In Koblenz wurde die neue Jakobuskirche geweiht
„Einmal sich alles geschehen lassen…“
Koblenz. Es blieb bis kurz vor Beginn des Gottesdienstes spannend, wie viele Menschen zur Weihe der neuen Jakobuskirche auf dem Koblenzer Asterstein kommen würden. Zwar bietet das neue Gemeindezentrum der Gemeinde an Rhein und Mosel nun mehr Raum, doch für ein solches Großereignis sind die Kapazitäten weiterhin begrenzt. Dann wurde die Prognose der Kirchenvorstandsmitglieder bestätigt: Rund 180 Gäste und Gemeindemitglieder fanden den Weg in den Stadtteil auf der Höhe, von denen sich nur wenige mit einem Stehplatz begnügen mussten. Die Liturgie der Kirchweihe war im guten Sinne schlicht und ergreifend. Drei Vertreter der Gemeinde begrüßten die Anwesenden mit einem persönlichen Wort, darunter Elisabeth Pohl, die seit ihrer Taufe 1924 alt-katholisch ist und der Gemeinde Koblenz seit 1957 angehört. Sie erzählte von der Wehmut, sich nach so vielen Jahren von der kleinen Jakobuskapelle im Stadtzentrum zu verabschieden, betonte aber klar die Chance, die sie in dem neuen Gemeindezentrum sehe. Als Vertreter der evangelischen Gemeinde, die im Vorbesitz des Gebäudes war, sprach Presbyter Dietmar Porschke-Greve seinen Dank dafür aus, dass an diesem Ort die Verkündigung fortgesetzt würde. Mit einem Lichtritus eröffnete Bischof Dr. Matthias Ring den Gottesdienst. Die Osterkerze, die vom Diakon auf den neuen Leuchter gestellt wurde, sei ein Zeichen für die Ermahnung Jesu, Stadt auf dem Berge zu sein und als lebendige Zeugen der Auferstehung unsere Wege zu gehen. Ambo und Altar wurden jeweils an den Stellen in der Liturgie gesegnet beziehungsweise geweiht, an denen die sogenannten Prinzipalien zum ersten Mal genutzt wurden: vor der Lesung und vor der Gabenbereitung. In einem Segensgebet erbat Bischof Ring, der Kirchenraum möge zu einem Ort werden, an dem alle Menschen Gottes heilende Kraft erfahren. Musikalisch gestaltet wurde die Liturgie durch die vierköpfige Band der Koblenzer Gemeinde, die mit einer Mischung aus klassischen Kirchenliedern und neuem geistlichen Liedgut zu einer lebendigen und gleichzeitig besinnlichen Atmosphäre beitrug. Mit der Kollekte, die an diesem Sonntag eigentlich für einen anderen Zweck bestimmt war, schaute die Gottesdienstgemeinde bewusst über den Tellerrand und sammelte für die Taifunopfer der Schwesterkirche auf den Philippinen. Mit knapp über 1.000 Euro konnte der Wiederaufbau dort unterstützt werden.
„Es ist jetzt schon zu spüren, wie wir als Gemeinde im Viertel wahrgenommen werden“
Die Grußworte, die zu einem solchen Anlass gehören, machten deutlich, wie sehr die alt-katholische Gemeinde Koblenz in die ökumenischen Beziehungen eingebunden ist. Bereits während des Gottesdienstes überreichte Pfarrer Stephan Wolff als Vertreter der römisch-katholischen Innenstadtgemeinden ein festliches Evangeliar als Geschenk. Reiner Knudsen bekannte als Zweiter Vorsitzender der Synodalvertretung offen und humorvoll, nach der Betrachtung der ersten Bilder vor der Renovierung sei es ihm schwergefallen, sich vorzustellen, was aus dem Raum einmal werden könne. Nun seien seine Erwartungen jedoch übertroffen worden, und aus einem ersten „Oje“ wurde ein klares „Wow!“ Der Kirchenraum wirkt sakral und gleichzeitig auch gemütlich. Er wirkt durch einfache Akzente, bei deren Planung der Kirchenvorstand stets auch die Kosten im Blick hatte. So hing im Advent ein schlichter Adventkranz mit Kerzen, die auf Anraten des Künstlers leuchtend rot sein sollten, von der Decke, wobei diese Konstruktion keinerlei Arbeiten am Dach und damit weitere erhebliche Unkosten verursachte. Und auch die Gardinen an der großen Fensterfront, die im wahrsten Sinne schwedische Gardinen sind, ergänzen den Raum und wecken mit ihren fließenden Motiven Assoziationen zur Taufe und zum Heiligen Geist. Mit besonderer Freude wurde die Anwesenheit von Vertretern der Nachbarschaft sowie der im Stadtteil ansässigen Vereine aufgenommen. „Es ist jetzt schon zu spüren, wie wir als Gemeinde im Viertel wahrgenommen werden,“ so Pfarrer Ralf Staymann. So wurde die Gemeinde bereits in die Gestaltung des lebendigen Adventkalenders mit einbezogen und erhielt auch schon eine Einladung zur großen Sitzung des Karnevalvereins. Auch der Künstler war anwesend. Peter Klein, Bildhauer und Priester mit Zivilberuf in Südbaden, trug durch sein künstlerisches Wirken wesentlich zur Neugestaltung des Kirchenraums bei. In einem Wort des Künstlers wurde die geistliche Dimension seines Schaffens deutlich. „In der Weiheliturgie sei bereits alles gesagt“, bemerkte Klein bescheiden, fügte dann jedoch einige persönliche Worte über die Herkunft des Materials, des alten Eichenholzes aus dem Rhein sowie der Scheibe aus dem Stamm des alten Nussbaums im Singener Pfarrgarten, an. Als Wunsch gab Peter Klein der Gemeinde, die viele Stunden ehrenamtlicher Tätigkeit für die Renovierungsarbeiten investierte, und allen, die künftig auf dem Asterstein Gottesdienst feiern werden, einige Verse aus einem Gedicht von Reiner Maria Rilke mit auf den Weg: „Rast! Gast sein einmal. Nicht immer selbst seine Wünsche bewirten mit kärglicher Kost. Nicht immer feindlich nach allem fassen; einmal sich alles geschehen lassen und wissen - was geschieht, ist gut.“
