Deutscher Gewerkschaftsbund Region Koblenz
DGB besorgt über die Verfestigung der Armut im Hartz-IVSystem
Koblenz. Die Verfestigung der prekären Lebensverhältnisse ist bedrückend, wenn mehr als vierzig Prozent der Hartz-IV-Bezieher in der Stadt Koblenz und dem Landkreis Mayen-Koblenz mindestens vier Jahre auf staatliche Fürsorge angewiesen sind. 8,8 Prozent der erwerbsfähigen Menschen in Koblenz und 5,5 Prozent im Kreis MYK waren Ende 2012 auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen. Damit waren 6.196 Menschen in Koblenz und 7.654 Menschen im Landkreis MYK im Alter von 15 bis 64 Jahren auf staatliche Fürsorge angewiesen. Mehr als sechzig Prozent der erwerbsfähigen Hartz-IVBezieher und Bezieherinnen von Koblenz (64,2 Prozent) und des Kreises (63,7 Prozent) sind bereits im Langzeitbezug und haben in den letzten zwei Jahren mindestens 21 Monate Hartz-IV bezogen. Ebenso sind mehr als vierzig Prozent aller Empfänger und Empfängerinnen im Alter von 15 bis 64 Jahren sogar seit mindestens vier Jahren auf Hartz-IV angewiesen (Koblenz
45,3 Prozent und MYK 42,9 Prozent). „Dem Hartz-IV-System ist es bisher nicht gelungen, eine Verfestigung prekärer Lebenslagen zu verhindern“, so Gabi Weber, DGB Region Koblenz.
Fördermaßnahmen und niedrige Löhne
„Die Anzahl der hilfebedürftigen Menschen in und um Koblenz geht weit über die hier genannten Arbeitslosen hinaus. Viele Hartz-IV-Bezieher und -Bezieherinnen befinden sich in Fördermaßnahmen oder gehen einer Beschäftigung nach, die durch niedrige Löhne, eine geringe Stundenzahl oder durch eine kurzfristige Dauer nicht existenzsichernd und prekär ist. Andere haben Betreuungspflichten oder befinden sich noch in Ausbildung“, stellt die Regionsgeschäftsführerin des DGB Koblenz fest. Trotz der Verhärtung im Hilfebezug gibt es auch im Hartz-IV-System relativ viel Bewegung. Ständig kommen welche neu hinzu, während andere den Hilfebezug wieder beenden können.
Daten zum Eintritts- und Verbleibsrisiko im Hartz-IV-System
Erstmals hat der DGB für die Region differenzierte Daten zum Eintritts- und Verbleibsrisiko im Hartz-IV-System vorgelegt.
Ihnen zufolge liegt das Eintrittsrisiko in Hartz-IV für Erwerbsfähige im vergangenen Jahr in der Stadt Koblenz bei 4,4 Prozent und im Landkreis bei 2,6 Prozent.
Das heißt für Koblenz, dass mehr als vier Prozent der Bevölkerung von 15 bis 64 Jahren innerhalb eines Jahres Hartz-IV beantragen müssen und für den Landkreis sind es knapp drei Prozent. Vergleicht man Koblenz mit anderen Großstädten in Deutschland, wo das Risiko im Durchschnitt bei 3, 6 Prozent liegt, wird deutlich, dass Koblenz schlechter abschneidet, der Landkreis liegt etwa im Durchschnitt der vergleichbaren Kreise im Westdeutschland (2,5 Prozent).
Bei dem Risiko, hilfebedürftig zu bleiben, lässt sich für Koblenz sagen, dass es nur 38,2 Prozent gelingt, innerhalb eines Jahres aus dem Hartz-IV Bezug zu kommen. Für den Kreis ist festzuhalten, dass auch hier weniger als der Hälfte der Hartz-IV Beziehenden im ersten Jahr die Überwindung der Hilfebedürftigkeit gelingt (47,9 Prozent). Angesichts der Situation in der Stadt Koblenz und im Kreis Mayen-Koblenz fordert der DGB das Jobcenter und die Kreisverwaltung zu mehr Anstrengungen zur Vermeidung und zum Abbau von Langzeitbezug auf.
„Dazu braucht es eine stärkere Professionalisierung der Betreuung und vor allem einen anderen Betreuungsschlüssel für jeden Sachbearbeiter und Fallmanager. Stabilisierungs-, Unterstützungs- und Eingliederungsmaßnahmen müssen stärker am Ziel der Nachhaltigkeit ausgerichtet werden. Zudem müssten die sozialintegrativen Maßnahmen des Kreises, wie Schuldnerberatung etc., sowie abschlussorientierte Qualifizierungen für diese Zielgruppe ausgebaut werden. Ebenso halte ich es für sinnvoll, Menschen über mehrere Monate nach einer erfolgten Arbeitsaufnahme zu betreuen, um ein neues Arbeitsverhältnis möglichst zu stabilisieren.
Auch die Bundesregierung ist gefordert: Durch die Kürzung der Arbeitsförderung in den vergangenen Jahren haben sich die Förderchancen für Hartz-IV Empfänger und -Empfängerinnen massiv verschlechtert; dies hat dazu beigetragen, dass viele Menschen längerfristig auf staatliche Fürsorge angewiesen sind. Aber auch die Unternehmen haben ihren Anteil einzubringen und Hartz-IV-Empfängern und -Empfängerinnen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu geben.“, resümiert Gabi Weber, MdB, „denn jeder Mensch, der so lange im Hartz IV System bleibt, ist einer zu viel.“
Pressemitteilung des
DGB Region Koblenz

Das haben wir in Erster Linie der Politik zu verdanken. Also Danke!