Der Koblenzer Oberbürgermeister zeigte 20 Vereinsvertretern das Dilemma auf
Auch beim Sport muss gespart werden
Koblenz. „Ein rein städtisch finanziertes Hallenbad kann nicht geschultert werden“, erklärte der Koblenzer Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig bei der Jahrestagung des Sportstadtverbands Koblenz im Haus der Pfaffendorfer Schützengesellschaft. Verbandsvorsitzende Britt Gutmann hatte den Oberbürgermeister und die für Sport zuständige Bürgermeisterin, Marie-Therese Hammes-Rosenstein, zur Tagung eingeladen, damit sie vor den Vereinsvertretern quälende Fragen zu Koblenzer Sportstätten beantworteten. Die klangen für die 20 Koblenzer Sportvereinsvertreter aber keineswegs rosig, ist doch die Stadt Koblenz „mit 500 Millionen Euro stark verschuldet, aber nicht überschuldet“, wie Prof. Dr. Hofmann-Göttig sich ausdrückte.
Wo Sanierungsbedarf ist, werden wir das auch machen“
Das Hallenbad ist für ihn die große Quälfrage, aber für das Jahr 2012 und 2013 wurde beschlossen, dass es keine neuen Großprojekte gibt. „Wo Sanierungsbedarf ist, werden wir das auch machen. Es gibt zwei Masterpläne: Schulbau- und Brückensanierung und die werden abgearbeitet. Ob es für das baufällige Hallenbad ein neues Projekt gibt oder ob es saniert wird, ist noch nicht entschieden. Gutachter analysieren die Bäder auch darauf, ob sich ein privater Investor findet, denn die Wichtigkeit von Volks- und Schulschwimmen ist mir bewusst. Ein Ausweichen nach Lahnstein und Mülheim-Kärlich lehnen wir ab, weil Koblenz Oberzentrum ist“, führte der Oberbürgermeister aus, der zuvor den Sport und die ehrenamtlichen Funktionäre gelobt hatte. „Viele von ihnen sind der Meinung, dass Sportförderung unumstößlich von höchster Priorität ist und für den Sport alles dazu sein hat. Eine Auffassung, die ich als Kämmerer nicht akzeptieren kann und darf. Es wäre schön, wenn Koblenz für das alles genug Geld hätte, aber so ist es nicht“, bedauerte Hofmann-Göttig. Er hielt dann eine Art Haushaltsrede, die darin gipfelte, dass das Ziel sei, in Koblenz bis 2016 für laufende Ausgaben keine Schulden mehr zu machen. Und dies gelinge nur durch eine Bremse auf der Ausgabenseite und die Erschließung neuer Einnahmequellen.
Sparen mit Sensibilität
„Sparen ist schön und gut aber bei Sport und Jugend darf man nicht sparen“, meinen viele. „Aber bei keinem soll gespart werden, jedoch sparen muss man überall. Unsere Sparpolitik geschieht aber nicht mit dem Rasenmäher, sondern mit Sensibilität. Die abgesenkten Sportzuschüsse wollen wir stabilisieren“, kündigte der Oberbürgermeister an. Die belaufen sich auf jährlich rund 500.000 Euro. Bei der Diskussion kritisierte der Vorsitzende des TuS Niederberg Jürgen Frensch, dass Vereine, die eine eigene Sporthalle besitzen, schlechter gestellt seien, als andere: „Wenn wir die Halle der Stadt schenken, hätte sie 12.000 Euro gespart, aber wir haben 18.000 Euro Energie- und 5000 Euro laufende Kosten.“ Finanzvorstand Bernd Müller gab noch zu bedenken, dass die TuS die 12.000 Euro Zuschuss vorfinanzieren müsse und man so ein teures Minus habe. „Das ist alles überzeugend vorgetragen und ich habe auch keinerlei Zweifel an den Aussagen.Die Dinge so einprägsam und eindrucksvoll zu schildern, gelingt jedem Zuwendungsempfänger. Dennoch müssen wir zur Haushaltskonsolidierung kommen. Wir wollen aber keine Einrichtungen platt machen“, unterstrich der Koblenzer Stadtchef, gab aber zu: „Da die Dinge von außen kommen, wie der ADD (Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion), kann ich nichts versprechen, denn wir haben bei der Sportförderung keine Sicherheit“, erläuterte Prof. Dr. Hofmann-Göttig und bat um Vertrauen, „dass auch wir an der Seite des Sports stehen.“
Auf die Frage nach der Nutzung des Bundeswehrbades antwortete Bürgermeisterin Hammes-Rosenstein, dass es sanierungsbedürftig sei und ob da etwas geschehe, wisse man wegen des Truppenabzugs nicht: „Die Bundeswehr kämpft aber um die Sanierung, denn es kommen viele neue Dienststellen ins Bundeswehrzentralkrankenhaus, deren Mitarbeiter dann auch zu verschiedenen Tageszeiten Sport machen wollen.
Wir als Stadt könnten von freien Zeiten profitieren, jedoch gibt es da ein Zeitfenster von zwei bis drei Jahren.“ Britt Gutmann dankte für die aufschlussreichen, aber ernüchternden Berichte. Der Oberbürgermeister führte aus, dass er mit Beklemmungen zu der Jahresversammlung gekommen war: „Aber ich fühle mich hier verstanden. Ich verspreche eine faire Partnerschaft und werde die Wahrheit sagen.“ Britt Gutmann erklärte in ihrem Bericht, dass neben der Jahreshauptversammlung und einer jährlichen Fachwartesitzung die Vorstandsmitglieder häufig die Mitgliedervereine besuchen und mit ihnen Gespräche führen würden. Aber auch Mediengespräche, eine Meisterfeier, die nächste ist am 6. März 2014 in Lay, waren Aktivitäten des Stadtsportverbands. Mit der Kassenlage – 1000 Euro Gewinn gegenüber dem Vorjahr – war der Vorstand sehr zufrieden.
