20. „Höhr-Grenzhausen brennt Keramik“
Von Krossenbäckern und Blauerinnen
Ein Rundgang durch die Zeitgeschichte der Stadt – Kannenbäckerstadt erblühte im Frühling
Höhr-Grenzhausen. Zum 20. Mal hieß es in der Kannenbäckerstadt „Höhr-Grenzhausen brennt Keramik“. Die Töpfereien öffneten Tür und Tor für die interessierten Gäste und Besucher. Mit diesem Event wird alljährlich die touristische Saison eingeläutet und im Jubiläumsjahr zeigten wieder zahlreiche Werkstätten ihr Können rund um das Thema Keramik und Ton. Sie präsentierten den Besuchern ihre mit Liebe gestalteten Produkte.
Feuertaufe fürKurt Frank als Stadtführer
Erstmalig im Einsatz war an diesem Aktionstag der neue Stadtführer Kurt Frank, der in zwei rund 90-minütigen Rundgängen anschaulich, humorvoll und mit viel Liebe zum Detail durch den Ort führte. Er referierte nicht nur über die Stadtgeschichte und das Zeitgeschehen, sondern gewährte vor allem und passend zum Thema des Tages Einheimischen und Angereisten einen Einblick in das traditionelle, die Region prägende, Handwerk. So konnte man beispielsweise erfahren, dass der damals in Höhr ansässige Reinhold Hanke aus Böhmen mit seiner Gebrauchskeramik die europäischen Adelshäuser belieferte und die begeisterte Kaiserin Augusta ihn zu ihrem Haus- und Hoflieferanten ernannte. Daneben fielen auch die Namen Anno Knüdgen, Jaques Remy und Johann Kalb – Töpfer, die damals ihren Weg nach Grenzau oder Höhr-Grenzhausen fanden, wo sie heute in den Straßennamen im Stadtteil Höhr verewigt sind. Aufschlussreich war auch die differenzierte Erklärung zwischen Kannenbäckern, die das Hausgeschirr herstellten, Krugbäckern, die die Trinkgefäße fertigten und schließlich den Krossenbäckern, die kunsthandwerkliche Gefäße erzeugten. Das Blauen und Henkeln war in der damaligen Zeit den Frauen überlassen. Frank lieferte seinen ersten Stadtführungsgästen einen faszinierenden Einblick in die Vergangenheit und vor allem in das die Stadt so bezeichnende Handwerk.
Einblick in die Künstlerseelen
Dass die Vielfalt der Keramik schier grenzenlos ist und sich die Künstlerseele mit diesem Rohstoff richtig ausleben kann, zeigte der Rundgang durch die für jedermann geöffneten Werkstätten. Es war interessant anzuschauen, wie beispielsweise ein selbstgebauter Raku-Ofen brennt oder eine Töpferin in ihrem Element arbeitet. Vom salzgebrannten Grau-Blauen über filigran verzierte und bunt bemalte Geschirre bis hin zu edlem Schmuck und Lampen, fand man alles in den Töpfereien, was das Herz begehrte.
Doch nicht nur die Veranstaltung selbst feierte an diesem Sonntag ihr Jubiläum, auch die Töpferei Girmscheid schaut im Jahr 2019 auf 125 Jahre Erfolgsgeschichte zurück.
Sonderausstellung anlässlich 100 Jahre Rastal
Einen weiteren runden Geburtstag feiert in diesem Jahr die ortsansässige Firma Rastal. Aus diesem Anlass wurde im Keramikmuseum am Sonntag die Sonderausstellung „100 Jahre Rastal – Glas im Keramikmuseum“ eröffnet, die hier bis zum 10. Juni zu bestaunen ist. Rastal steht weltweit für die Veredelung von Glas. Eugen Sahm eröffnete 1919 einen Großhandel für Steinzeug, Porzellan und Glas. Erst in den Nachkriegsjahren spezialisierte sich das Unternehmen auf die Glasveredelung. Die Entwicklungsgeschichte mit Stücken aus den unterschiedlichen Perioden ist in der Ausstellung dokumentiert.
Frühling wahrhaft erwacht
Das diesjährige Motto von „Höhr-Grenzhausen brennt Keramik“ lautete „Frühlingserwachen“ und konnte treffender nicht gewählt sein. An diesem herrlichen Sonntag passte einfach alles für einen Streifzug durch die Werkstätten und Ateliers der Keramiker. Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein und milde Temperaturen ließen diesen Tag neben den interessanten Angeboten zu einem Erlebnis für Groß und Klein werden. Alle Töpfereien gestalteten ihre Räume nach dem diesjährigen Thema mit bunten Blumen und Frühblühern. Die vielen Besucher nutzten die Gelegenheit, um mit den Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch zu kommen und sich vom abwechslungsreichen Angebot in Sachen Keramik am Standort Höhr-Grenzhausen zu überzeugen. -MIH-