälle unseren Kernauftrag, die zuverlässige Bereitstellung von IT-Services für die Bundeswehr, sicherstellen“, so Brigadegeneral Hoffmann. „Das Ziel lautete, unserer Patenstadt und unseren Mitbürgern mit allen Kräften und sämtlichen Mitteln jederzeit und überall im Standortbereich zu helfen, wo es nötig und gefordert war.“

Kommunikation sichergestellt

Durch den Stromausfall war die gesamte Kommunikationsinfrastruktur im Umkreis völlig zusammengebrochen. Die Soldatinnen und Soldaten aus der Tomburg-Kaserne stellten der Stadtverwaltung, der Freiwilligen Feuerwehr und dem Technischen Hilfswerk (THW) ihre Satellitentelefone, die üblicherweise in Auslandseinsätzen der Bundeswehr genutzt werden, betriebsbereit zur Verfügung. Die IT-Experten aus Rheinbach unterstützten darüber hinaus die Firma Vantage Towers, die für den Mobilfunkanbieter Vodafone deutschlandweit Mobilfunkmasten betreibt und nun mobile Systeme in das gesamte vom Hochwasser betroffene Gebiet brachte. Die zivil-militärische Zusammenarbeit sorgte hier für eine schnelle Wiederherstellung von Kommunikationsmöglichkeiten für Betroffene und Helfer gleichermaßen.

Die bei Stadt und Feuerwehr eingesetzten Verbindungsoffiziere aus der Tomburg-Kaserne sorgten darüber hinaus für einen guten Informationsaustausch. Der Einsatz von Soldaten, die sich auch privat in der Feuerwehr engagieren, verbesserte dabei das gegenseitige Verständnis. Auch unterstützten die Soldaten in der Feuerwache bei hunderten Telefonanrufen und ebenso vielen Lagemeldungen, die aufgenommen, bewertet und verarbeitet werden mussten.

Unterstützung bei Evakuierung

Ab 15. Juli waren täglich bis zu 130 Soldatinnen und Soldaten von BITS und Zentrum Cyber-Operationen (ZCO) tagtäglich im Einsatz.

Die vordinglichste Aufgabe war zu Beginn die Evakuierung von Menschen aus den gefährdeten Ortschaften unterhalb der Steinbachtalsperre. Hier fand die Unterbringung der betroffenen Bürgerinnen und Bürger sowohl in der Rheinbacher Stadthalle als auch in der Sporthalle der Tomburg-Kaserne statt. Zusätzlich wurden dort auch stark betroffene Bürgerinnern und Bürger provisorisch untergebracht. Der Transport erfolgte mit Fahrzeugen der Bundeswehr in Zusammenarbeit mit Polizei, THW und Feuerwehr. Betroffene aus den Orten in Swisttal wurden zusätzlich in die Georg-von-Böselager-Schule gefahren.

Auch die nachfolgend notwendige Betreuung der Evakuierten in den Notunterkünften in Rheinbach wurde durch die Bundeswehr in Zusammenarbeit mit den Johannitern rund um die Uhr sowohl mit Lebensmittel als auch mit ärztlicher Versorgung sichergestellt. Dabei kamen auch Truppenpsychologen und Militärgeistliche zum Einsatz, die der Bevölkerung Trost und Zuversicht schenkten.

Sehr schnell trafen auch weitere Hilfskräfte unterschiedlicher Blaulichtorganisationen und der Bundeswehr mit entsprechendem Gerät in Rheinbach ein, die in der Tomburg-Kaserne ihr Lager aufschlugen oder dort eine Zwischenstation auf ihrem Weg ins Ahrtal einlegten.

Bundeswehr-Verbände

und THW-Einheiten

in der Tomburg-Kaserne

„Das läuft im Dienstgebrauch unter: Vorbereitung und Aufnahme anderer Kräfte zur Einsatzunterstützung sowie Bereitstellung von Transport, Unterkunft und Verpflegung. Hier insbesondere in Rheinbach, Swisttal und Rheinland-Pfalz“, erklärte der Pressesprecher des BITS, Oberleutnant zu See Michael Gollor.

So kamen im Laufe der ersten Tage der Flutkatastrophe ein Panzerpionierbataillon, Teile eines Versorgungsbataillons und Kräfte des THW zusammen, die ihren Verfügungsraum für den Einsatz im Ahrtal in der Rheinbacher Kaserne fanden.

Die IT-Spezialisten der Tomburg-Kaserne versorgten und unterstützten während des gesamten Einsatzes die hinzugekommenen Kräfte in der Kaserne.

Neben Rheinbach engagierten sich die Rheinbacher Soldatinnen und Soldaten ebenfalls in Euskirchen, Iversheim, Arloff und Mechernich, wo weitere Teile des BITS stationiert sind. Die Mechernicher Teile unterstützten dabei vorrangig im Raum Bad Münstereifel.

Nachdem das Hochwasser zurückgegangen war und die meisten Keller ausgepumpt waren, begann das große Aufräumen. Hier hat die Bundeswehr schwerpunktmäßig bei der Beseitigung des Sperrmülls in der Stadt unterstützt, um die Hauptzufahrtsstraßen und Rettungswege gangbar zu halten. Für die Reinigung der Straßen und Gehwege in der Innenstadt unterstützte zudem die Bundeswehrfeuerwehr aus Köln mit Wasserwerfern. Insbesondere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger wurde dabei auch beim Leerräumen ihrer Keller oder Wohnräume geholfen. Dabei stellten die ITler direkt unter Beweis, dass sie nicht nur die fachlichen Anforderungen ihrer Tätigkeit meistern können, sondern auch den körperlichen Belastungen des Soldatenberufes genügen.

Damit die Helfer in Swisttal auch entsprechend verpflegt wurden, stellte die Bundespolizei aus Swisttal-Heimerzheim mit der Bundeswehr aus Rheinbach und Bonn die Verpflegung der Hilfsmannschaften in Odendorf sicher.

Dank an Kameraden

und Einsatzkräfte

„Wenn es einen Zeitpunkt gab, bei der das Motto der Bundeswehr: „Wir. Dienen. Deutschland.“ passender nicht hätte sein können, dann war dies während der Flutkatastrophe, wo die Menschen hautnah erleben konnten, was die Bundeswehr zu leisten im Stande ist. Hier konnte man sehen, wie die Kameradinnen und Kameraden aktiv den Menschen in Not unkompliziert und schnell geholfen haben“, berichtete der Pressesprecher Michael Gollor.

Neben dem beruflichen Engagement, was die Soldatinnen und Soldaten in hochprofessioneller Weise zeigten, organisierten Einzelne von ihnen auch private Unterstützung – vielfach auf eigene Kosten. Herausragende Beispiele waren dabei unter anderem die Durchführung eines Feriencamps für Kinder, um ihnen Ablenkung von der Katastrophe zu ermöglichen und sie aus den zerstörten Gebieten zu holen, eine Spendenaktion lokaler Unternehmen und Privatpersonen aus ganz Deutschland sowie die Organisation von Baggern samt Fahrer, die an allen Ecken und Enden dringend benötigt wurden.

„Wir haben eine solche Katastrophe hier noch nie erlebt. Ich danke den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr und allen Kameradinnen und Kameraden, die sich an den Hilfseinsätzen vor Ort selbstlos und tatkräftig eingebracht haben. Das war großartige Leistung vieler für alle. Unser Dienst galt und gilt jederzeit den Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes“, zog Brigadegeneral Hoffmann eine erste Bilanz.

Bürgermeister Ludger Banken dankte der Bundeswehr für ihren Einsatz in der heißen Phase der Flutkatastrophe mit seinem Besuch am 19. August 2021 in der Tomburg-Kaserne.

Pressemitteilung

Bundeswehr Standort Rheinbach