Uni Koblenz-Landau präsentiert Ergebnisse des Projekts „Tablets für Senioren“
Ältere Menschen an neue Medien heranführen
Koblenz. In einer zunehmend medial geprägten Gesellschaft wird der Zugang zu Smartphones, Notebooks und Co. immer mehr zu einer Grundvoraussetzung für die Teilhabe am sozialen Leben.
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wird diese Thematik gerade auch für die älteren Bevölkerungsschichten relevant. Im europäischen Vergleich schneidet Deutschland bei den Zahlen der Internetnutzer über 60 jedoch schlecht ab. Bei der Heranführung dieser Altersgruppe an den Umgang mit den sogenannten neuen Medien besteht also durchaus noch Nachholbedarf.
Genau diese Problematik erkannte auch das Institut für Wissensmedien (IWM) der Universität Koblenz-Landau. In Kooperation mit der Landesseniorenvertretung Rheinland-Pfalz, der Deutschen Telekom, Samsung, mObserve und dem schwedischen Unternehmen Doro wurde das Projekt „Tablets für Senioren“ aus der Taufe gehoben. Im Zentrum dieser Studie stand die Frage, ob und wenn ja, wie die Benutzung von Tablet PCs die Teilnahme am digitalen Leben erleichtert. Hierfür wurden 19 Projektteilnehmer in zwei Gruppen eingeteilt, die dann über einen Zeitraum von drei Monaten sowohl normale Tablets als auch solche mit einer angepassten, vermeintlich seniorenfreundlicheren Benutzeroberfläche erprobten. Bei Fragen und Problemen konnten sich die Teilnehmer in Treffen vor Ort an der Universität Koblenz oder per Telefon an die Projektmitarbeiter wenden.
Individuelle Anpassung
Die Ergebnisse der vom rheinland-pfälzischen Innenministerium geförderten Studie wurden jetzt in den Räumlichkeiten des IWM in Koblenz vorgestellt. Während das schnelle Hochfahren, der Zugang zum Internet und die Handlichkeit überwiegend positiv bewertet wurden, bildete insbesondere der - mangelnde - Datenschutz einen Kritikpunkt.
Bei den Tablets mit angepasster Benutzeroberfläche wurden zudem reduzierte Funktionen und Anpassungsmöglichkeiten bemängelt. Projektleiter Dr. Peter Ferdinand kam daher zu der Schlussfolgerung, dass „seniorenfreundliche“ Tablets nicht grundsätzlich einfacher zu bedienen sind. Dennoch seien diese Geräte sinnvoll. Allerdings immer unter der Voraussetzung, dass Faktoren wie gute Lesbarkeit, Übersichtlichkeit, Steuerbarkeit und eine individuelle Anpassung an die Gerätebeherrschung des Nutzers gewährleistet seien. Eine entscheidende Rolle spiele zudem eine Verbesserung des Datenschutzes und der technische Support bei Fragen der Verbraucher.
Seniorenvertreter plädiert für „Nachhilfe“
Horst Weller, Vorstandsmitglied der Landesseniorenvertretung Rheinland-Pfalz bemängelte bezüglich der Nutzung neuer Medien das Fehlen flächendeckender „Nachhilfeprogramme“ für Senioren.
Eine mögliche Lösung dieses Problems sieht Weller in der professionellen Schulung älterer Menschen im Medienumgang durch Kooperationspartner wie beispielsweise die Telekom.
Auf diese Weise ausgebildete „Nachhilfelehrer“ könnten ihre erworbenen Fähigkeiten dann auf ehrenamtlicher Basis in Seminaren oder Hausbesuchen an andere Senioren weitergeben. Detaillierte Pläne für die Umsetzung solcher Ideen liegen jedoch noch nicht vor.
