Politik | 07.02.2013

„Das ist ein großes Glück für die Stadt “

Martin Görlitz investiert eine zweistellige Millionensumme, um historische Gebäude zu erhalten und zu nutzen

Bürresheimer Hof, v. l., Altes Kaufhaus und Schöffenhaus will die Görlitz Stiftung nachhaltig nutzen und erhalten.

Koblenz. „Ich verfüge über entsprechendes Geld, habe aber keine Lust dies zum Beispiel in Schiffsbeteiligungen zu stecken“, das sagte der 57-jährige Martin Görlitz bei einer Pressekonferenz im Koblenz Rathaus über die Verwertung von drei denkmalgeschützten Immobilien am Florinsplatz und der Kornpfortstraße 15. Der in Koblenz aufgewachsene Dipl. Ing. investiert eine zweistellige Millionensumme über seine Martin Görlitz Stiftung sowie eine Objekt- und Beteiligungsgesellschaft unter Federführung der Stiftung. So werden das ehemalige Tanz- und Kaufhaus, in dem das Mittelrheinmuseum untergebracht ist, der Bürresheimer Hof und das Dreiköniginnenhaus, in beiden ist die Stadtbibliothek  beheimatet, nachhaltig genutzt und erhalten. Wenn im Sommer Museum und Bücherei in das neue „Forum Confluentes“ auf dem Zentralplatz ziehen, sind die Immobilien in der Altstadt ungenutzt. Es wurde schon vom Abriss dieser schönen denkmalgeschützten und altstadtprägenden Häusern gesprochen. Um dies zu verhindern, hat die Stadtverwaltung Ende 2011 aufgerufen, Ideen für die Verwendung des freiwerdenden historischen Gebäudeensembles am Florinsmarkt zu entwickeln.

Engagement der Görlitz-Stiftung

Gemeldet hat sich die Görlitz-Stiftung, deren Zweck die Förderung von Projekten in den Bereichen Energie, Umwelt und Soziales ist. Der Schwerpunkt der Stiftungsarbeit liegt dabei auf der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Das Stiftungskapital beträgt aktuell circa vier Millionen Euro. In Koblenz ist die Stiftung vor allem bekannt durch die „Jugendwerkstatt für Energie und Technik“ und den jährlich stattfindenden „SOLAR CAMPUS“ / Solarboot Cup. Nicht nur Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig ist begeistert von dem Engagement der Görlitz-Stiftung, sondern auch der größte Teil des Koblenzer Stadtrats, der das Konzept fast einstimmig genehmigt hat. Es soll ein „Institut für zukunftsfähiges, nachhaltiges Wirtschaften“ entstehen, verbunden mit einem Angebot an die Hochschulen der Region, sich in gemeinschaftlich organisierten Projekten an die Lösung von fachübergreifenden Zukunftsaufgaben zu begeben. Für die Hochschulen ist so eine öffentlichkeitswirksame Präsenz im Stadtkern möglich, für die Stadt Koblenz ein weiterer Baustein zur überregionalen Wahrnehmung als zukunftsorientierter Standort. „Wir haben uns an der Ausschreibung beteiligt, weil die Gebäude am Florinsmarkt ein prägendes Element für das Stadtbild von Koblenz sind und man die Zerlegung zu unterschiedlichen Zwecken und in unterschiedliche  Gestaltungen vermeiden sollte. Die gemeinsame Erhaltung der Gebäude in einer Hand ist eine einmalige Chance“, meint Martin Görlitz dazu.

Konzept: Nachhaltigkeit und zukunftsfähiges Wirtschaften

Das übergreifende Konzept sieht vor, dem Thema Nachhaltigkeit und zukunftsfähiges Wirtschaften einen Raum und eine Plattform zu geben. Die einzelnen Angebote wirken zusammen und können sich im Verlauf des Projektes weiter entwickeln. Das Gesamtkonzept trägt den Namen ISSO, institute for social and sustainable economics. Zum Projektstart ist geplant: Im Dreikönigenhaus in der Kornpfortstraße, heute Stadtbücherei, gibt es schon Büroräume, die zukünftig für Unternehmensgründungen im „social entrepreneurship“, soziales Unternehmertum, genutzt werden. Die ersten Gründer könnten schon in diesem Jahr einziehen.  Ferner soll mit Studenten aller Hochschulen am Standort Koblenz eine studentische Initiative entstehen, um gemeinsam Zukunftsfragen zu bearbeiten. Dies ist denkbar in Form gemeinsamer, interdisziplinärer Studienprojekten, wie Veranstaltungen und Vorträgen. Das Kauf- und Tanzhaus, Mittelrheinmuseum, soll in einem zweiten Bauabschnitt untergliedert und zum Tagungs- und Veranstaltungshaus werden. Die Sanierung des Gebäudes ist ab Ende 2014 geplant. Das Schöffenhaus beherbergt im Erdgeschoss das „Schöffenstübchen“, welches weiterhin für die Stadt und die Öffentlichkeit nutzbar gemacht werden soll. Auf den weiteren Etagen sind Clubräume im Zusammenhang mit der neuen Gesamtwidmung des Gebäudeensembles denkbar. Eine umfassende Sanierung soll zusammen mit dem Alten Kaufhaus im zweiten Bauabschnitt erfolgen.

Im Bürresheimer Hof , Stadtbibliothek, besteht ein sehr hoher Sanierungsstau. Das Gebäude wirkt im Gesamtbild besonders verwahrlost, deshalb soll hier noch in diesem Jahr der erste Bauabschnitt beginnen. Mitte nächsten Jahres ist der Bürresheimer Hof dann ein  Gästehaus, wo vorrangig Hochschulregion und Gesamtinstitut Gäste unterbringen können. Überschüssige Zimmer können am Markt angeboten werden. Es sind 30 Appartements, eine Gastronomie sowie Lager- und Infrastrukturflächen für das angeschlossene Alte Kaufhaus vorgesehen.

Das alles ist eine sensible Angelegenheit, denn der Bürresheimer Hof war etwa 90 Jahre lang eine jüdische Synagoge und es wurde darüber nachgedacht, sie hier wieder aufzubauen. Aber bei einer Aufteilung des Ensembles am Florinsmarkt wäre  das Gesamtvorhaben der Görlitz-Stiftung vermutlich nicht möglich. Daher hat der Oberbürgermeister mit der jüdischen Gemeinde gesprochen und gemeinsam über den Neubau einer Synagoge an einer anderen Stelle nachgedacht. Derzeit ist die Stadt in Vorverkaufsverhandlungen mit der Stiftung. Im Vertrag wird stehen, dass die Stadt, falls das Konzept nicht aufgehen sollte, entsprechende Sicherheiten für einen Rückkauf hat. „Das alles ist ein großes Glück für die Stadt  Koblenz, das hat man nicht so häufig. Würdevoll mit Denkmalgebäuden umzugehen liegt auch im öffentlichen Interesse. Die Stadt wird nicht belastet, da das Projekt rein privat finanziert wird, die Stadt erhält sogar noch den Kaufpreis“, lobt Oberbürgermeister Dr. Hofmann-Göttig.

Zur Person: Martin Görlitz

Martin Görlitz gründete nach seinem Studium der Elektrotechnik sein Unternehmen „Görlitz Computerbau - Messtechnik für Elektronik und Medizin“, die heutige Görlitz AG in Koblenz. Diese ist heute marktführender Hersteller von Zählerfernablese- und Metering-Systemen. Das Unternehmen gehört zur IDS-Gruppe, denn 2011 trennte Martin Görlitz sich von seinen Geschäftsanteilen und ist heute nur noch im Aufsichtsrat der AG. 1995 entschied er, sich mit einer eigenen Stiftung im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung zur Zukunftssicherung unserer Gesellschaft zu engagieren. Zum Stiftungsvorstand gehören ferner: Ralf Hoffmann, Dipl.-Betriebswirt Franz Fassbender, Prof. Dr. Hans-Dieter Kirschbaum und Prof. Dr. Arno Steudter.  HEP

Bürresheimer Hof, v. l., Altes Kaufhaus und Schöffenhaus will die Görlitz Stiftung nachhaltig nutzen und erhalten.
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So sieht die neue Ahrtalbahn aus

  • H. Schüller: Echt überflüssiges Design, passt im Unterschied zu historischen Zügen nicht zum Landschaftsbild, erinnert an eine fahrbare Werbeveranstaltung und ein gefräßiges Wesen mit weit geöffnetem Maul. Offenbar...
  • P. N.: Geil!!!!!!!
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