Allgemeine Berichte | 28.02.2015

Zauberphilosoph Andino feierte mit seinem neuen Soloprogramm Premiere in Diehl’s Hotel

Die Macht der Täuschung

Die Zuschauer werden bei Andino selbstverständlich miteinbezogen.

Koblenz-Ehrenbreitstein. Zauberphilosoph Andino feierte mit seinem neuen Soloprogramm „Die Macht der Täuschung“ Premiere in Diehl’s Hotel. Sowohl der Philosoph als auch der Zauberer Andino nimmt sich dazu ein wenig zurück, sogar auf Melone und Weste verzichtet er. Mit seinem Publikum geht er der Frage auf den Grund, ob okkulte Phänomene nur ein Trick, eine optische Täuschung oder womöglich durch übersinnliche Kräfte erklärbar sind. Und wie immer, wenn Andino lädt, gibt es viel zu lernen, sein Publikum will er offenbar nicht für dumm verkaufen. Aus der Geschichte der Parapsychologie, die Mitte des 19. Jahrhunderts in England begann, stellt er einige Kapitel vor. Unterhaltsam referiert er über Phänomene wie Gedankenlesen, Hellsehen, Psychokinese und über Bühnenkünstler mit übersinnlich scheinenden Kräften. Mit Uri Geller macht er den Anfang. Bei Fernsehauftritten verbog der Mitte der 1970er Jahre Gabeln und brachte stehen gebliebene Uhren wieder zum Ticken. War er ein Scharlatan? Ist Andino einer, wenn er in Geller-Manier Plastik verbiegt? Gellers Kunststück, das damals mit „Telepathie“ erklärt wurde, entzaubert Andino jedenfalls gründlich. Moral von der Geschichte: Wer an Wunder glauben will, für den geschehen sie eben, auch wenn da notfalls ein bisschen nachgeholfen werden muss. So ist wohl auch die damalig große Verbreitung der Spiritismuswelle zu erklären, von der Andino erzählt. Etliche der Medien, die bei spiritistischen Zirkeln Nachrichten aus dem Jenseits empfangen haben wollen, hätten sich später als Hochstapler oder Betrüger entpuppt.

Ist Spiritismus Humbug?

Ob Spiritismus nun Humbug ist oder nicht, sei nicht zu beweisen. Andino nimmt es mit Humor und führt seinen kleinen Geist, der unter einem Tuch zappelt und zuckt am amüsierten Publikum vorbei. Zu einem großen Showthema macht der Zauberkünstler Hellsehen und Gedankenübertragung, wozu er verblüffende Tricks zeigt. Wie gelingt es ihm, die nur gedachten Zahlen und Buchstaben aus den Köpfen von einzelnen Zuschauern „auszulesen“. Hat er übersinnliche Fähigkeiten, ist es Täuschung oder hat der Verbündete im Publikum, Jörg Zimmermann, Vorsitzender des Magischen Zirkels Koblenz, seine Finger im Spiel gehabt? Andino liefert Erklärungen. Es ist wohl die Kraft der Suggestion, verbunden mit Psychologie und der Fähigkeit, Schlussfolgerungen zu ziehen, die jedem vorgeblichen Gedankenleser ein wichtiger Assistent ist. Andino unterhält sein Publikum mit diesen Darbietungen aufs Beste und beschert ihm magische Momente lang kindliches Staunen. Auf die Folter spannt er die Zuschauer mit einem Trick, bei dem erst nach einer gefühlten Ewigkeit ein Brett endlich, wie von Geisterhand gestoßen, von einem Flaschenhals herunterfällt. Ist die Verzögerung Effekthascherei oder wirken die aktivierten Kräfte nicht wie geplant?

Das Pendeln

Die Antwort darauf hätte man jetzt auspendeln können, denn das Pendeln ist ein weiterer schwergewichtiger Programmpunkt. Schon in der Pause bringen die ersten Gäste Ringe oder Schlüssel zum Pendeln. Was bedeutet Pendeln, wer macht das und warum? Andino führt aus, dass viele Menschen es als Zukunftsorakel nutzten und immer noch nutzen. Je nach Grad der emotionalen Labilität und dem der Leichtgläubigkeit könne das mitunter durchaus gefährlich werden. Andere setzen das Pendel als Messinstrument ein, um zum Beispiel bestimmte Inhaltsstoffe von Lebensmitteln oder Wasservorkommen zu ermitteln. Der Philosoph Dr. Andreas Michel, alias Andino, glaubt natürlich nicht an die Kraft des Pendels. Er ist überzeugt, es sage nur, was der Pendler hören möchte und schließt sich der Auffassung eines bekannten Arztes an, jeder mentale Befehl habe eine physiologische Reaktion zur Folge. Doch den spielerischen Umgang mit dem Pendel demonstriert er mit Tricks, bei denen das Pendel die Gedanken des Gegenübers enthüllen soll. Aber der mitspielende Zuschauer erweist sich als „Ungläubiger“, ist kaum manipulierbar - schlimmer noch: Er denkt, und zwar so, dass er den Zauberer bewusst auf die falsche Fährte lockt. Selbst das Lesen der Muskelsprache durchschaut er und steuert gegen. Andino macht gute Miene zum bösen Spiel und steckt den einen oder anderen Fehlversuch professionell weg. Als nicht, oder nur wenig geglücktes Experiment muss er auch die Nummer verbuchen, bei der vier gestandene Männer einschließlich Andino eine Zuschauerin nur mithilfe ihrer Finger von einem Stuhl hochheben sollen. Vielleicht war die Dame als Nicht-Jungfrau einfach nicht zum Schweben geeignet, oder scheiterte der Versuch doch an der mangelhaften Kräfteverteilung? Obwohl die Arbeit mit Publikum für jede Zauberschau Risiken birgt, ist für Andino die Nähe zum Publikum unerlässlich, denn es ist sein ständiger Assistent. Ums Mitmachen kommt kaum jemand herum, die meisten melden sich sowieso freiwillig. Nur der Zuschauer, der am Schluss auf die Bühne kommt, ist vermutlich nicht ganz froh damit. Denn, „als große Schlussnummer“ angekündigt, findet er sich mit Herzchen-Haarreif und Schneebesen auf der Stirn letztlich als Hauptperson in einem Bühnenklamauk wieder, der so gar nichts mehr mit der „Macht der Täuschung“ und Illusionskunst zu tun hat, weniger täuschend, als enttäuschend in dem, an sich niveauvollen, Programm ist. Zu sehen ist Zauberphilosoph Andino auch an den beiden kommenden Sonntagen (08. und 15. März) in Diehl’s Hotel in Koblenz-Ehrenbreitstein.

Die Zuschauer werden bei Andino selbstverständlich miteinbezogen.

Die Zuschauer werden bei Andino selbstverständlich miteinbezogen.

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