Veranstaltung in Rhein-Mosel-Halle
„105 gute Gründe zu feiern“
Mit einem großen Orchesterkonzert wurden 40 Jahre Staatsorchester Rheinische Philharmonie, 40 Jahre Musikschule Koblenz und 25 Jahre Freundeskreis der Philharmonie gefeiert
Koblenz. Zusammen 105 Jahre sind 105 gute Gründe zu feiern erklärte Musikschulleiter Hans-Peter Lörsch in seiner Begrüßungsansprache. Das Jubiläumskonzert mit einer Auswahl von anspruchsvollen Musikstücken würdigte den Anlass in höchstem Maße. Maßgeblich gestaltet wurde es gemeinsam mit derzeitigen und ehemaligen Schülern der Koblenzer Musikschule von dem Konzertorchester, das auf eine 350-jährige Geschichte zurückblicken kann, dem der vor vierzig Jahren verliehene Staatsorchester-Status Stabilität brachte, wie Intendant Frank Lefers sagte. Das Konzert würzten zusätzlich junge, herausragende Schüler und das Sinfonieorchester der Musikschule, Gesangssolisten und der Projektchor des Kreis-Chorverbands Koblenz e. V. Passend zum Mehrfach-Jubiläum eröffnete die Rheinische Philharmonie unter ihrem Chefdirigenten Daniel Raiskin das Konzert mit Carl Maria von Webers Jubel-Ouvertüre, die die als britische Nationalhymne weltweit bekannte Melodie enthält. Das Orchester interpretierte das Werk auf hohem Niveau, machte daraus ein voluminöses und stimmungsvolles Klangerlebnis in der Rhein-Mosel-Halle, die ihr Einjähriges im neuen Kostüm feierte, wie Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig in seinem Grußwort erinnerte. Er gratulierte den drei Institutionen und dankte der Philharmonie, die nicht nur das Theater bespiele und vielfältig mit der Musikschule kooperiere, sondern mit Konzerten auch viele freie Veranstaltungen bereichere. Viel Anerkennung zollte er dem bürgerschaftlichen Engagement des Freundeskreises, für den sich sein Vorsitzender noch mehr Mitglieder und Fördermitgliedschaften wünscht. Hofmann-Göttig versetzten immer wieder die Ergebnisse der Arbeit der Musikschule in Erstaunen. Das beweise doch, wie sehr sich eine gute Förderung lohne. Einen beeindruckenden Beweis dieser Ergebnisse lieferte die junge Violinistin Sara Jedersberger. Bei dem langen, anspruchsvollen Solo des ersten Satzes aus Felix Mendelssohn Bartholdys Konzert für Violine und Orchester zeigte sie hohe Spielfertigkeit. Mit der Aufführung der Coriolan-Ouvertüre von Ludwig van Beethoven glänzte die Musikschule gleich noch einmal. Ihr Sinfonieorchester, unter der temperamentvollen Leitung von Dorothea Buchwald, der stellvertretenden Musikschul-Leiterin, spielte das energiegeladene Werk bravourös und mit einer die Zuhörer mitreißenden Leidenschaft. Vielleicht deshalb zeigte sich schon zu diesem Zeitpunkt die dem Konzert beiwohnende Kulturministerin Doris Ahnen davon überzeugt, das bezauberndste Konzert in Rheinland-Pfalz fände an diesem Abend in Koblenz statt. Der tiefere Sinn des Gustav Mahler-Zitats „Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten“ werde ihr einmal wieder bewusst. Besondere Konzerterlebnisse wie dieses habe die Rheinischen Philharmonie immer wieder ermöglicht und damit unzählige Besucher in ihren Bann gezogen. Vorbildlich käme sie damit ihrem kulturpolitischen Auftrag für die Region und das Land nach. Unter Raiskins Leitung habe sich das Orchester zudem noch einmal ganz besonders entwickelt. Musikalisch sehr weit entwickelt ist der nicht einmal zwanzig Jahre alte Fagott-Spieler Theo Platz, der als Fünfjähriger schon an der Musikschule Koblenz Unterricht nahm. Perfekt in der Tonführung zeigte er sich in Mozarts Konzert für Fagott und Orchester und überzeugte mit seinem eleganten, hingebungsvollen Spiel, mit dem schönen, warm tönenden Instrument. Zu Jean Sibelius „Andante festivo für Streichorchester und Pauken“ erhielt die Rheinische Philharmonie Verstärkung durch Streicher der Musikschule. Ganz erfüllt von der Macht des Klanges dirigierte Raiskin die Musiker durch die kraftvolle Farbigkeit der musikalischen Poesie mit immer wieder weit ausholenden Gesten. Der dritte Solo-Musiker war Alexander Kaul an der Oboe. Mit technisch ausgefeiltem Spiel begeisterte er bei dem dritten Satz des Konzertes für Oboe und kleines Orchester von Richard Strauss.
Den fulminanten Konzert-Schlusspunkt setzte die Darbietung von Ludwig van Beethovens Fantasie für Klavier, Chor und Orchester in drei Sätzen. Auf der Bühne vereinten sich dazu der Projektchor des Kreischorverbandes, Musiker der Rheinischen Philharmonie und des Musikschul-Orchesters sowie sechs Gesangssolisten. Am Konzertflügel zeigte dazu Matthias Kirschnereit, einer der führenden deutschen Pianisten heutiger Zeit, wie viel musikalisches Empfinden in ihm steckt und welche Möglichkeiten ihm das Instrument bietet. Mit Einsetzen aller Musiker und des stimmgewaltigen Chores entwickelte das Werk eine sinnenbetörende Klangfülle. Das hatte die Kulturministerin wohl gemeint mit „Musik wie diese berühre und wecke Emotionen“. Zu Recht gab es lang anhaltenden Applaus für die Ausführenden dieses musikalisch vielfältigen Jubiläums-Konzertes.
Das Sinfonieorchester der Musikschule Koblenz, unter der Leitung von Dorothea Buchwald.
